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Potsdam-Mittelmark: Nicht nur den Namen gerettet

Neue Perspektiven nach dem Verkauf von Werder-Frucht an Branchennachbarn

Werder · Glindow - Die Werder-Frucht Vermarktungsgesellschaft mbH in Glindow ist wieder in sicherem Fahrwasser. Vor einem Jahr war das Unternehmen wegen steigender Energiepreise ins Trudeln geraten – vier Unternehmenstöchter, die Gewächshäuser betrieben, mussten Insolvenz anmelden. Werder-Frucht-Geschäftsführer Fred Wahnsiedler kann inzwischen aufatmen. Die Umsätze würden sich in diesem Jahr voraussichtlich wieder bei 20 Millionen Euro einpegeln, – Tendenz steigend, sagte er gegenüber den PNN.

Gelungen ist dies mit der Frucht-Express Import-Export GmbH aus dem benachbarten Groß Kreutz, die für eine kräftige Finanzspritze sorgte. Sie beteiligte sich maßgeblich am Kauf der Gewächshausanlagen in Wollup, Eiche und Neu Bochow und kaufte auch 75 Prozent von Werder-Frucht: Der frühere Co-Geschäftsführer Dieter Dörflinger verkaufte im Mai seine kompletten Gesellschafteranteile, Fred Wahnsiedler die Hälfte. „Das hat weh getan, aber es hat uns geholfen und wir konnten die bewährte Unternehmensstruktur und den bekannten Namen ,Werder Frucht“ für die Zukunft sichern“, so Wahnsiedler. De facto sei Werder Frucht ein Teil von Frucht Express geworden.

Frucht Express ist seit der Wende in der Region ansässig und wurde 1990 als Tochter der westfälischen „C. van Schoonhoven & Sohn GmbH & Co. KG“ gegründet. Mit der Vermarktung von Importware, unter anderem mit Bananen, erzielt die Firma ein mehrfaches vom Umsatz der Werder Frucht. Eine „feindliche Übernahme“ war der Kauf aber nicht: „Die beiden Unternehmen passen auch deshalb so gut zusammen, weil Frucht Express auf den Import spezialisiert ist und wir auf deutsche Ware“, sagte Wahnsiedler. Auch die Glindower Erzeugergemeinschaft OGZ GmbH & Co. KG, in der etwa 30 Obst- und Gartenbauer der Region ihre Ware bündeln, ist Partner von Werder Frucht geblieben. Hier ist Dieter Dörflinger weiter Geschäftsführer.

Ohne Änderungen ging der Verkauf aber nicht ab: Der Fuhrpark von Werder-Frucht wurde bei Frucht-Express integriert, wo nunmehr 60 Fahrzeuge unterwegs sind. Auf den 20 einverleibten Fahrzeugen bleibt die Schriftzug „Werder Frucht“ erhalten. Auch der kaufmännische Bereich wurde von Frucht-Express übernommen. So arbeiten bei Werder-Frucht nur noch 50 der vormals 70 Mitarbeiter. Stellenstreichungen gab es laut Wahnsiedler dennoch nicht: Jedem Mitarbeiter sei die Möglichkeit des Firmenwechsels eingeräumt worden. „Frucht Express hat die Mitarbeiter übernommen oder neue eingestellt.“

Mit dem neuen Partner schaut Wahnsiedler zuversichtlich in die Zukunft: Für die sechs Hektar große Gewächshausanlage in Wollup soll nächstes Jahr ein Biomeiler gebaut werden, um der Energiepreisspirale entgegenzuwirken. Schon in diesem Jahr soll in den die Gewächshausanlagen wieder in früheren Größenordnungen produziert werden, so dass Anfang April mit den ersten Gurken und Anfang Mai den ersten Tomaten von Werder Frucht zu rechnen ist. Die Partnerschaft führt auch zu erweiterten Möglichkeiten, mit großen Handelsketten zusammenzuarbeiten. Wahnsiedler hofft auf diesem Weg, die Verpackungsstrecke besser auszulasten. Nicht zuletzt expandiere man derzeit gemeinsam in Richtung Polen. So könnte es sogar passieren, dass es bald eine Filiale beim neuen EU-Nachbarn gibt, von der auch deutsche Erzeuger profitieren würden. Henry Klix

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