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Potsdam-Mittelmark: Maurer repariert kostenlos Glindower Ziegelportal

Der 45-jährige, arbeitslose Frank Wetzel griff zur Kelle, um sich sein Können zu beweisen

Werder · Glindow - Glindows Ziegel-Portal auf dem Kreisverkehr am Ortseingang ist wieder heil. Frank Wetzel wird heute sein Maurerwerkzeug wieder einpacken und nach zwei Tagen zurück in die Arbeitslosigkeit gehen. Als in der Nacht zum 26. August ein „lebensmüder“ Auto-Fahrer sein Gefährt über den Kreisverkehr durch das Ziegelportal hindurch jagte, ging nicht nur das Auto kaputt. Das gerade erst aus echten Glindower Ziegeln fertiggestellte Eingangsportal musste Steine lassen.

Guter Rat, die Scharten auszuwetzen, war nicht fern aber teuer. Schließlich wartet die Ziegelei am Glindower See direkt auf Arbeit. Aber wer sollte die bezahlen? Der Gewerbeverein des Werderaner Ortsteils bestellte erst mal neue Handstrichziegel, ihre Herstellung dauert ja eine gewisse Zeit. Von den über 100 Stück sind die meisten Unikate und mit den Namen der Spender versehen, die für das Urportal ihren Obolus einzahlten. „Zehn Wochen sind seitdem ins Land gegangen“, erzählte Wolfgang Hotzel vom Glindower Gewerbeverein. „Dank einiger Sponsoren und der Schadensregulierung durch die Versicherung des Verursachers konnten wir die Materialkosten begleichen.“

Auch ein Baufachmann wurde schnell gelöst. Frank Wetzel erlebte den Unglücksfreitag an Ort und Stelle, weil er seine Eltern ganz in der Nähe besuchte. „Wenn die einen Maurer brauchen, dann bin ich zur Stelle“, hatte er damals gesagt. Als 45-jähriger Arbeitsloser zu Hause zu sitzen und Däumchen zu drehen, das ist nicht sein Ding, wie er sagte. Er hatte gern Baufacharbeiter gelernt und in dem Beruf zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter gearbeitet. Lange stand er ja noch in Lohn und Brot bei einer Berliner Baufirma. „Und ich hatte es gut, denn die Baustelle befand sich in Wiesenburg, wo ich mit meiner Frau und den beiden Kindern wohne. Aber wie der Lauf der Dinge heutzutage ist: Der Maurertarif ist in Sachsen-Anhalt niedriger als in Berlin. Ich saß auf der Straße.“

Aus freien Stücken und kostenlos, vor allem um sein Können zu beweisen, griff er nun zur Kelle, um das Portal wieder herzustellen. Das hätte er auch gemacht, wenn am Nikolaustag ein neuer Arbeitsvertrag im Schuh gesteckt hätte, betont er. Auch den Stein mit den Namen seiner Eltern vermauerte er, mit Harald Benke für Handreichungen an seiner Seite. Das Portal zeigt sich ab heute mit der Handschrift des Wiesenburgers im alten, neuen Glanz und mit einer Abdeckung gegen Witterungseinflüsse. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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