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Potsdam-Mittelmark: Pumpen wie in New Orleans

Feuerwehrleute aus Stahnsdorf, Beelitz, Schwielowsee und Michendorf hatten eine schlaflose Nacht

Potsdam-Mittelmark - Feuerwehrpumpen können im Schnitt einige hundert Liter Wasser pro Minute ableiten. Die Hochwasserpumpen des Technischen Hilfswerks (THW) schaffen 15 000 Liter im selben Zeitraum. Gerne hat man sie voriges Jahr nach New Orleans verliehen, wo sie nach der großen Flut gut gebraucht werden konnten. Gestern kamen dieselben Pumpen in Stahnsdorf und in Langerwisch zum Einsatz.

Eine Jahrhundertflut war es zwar nicht, die Dienstagnachmittag über das Potsdamer Umland hereinbrach. Aber die „Wetterkapriole“ lag doch weit über dem Durchschnitt, wie Lothar Boreck, Feuerwehrkoordinator im Landratsamt, gestern sagte. Starkregenwolken hatten sich von Kloster Lehnin, Schwielowsee, Beelitz, Michendorf bis Stahnsdorf und Teltow entleert und brachten die Feuerwehren auch gestern noch ins Schwitzen. Regen- und Schmelzwasser suchten sich ihren Weg von den Hängen oder gefrorenen Feldern in niedrigere Lagen. Die Telefone der Leitstelle klingelten heiß, in Fichtenwalde baute die Feuerwehr deshalb selbst eine provisorische Führungsstelle für das Stadtgebiet Beelitz auf, wo es allein zwölf Einsätze gab.

Großeinsatz auch in Stahnsdorf, wo das neue Blumenviertel an einem Acker endet. 3000 Quadratmeter Feld standen unter Wasser, der kleine Wall am Rande des Viertels reichte nicht, um das Wasser zu halten. Ein Keller lief voll, weiteren Häusern am Siedlungsrand drohte ein ähnliches Schicksal. Die Feuerwehr pumpte, der Bauhof schüttete Erdreich auf, Sandsäcke wurde aufgeschichtet. Und doch konnte nach stundenlangem Einsatz gestern Morgen erst durch das THW mit seinen New-Orleans-erprobten Pumpen Abhilfe geschaffen werden.

Als die Lage in Stahnsdorf halbwegs unter Kontrolle war, fanden die Pumpen gestern Abend im Rosengut Langerwisch Verwendung, wo Freiflächen und Stromverteilerkästen einen halben Meter im Wasser standen. Auch in zwei Gewächshäuser hatte sich das Wasser vorgearbeitet. Die Feuerwehr hatte aufgesteckt.

Zwischen Dienstag, 13 Uhr, und Mittwoch um 4.30 waren die Michendorfer Ortswehren ununterbrochen in zwölf Einsätzen unterwegs gewesen, sagte Bürgermeisterin Cornelia Jung. Los ging es, als der Keller der Grundschule Michendorf voll lief. Dass der Bauhof Kies aufschüttete, half nichts. Dann wurden der Nelkenweg und ein Keller dort überflutet. Schließlich wuchs der Dorfteich in Langerwisch auf die Größe eines Sees, dessen Ufer jenseits der Straße der Einheit lagen. Der Mittelgraben wurde nach langer Pause seiner Funktion als Ablaufrinne gerecht. Weiter ging es im Wohngebiet Am Weinberg in Stücken, das von den aus den Feldern einbrechenden Sturzbächen bedroht wurde. Dann noch mehrere Keller in Wildenbruch

Auch in der Gemeinde Schwielowsee hatte die Wetterlage den Wehrleuten eine schlaflose Nacht bereitet, wie Gemeindewehrführter Dennis Hartmann sagte. Größte Einsatzstelle: Das Gewerbegebiet Ferch, wo zwei Firmengelände unter Wasser standen. Die Ortswehren von Ferch, Caputh und Geltow klingelten ihre Kollegen in Glindow zur Hilfe heran. Die Sickergruben waren durch benachbarte Felder voll gelaufen, die Klaistower Straße wurde Dienstagabend für anderthalb Stunden gesperrt, um das Wasser zur anderen Straßenseite in den Wald zu pumpen. In Kemnitzer Heide rutschte Dienstagabend ein zwei Meter breiter Hang auf einen Reiterhof herab. Keller standen in Geltow und Ferch unter Wasser. Und die Fercher Straße musste Dienstag und Mittwoch gleich zweimal freigepumpt,werden, das Wasser floss über den Sportplatz in die Straßensenke.

Da kam Werder mit zwei nassen Tiefgaragen und ein paar Pumpeneinsätzen an Straßenrändern noch vergleichsweise glimpflich davon, räumte Stadtbrandmeister Lothar Boreck ein. Henry Klix

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