zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Müll zwingt zu Sonderschicht

Teltower Frühjahrsputz um einen Tag verlängert / Politiker: Ordnung schaffen

Teltow - Zuerst war es nur ein roter Zipfel, der zwischen Laubblättern hervorlugte. Dann entpuppte sich der rote Plastikfetzen als Kinderschlauchboot. Doch auf das, was sich darunter verbarg, war keiner der freiwilligen Frühjahrsputzer an diesem Morgen gefasst: ein Herd, ein Eimer und diverse Autoteile, etwa einen Meter tief in die Erde eingegraben. „Wer macht denn so was?“, rief eine junge Frau entsetzt und ein Mann verfluchte diese „Sauerei!“, bevor er zum Spaten griff.

Schon zuvor hatten die Mitglieder der Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BiWiS) jede Menge Schrott, Autoreifen und Plastiktüten im Seehofer Wäldchen eingesammelt. Über die sorglose Wegwerf-Mentalität, die die Landschaft verschandelt, hatten sie sich schon öfter geärgert und deshalb zum Frühjahrsputz aufgerufen. Aber was dabei zutage befördert wurde, übertraf alle Befürchtungen. Vieles lag dort vermutlich seit Jahren, wie man an alten Flaschenetiketten erkennen konnte, aber manches wurde erst kürzlich entsorgt wie beispielsweise einige Farbspraydosen. Die lagen teilweise gleich neben den jüngst markierten Bäumen. Mit Blick auf die Inhaltsstoffe stellten die BiWiS-Aktiven fest: „Abwaschbar ist diese Farbe nicht.“ Es war höchste Zeit, etwas gegen den Müll zu tun, stellte am Nachmittag BiWiS-Sprecher Richard Martin fest: „Was wir hier zwischen Kanalaue und Biotop rausgeholt haben, ist vermutlich nur kleiner Teil von dem, was da seit Jahren liegt.“ Deshalb setzte die Initiative ihre Aktion am Montagnachmittag fort.

Auf eine Mülldeponie stießen am vergangenen Samstag auch die Agenda-Aktiven in der Nähe der Rammrathbrücke. Etwa 20 Helfer waren dem Aufruf der Lokalen Agenda gefolgt, in der Kanalaue Müll aufzusammeln. Unter ihnen auch CDU-Ortschef Ronny Beretzki, der den PNN berichtete: „Hinter der Tür eines Einkaufsmarktes lagerte ein Unmenge an Schrott, darunter Elektrogeräte.“ So etwas könne nicht mehr hingenommen werden, meinte Beretzki, weshalb das Ordnungsamt verständigt wurde.

Die Leiterin des Ordnungsamtes, Katrin Riemert, war am Samstag ebenfalls mit vier Mitarbeitern am Zeppelinufer im Einsatz. Dort unterstützten auch Stadtverordnete und Bürgermeister Thomas Schmidt die Aktion. Die BIT-Fraktion sorgte am Kolonnenweg an der Kirschbaumallee für Ordnung, wie BIT-Fraktionschefin Carola Fanter im Hauptausschuss am Montag informierte. „Wir müssen noch aktiver werden in Sachen Ordnung und Sauberkeit“, so ihr Fazit. Das unterstrich auch Frank Fromm (SPD) in der Sitzung. Er verwies auf die Bahnstraße, in der mehr kontrolliert werden müsse. Eine abgestellte Couch und anderer Hausmüll liegen dort seit längerer Zeit, was Fromm vermuten ließ, dass abgelegene Straßen weniger vom Amt kontrolliert würden.

Am Samstag sei er insgesamt 67 Kilometer durch die Stadt gefahren, um Müllsäcke abzuholen, sagte Stefan Beutler den PNN. Der Mitarbeiter des Bauhofes berichtete, dass Teltower besonders in der Altstadt viel Spermüll und Schrott zum Container brachten. „Auch im Bauhof reichte der Container fast nicht aus.“ Spektakulärster Fund war eine etwa 30 Zentimeter lange, inzwischen ungefährliche Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false