zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Kunstbesuch in „Peters Garten“

Caputher Musiken unterstützen Altmanns Schaffen: Gartenbilder und Singspiel im Reiche Floras

Caputher Musiken unterstützen Altmanns Schaffen: Gartenbilder und Singspiel im Reiche Floras Von Gerold Paul Schwielowsee · Caputh - Die Bahnhofstraße in Caputh endet an einer eindrucksvollen Treppe, wo hangwärts blühende Hundsrosen duften. Sie führt zum Panoramablick des Krähenberges hinauf. Nahe der betagten Altmann-Linde schaut man nach Werder, und, vor dem Hintergrund des Schäferberges in Berlin, auch auf Potsdam. Nur ein Steinwurf linkerhand vom Ausguck befindet sich das Grundstück der Familie Seidler, welches man durchqueren muss, um zu „Peters Garten“ zu gelangen. Der berühmte „Inselgärtner von Potsdam“, ein Schüler Karl Foersters, Freund des Alpinen und seltener Stauden, verwandelte diese Hanglage, einst Wäscheplatz mit Flieder und Auslauf der Hühner, seit 1965 in sein eigenes Klein-Eden. Es Nachgeborenen zu bewahren, wurde die Heimstatt seltener Gewächse 2001 ins Denkmalverzeichnis des Landkreises Potsdam-Mittelmark aufgenommen, ein Schild am Bahnhof unten weist seitdem den Weg hinauf. Auch die „Caputher Musiken“ machten sich Gedanken, wie man den Naturgarten erhalten und, mit Altmanns Einverständnis, der längst geköderten Öffentlichkeit erschlösse. Weil es Zufälle nicht gibt, trat Notwendigkeit hervor: Man stieß auf ein Singspiel, welches Burkhardt Söll, im Westerwald geboren, als Eloge auf den Garten des Malers Peter Bethke für Cello, Flöte und Gitarre komponierte. Es hieß „Peters Garten“. Eine pfiffige Idee, dieses sehr eigenwillige Werk mit noch eigenwilligeren Texten (Manuela du Bois-Reymond) in Peter Altmanns Garten als Veranstaltung der „Caputher Musiken“ aufzuführen, dazu in der Erstbesetzung! Ohne Hilfe von Kulturland Brandenburg 2004 wäre es den Caputhern wohl sauer geworden, die Altistin Barbara Ochs, Friederike Wiechert (Flöte), Juliane Tief (Gitarre) und Lutz Wagner (Cello) von Hannover und dem Münsterland heranzuholen: „Horizonte“ machen manches möglich. Am Samstagnachmittag war es soweit. Der Regen hatte einem blanken Himmel Platz gemacht, Schiffssirenen hupten zum Altmann-Garten herauf, Krähen krächzten und Tauben gurrten von oben herab. Auch das gewünschte Maximum an Gästen, 60, fand sich ein, das Singspiel war vorab ausverkauft. Die gastfreundliche Familie Seidler half, das Open-air-Konzert mit ihren Mitteln zu gestalten, Oda Schielickes Caputher Malschule und der örtliche Zeichenzirkel stellten, in Schaukästen und auf Staffeleien, Gartenbilder im Reiche Floras aus (der Verkauf war zur Unterstützung des Gartens gedacht), und mittendrin, im Zentrum fast, saß der hochbetagte Senior selbst, geboren 1915. Ihm machte viel Freude, was da unterm Zeltdach auf moderne Art so hübsch, wenn auch zu wenig heiter, klang und sang, und das war die Hauptsache: „Peters Garten“ beschreibt ja, wie ein malendes Subjekt mit dem Subjekt als Garten sich ins Benehmen setzen will („Wie?! du sträubst dich/ willst dich meinem naiven Pinselstrich nicht unterwerfen/ bist klüger als ich/ du Garten?“). Aber ja! Amsel und Sprosser ergänzten manchen vokalen Part der 2002 entstandenen Komposition harmonisch; die instrumentalen waren allesamt schön. Es gab auch Kaffee und Kuchen. Schade, dass es eine ephemere Veranstaltung bleibt. Peter Altmanns Hortus selbst ist sehenswert. Er hat einen älteren und einen jüngeren Teil, man erkennt das an den Beet-Einfassungen: Steine hie, Buxus da. Der Geräteschuppen trägt ein Wurzeldach. Ein machtvoller Walnuss-Baum überragt alles, havelwärts ein seltener Perückenstrauch rötlichen Gefieders. Überall – man brauchte einen Pflanzenführer – Stauden. In 35-jähriger Arbeit legte Foersters Meisterschüler auf kleinem Areal ganz unterschiedliche Biotope und Landschaftsformen an, eingefasst in Kalk, Bux und Granit – alpin, paluster, arid. Sein Konzept: Pflanzung in naturnaher Zusammenstellung, dann wird, wie er sagte, „die Natur schon machen“. Seine Einladung „an alle“ gilt. Der Altmann-Garten kann ganzjährig von Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr besichtigt werden. Außerhalb der Öffnungszeiten nur nach Anmeldung (033209) 846 73

Gerold Paul

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false