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Potsdam-Mittelmark: Prozess gegen vermeintlichen Reifenstecher vertagt

Angeklagter schweigt. Verhandlung geht im April mit insgesamt vier Tagen in eine neue Runde

Werder (Havel) - Kaum hatte die Verhandlung gegen den vermeintlichen Reifenstecher von Werder am Dienstag vor dem Amtsgericht Potsdam begonnen, war sie schon wieder zu Ende. Albert A.* (72) – angeklagt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr – wollte sich zu den Tatvorwürfen nicht äußern. Zuvor hatte der kleine Mann mit der Perücke mit unbewegter Miene dem Verlesen der Anklageschrift gelauscht. Da Amtsrichter Francois Eckardt keine Zeugen geladen hatte, wurde die Verhandlung auf den 2. April vertagt. Am 14. April soll nach insgesamt vier Verhandlungstagen und umfassender Beweisaufnahme voraussichtlich ein Urteil gesprochen werden.

Der Rentner soll zwischen dem 4. April 2008 und dem 22. Februar vorigen Jahres mindestens 20 Autoreifen an 15 Fahrzeugen auf Werders Insel zerstochen oder kleinteilig aufgeschlitzt haben. Die Autos der Marken Mercedes, Audi, Opel, VW, Renault, Hyundai, Mazda und Landrover parkten im Bereich der Fischer- und Michaelisstraße. Albert A. soll bewusst gewesen sein, dass durch die verursachten Schäden an den jeweiligen Reifen eine Gefährdung des Straßenverkehrs möglich gewesen wäre, hieß es in der Anklageschrift. Besonders tückisch: Durch die winzigen Löcher in den Pneus entwich die Luft nur langsam – die Pkw-Fahrer merkten bei Fahrtantritt nichts und blieben oft erst im dichten Straßenverkehr liegen. Zu Unfällen kam es allerdings nicht.

Monatelang hatte die makabre Serie von Reifenzerstörungen auf Werders Insel für Beunruhigung gesorgt. Insgesamt gingen 24 Anzeigen ein, das örtliche Kommissariat ermittelte mit Hochdruck. Mitte März 2011 rückten Polizeibeamte auf Anordnung des Amtsgerichtes Potsdam bei dem Mann zu einer Wohnungsdurchsuchung auf Werders Insel an. Dabei sei in seiner Hosentasche ein spitzer Schraubendreher gefunden worden, der als Tatwerkzeug infrage kommen könne“, teilte ein Polizeisprecher mit. Kriminaltechniker nahmen einen Abgleich der zerstochenen Reifen mit dem beschlagnahmten Schraubendreher vor.

Durch umfangreiche operative Ermittlungen in der Tatortumgebung waren die Kriminalisten auf die Spur des Mannes gestoßen. Die Motive blieben bisher unklar. Zu den Geschädigten zählt unter anderem der Stadtverordnete und Landesgeschäftsführer der CDU, Christian Große. Für die Polizei steht jedoch fest: Mit den Haltern der Fahrzeuge haben die Taten nichts zu tun. Insgesamt wurde der Schaden von der Polizei auf rund 4500 Euro geschätzt. „Die hervorgerufene Gefahr für die Fahrzeuginsassen ist jedoch nicht zu beziffern“, erklärte ein Polizeisprecher.

(*Name geändert) hoga/ldg

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