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Potsdam-Mittelmark: Mehr als nur ein Kind zur Welt bringen

Stadt will bessere Bedingungen für Familienhebammen schaffen

Die berufliche Zukunft der insgesamt neun zertifizierten Familienhebammen in Potsdam ist immer noch unsicher. Zwar sei deren Finanzierung seit dem 1. Januar 2012 – und noch bis mindestens 2015 – durch die Bundesinitiative „Frühe Hilfen und Familienhebammen“ finanziell abgesichert. Das Geld reiche jedoch nicht aus, wie Martina Schulze, Vorsitzende des Brandenburger Hebammenverbandes, gegenüber den PNN bestätigte. Ein dauerhaftes Finanzierungskonzept existiert bislang nicht, die Krankenkasse zahlt nur die normalen Hebammenleistungen kurz nach der Geburt.

Stattdessen sei in Zukunft eine stärkere Zusammenführung des Gesundheits- und Jugendamtes bei der Vermittlung der Familienhebammen geplant, wie die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger sagt. Außerdem sollen die Hebammen zukünftig durch spezielle Supervisionen bei ihrer beruflichen Tätigkeit begleitet und unterstützt werden. Ein erster Schritt zu einer Zusammenführung der beiden Bereiche ist bereits getan. Wurden Familienhebammen bisher ausschließlich über das Jugendamt vermittelt, erfolgt deren Einsatz nun in enger Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Gesunde Kinder und Familien“. Eine Vereinbarung soll die dafür notwendige Zusammenarbeit der Fachbereiche „Kinder, Jugend und Familie“ und „Soziales und Gesundheit“ regeln. Dazu lädt die Stadt Potsdam am heutigen Mittwoch die Familienhebammen zu einem Gespräch mit beiden Fachbereichen ein, um entsprechende Leistungsvereinbarungen abzuschließen.

Damit wolle man vor allem der großen Hemmschwelle und dem mangelnden Vertrauen der Familien gegenüber dem Jugendamt entgegenwirken. Dieses habe für viele Eltern immer noch sehr stark den Charakter einer Eingriffsverwaltung, sagt Müller-Preinesberger. „Viele Eltern haben Angst, dass ihnen ihr Kind weggenommen wird“, so die Beigeordnete. Wichtige Partner bei der Vermittlung der Hebammen seien deshalb vor allem niedrigschwellige Angebote wie die Schwangerschaftsberatungsstellen. Aber auch die Geburtshebammen und -kliniken, Kinderärzte oder Gynäkologen weisen die Familien auf die Leistungen der Familienhebammen hin. Laut Müller-Preinesberger müsse schon vor der Geburt des Kindes proaktiv gehandelt und das Zusammenleben innerhalb der Familien frühzeitig durch entsprechende Angebote unterstützt werden.

Die Herausforderung gegenüber der üblichen Hebammentätigkeit bestehe in Zukunft darin, dass die Familienhebammen ihr medizinisches Wissen mit sozialpädagogischen Fähigkeiten vereinen müssen. Dabei stehe dann nicht mehr nur das einzelne Kind im Zentrum der Betreuung, sondern der gesamte Familienkontext. „Man könnte auch Sozialarbeiter einsetzen. Das Problem ist aber, dass diese wiederum den medizinischen Hintergrund nicht haben“, so Müller-Preinesberger. Mareike-Vic Schreiber

Mareike-Vic Schreiber

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