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Von Kirsten Graulich: Nach dem Abi: Entwicklungshelferin in Kapstadt

Die 19-jährige Sarah Dehne hilft Bedürftigen in Südafrika und erhält dafür Unterstützung von Zuhause

Teltow – Ein eigenes Zimmer könnte das Leben von Ronni verändern. Die junge Frau ist 25 Jahre alt und hat fast ihr ganzes Leben auf den Straßen von Kapstadt verbracht. So wie sie wurden die meisten der Kinder und Jugendlichen nicht auf der Straße geboren, doch sie müssen versuchen, dort zu überleben. Im Sommer dieses Jahres lernte die Südafrikanerin die 19-jährige Sarah Dehne aus Deutschland kennen. Die Abiturientin des Teltower Immanuel-Kant-Gymnasiums hatte zuvor über das Internet von dem Hilfsprojekt „MyLife“ erfahren und beschlossen, freiwillig drei Monate vor Ort in einer Suppenküche zu helfen.

Dorthin kommen die Ärmsten der Armen von Kapstadt um einen Teller Suppe zu erhalten, für viele oft die einzige Mahlzeit. Einige dieser Menschen sind Sarah während ihres Aufenthaltes ans Herz gewachsen, besonders Ronni. „Sie ist offen, hilfsbereit und möchte im Gegensatz zu vielen anderen ihr Leben ändern. Außerdem ist sie eine der wenigen, die nicht kriminell wurden und keine Drogen zu sich nehmen“, berichtete Sarah ihren Freunden in Teltow per E-Mail.

Manche Straßenkinder hängen den ganzen Tag an der Klebstoff-Tube, wer kann nimmt „echte“ Drogen. Gangs und Prostitution sind für viele von ihnen alltäglich. Seit neun Jahren versucht "MyLife" den Teufelskreis zuerst einmal zu verstehen. Denn ein kooperatives Verhältnis zu den Kindern und Jugendlichen ist die Basis für das Projekt. Wer also von der Straße wieder wegkommen will, müsse sich bewusst gegen diesen Weg entscheiden. Ronni hätte beste Chancen, meint Sarah, weshalb sie ihr gern den Start ins Berufsleben ermöglichen möchte. Eine wichtige Voraussetzung, um eine Ausbildung als Verkäuferin oder Näherin zu absolvieren, sei aber vor allem ein Dach über dem Kopf, schreibt Sarah über ihre Erfahrungen in Südafrika. In Kapstadt gebe es eine Einrichtung für Obdachlose, die Zimmer zum Preis von 12 Euro pro Woche vermiete, nebst gemeinschaftlicher Nutzung von Küche und Bad. Als Studentin verfügt Sarah jedoch nicht über genügend finanzielle Mittel und bat daher Freunde und Lehrer des Kant-Gymnasiums, die Patenschaft für Ronni zu unterstützen. Schon im September hatten die Schüler einen Kuchenbasar organisiert, um eine Obdachlosen-Fußballmannschaft aus Kapstadt mit Sportsachen auszurüsten. "Die Bereitschaft zu helfen war groß", sagt Sarahs Freundin Franziska Lerner, 150 Euro seien zusammengekommen. Auch über zehn Kilogramm Kleidung hatten die Schüler bereits an das Projekt „Mylife" abgeschickt. Fotos von den Kapstädtern im blauen Trikot waren auf einer Pinnwand zur Weihnachtsgala zu besichtigen, auch Bilder von Sarah und Ronni.

„Kleidung und Essen sind natürlich wichtig", schrieb Sarah in einer E-Mail an ihre ehemalige Lehrerin Ines Hellmig, „doch das ändert nicht die Lebenssituation“. Ihre Idee, Ronni ein Zimmer zu mieten, stieß sofort auf Zustimmung. „Hilfe wird so für die Schüler konkret, bekommt ein Gesich“, erklärt die Lehrerin. So kam es zu der Idee, die Eintrittskarten für die Weihnachtsgala für 50 Cent zu verkaufen, um mit dem Erlös von 150 Euro der jungen Südafrikanerin Ronni einen neuen Start zu ermöglichen.

Kirsten Graulich

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