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Potsdam-Mittelmark: Mit Europa lernen

Ausländische Lehrer waren eine Woche Gast der Kleinmachnower Eigenherd-Schule und staunten über „extremen Föderalismus“

Ausländische Lehrer waren eine Woche Gast der Kleinmachnower Eigenherd-Schule und staunten über „extremen Föderalismus“ Kleinmachnow - Reisen lohnt, vor allem, wenn dabei alte Vorurteile über Bord geworfen werden. Schon in dieser Hinsicht war der Besuch von elf Pädagogen, die jüngst im Rahmen des EU-Comenius-Projektes eine Woche lang Gäste der Kleinmachnower Eigenherd-Europaschule waren, ein Erfolg. Die Besucher, alle aus verschiedenen europäischen Ländern, waren überrascht, wie offen sie empfangen wurden. Denn das widersprach dem, was die meisten Gäste zuvor für „typisch deutsch“ hielten. „Wir fühlten uns jeden Augenblick willkommen“, war die griechische Musikpädagogin Katerina Lalioti begeistert von der aufgeschlossenen Atmosphäre, die sie jeden Tag erneut an einer anderen Europaschule in Brandenburg erlebte. Ihr gefielen besonders die traditionellen Tänze, die einige Schüler zeigten. Sie ist überzeugt, dass vor allem die kulturellen Wurzeln jedes Landes dazu beitragen, dass der europäische Baum wachsen kann. „Über solche emotionalen Bindungen ist eigene Identität möglich und gleichzeitig wird die Kultur anderer respektiert", meinte die Griechin. Sprachliche Probleme gab es nicht, denn Schulleiter Bernd Bültermann sowie einige Lehrer und Eltern der Eigenherd-Schule begleiteten die Delegation als Dolmetscher. Förderverein und Sponsoren unterstützen das Besuchsprogramm. Der Pisa-Schock habe nicht nur Deutschland getroffen, versicherte der Spanier Laureano Cardalda. Deshalb will er in seinem Abschlussbericht für Brüssel anregen, dass sich Europa auf gemeinsame Grundlinien für Bildung einigen sollte. „Vieles muss nicht erst erfunden werden, denn es gibt für die meisten Probleme bereits Lösungen in einem anderen Land und wir könnten viel Energie sparen“, sagte Cardalda. Die sechs deutschen Schularten kommentierte er verwundert: „Hier wird die Idee des Föderalismus bis zum Extrem gepflegt“. Als Kuriosum empfand der Spanier, dass Sorbisch in der Schule als Fremdsprache unterrichtet wird, statt die Muttersprache der sorbischen Minderheit in den gesamten Unterricht zu integrieren. „Aber das wird hier gar nicht als Problem empfunden", hatte er aus Gesprächen erfahren. In Spanien habe es politische Kämpfe gegeben, um Minderheitssprachen als Amtssprachen anerkennen zu lassen. Neben Spanisch und Katalanisch sind das Galizisch und Baskisch. Dass vor allem Spanisch als Fremdsprache immer populärer wird, bestätigte der Norweger Christen Jordet. Bisher galt Deutsch als Favorit bei der 2.Fremdsprache. Während seines Besuches beeindruckte den norwegischen Deutschlehrer besonders, wie lebendig Sprachunterricht sein kann. „Die Schüler lernen nicht nur eine fremde Sprache, sie erfahren auch wie andere leben. Obwohl Norwegen nicht EU-Mitglied ist, nehme sein Land an EU-Projekten teil. Seit einiger Zeit sei ein Stimmungswandel zu spüren, der positiv in Richtung EU gehe. Interessant fanden alle Gäste den Besuch in der Europaschule Frankfurt (Oder), in der auch 28 polnische Schüler lernen. Der Unterricht erfolgt zweisprachig in Deutsch und Polnisch, auch für deutsche Schüler. K. Graulich

K. Graulich

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