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Potsdam-Mittelmark: Lob und Not

100. Denkmal des Monats in Treuenbrietzen ausgezeichnet / Rettungsaktion für bedrohte Bauten

Potsdam-Mittelmark - Das alte Fachwerkhaus am Rand der historischen Innenstadt von Treuenbrietzen stand vor dem Verfall. Seit 15 Jahren ließ sich kein Kaufinteressent finden, der die Sanierungskosten in Millionenhöhe für eines der größten Fachwerkhäuser der Mark auf sich nehmen wollte. Auch ein passendes Nutzungskonzept für die einstige Tuchmanufaktur fehlte. Bis die Stadt Treuenbrietzen das Ensemble 2004 kaufte und für 2,1 Millionen Euro sanieren ließ. Die städtische Bibliothek, eine Kita sowie ein Seniorentreff finden dort künftig ihr Domizil.

Das Engagement der Stadt für den Erhalt ihres historischen Zentrums wurde am Freitag gewürdigt. Das Haus wurde als Teil eines Denkmalensembles an der Großstraße als 100. Denkmal des Monats von der Arbeitsgemeinschaft (AG) „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Seit neun Jahren vergibt die AG, die sich 1993 gründete und mittlerweile 31 Mitgliedsstädte hat, diesen nicht dotierten Preis einmal im Monat. „Damit wollen wir vor allem die Bauherren ehren, die mit großem Einsatz zum Teil stark verfallene Gebäude liebevoll restaurieren“, sagt Hathumar Drost, der Geschäftsführer der AG.

Die Auszeichnung bringt den Städten öffentliches Interesse. „Wir wollen Einwohner sowie Ortsfremde für das bauhistorische Erbe im Land Brandenburg interessieren“, sagt Drost. Die Arbeitsgemeinschaft habe „in großem Maße dazu beigetragen, das Gesicht der historischen Städte zum Positiven zu verändern“, sagt auch Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD). Er war am Freitag dabei, als die Auszeichnungsurkunde und der Schlüssel für das Fachwerkhaus übergeben werden. Die Bibliothek und das Seniorenzentrum öffnen damit offiziell ihre Pforten für Besucher.

Eröffnet wird ebenfalls die Jubiläumsausstellung der AG unter dem Motto „Alt und Neu – Denkmale in historischen Stadtkernen“. Sie soll als Wanderausstellung künftig in allen Mitgliedsstädten gezeigt werden. Dargestellt werden ausgewählte Denkmale vor und nach der Sanierung. Die Palette der geretteten Bauwerke sei vielfältig, sagt Drost. Privatpersonen, Kirchengemeinden oder Vereine hätten sich für den Erhalt der Bausubstanz eingesetzt. Neben Eigenmitteln seien die Projekte aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ sowie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mitfinanziert worden. Über eine halbe Milliarde Euro haben Bund und Land seit 1990 in den Erhalt der historischen Stadtkerne gesteckt. „Die Aktion Denkmal des Monats ist ein wunderbarer Selbstläufer geworden, der den Brandenburgern zeigt, was der Einsatz von Fördermitteln für ihre Städte bringen kann“, betont Dellmann.

Für das Jahr 2008 stehen die zu ehrenden Denkmale schon fest. Sie werden nach einem Thema ausgewählt, für 2008 lautet das Motto: „Marktplätze und Orte des Handels“. Unter anderem stehen der Lutherplatz in Peitz, das Predigerhaus in Beelitz, die Kirchplätze in Lübbenau und Beeskow, der Schuhmarkt von Perleberg und das Kirchplatzensemble Maria Meeresstern in Werder auf der Liste.

Bei allen Erfolgen ist auch heute noch der Verfall von Denkmalen zu beklagen. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat deshalb eine Rettungsaktion „Denkmale in Not“ ins Leben gerufen. Die untere Denkmalschutzbehörde wird in den nächsten Monaten in loser Folge auf der Internet-Homepage des Landkreises in Not geratene Denkmale vorstellen, die dringend Hilfe benötigen.

Das erste in Not geratene Denkmal ist ein sehr altes Fachwerkwohnhaus in der Gemeinde Wiesenburg (Mark), Ortsteil Jeserig im Fläming. Es enstand vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und vertritt einen im Südwesten des Landes vorkommenden Bauernhaus-Typen. „Infolge der Modernisierungswellen während des 20. Jahrhunderts sind heute in weiten Teilen des Landes keine ländlichen Häuser aus Zeiten vor dem 19. Jahrhundert mehr anzutreffen“, so die Sprecherin des Landratsamtes Andrea Metzler. Dies gelte besonders Maße für den Fläming. Hier findet man – außer den alten Dorfkirchen – so gut wie keine Zeugen des älteren Wohnbaues mehr, sodass das Haus in Jeserig sehr wertvoll sei. Beatrice George (ddp), Henry Klix

Im Internet unter:

www.potsdam-mittelmark.de

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