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KulTOUR: Punsch und Kunst

Romantische Wintergalerie der Künstlergruppe K 50 in der Kleinmachnower Bäkemühle

Kleinmachnow - Eigentlich sollte es ja diesmal eine Ausstellung in Eis und Schnee werden, auf der Bäkemühlen-Terrasse und drunten im Park, wo die Bäume in den Himmel wachsen und mächtiger Efeu an ihnen würgt. Es kommt eben anders, als man sich das denkt. Die Künstlergruppe und Ateliergemeinschaft K 50 aus Kleinmachnow und Berlin hatte sich am Wochenende trotz akuter Schneeknappheit open air eingerichtet. Große Feuerkörbe heizten die kühle Luft, und was die Einladungskarte mit dem Spruch „Am Glühweinstand mit Punsch und Kuchen können Sie unsere winterliche Bildergalerie besuchen“ versprach, wurde auch gehalten.

Fünfmal stellte K 50 hier bereits aus, die „weiße Variante“ freilich war eine Idee der Chefin des Hauses, vom Weine geboren. Weil die verschlafene Bruchlandschaft den zwölf Künstlern doch zu feucht erschien, präsentierte man das Gros der Bilder auf der Terrasse. Lediglich zwei freie Kompositionen von Marianne Drefs, eines auf rotem, das andere auf weißem Grund, trösteten den Park nahe am Rhododendron-Dickicht. Zu wenig „Farbe“ da unten, zu wenig Besucher im Ganzen. Jeder, der kam, war folglich doppelt willkommen.

Wie all diese Bilder miteinander, durch die Augen ihrer Betrachter, dem Taglicht und der Landschaft korrespondierten, so suchten auch die Mitglieder von K 50 Gemeinschaft und Korrespondenz. Sie kennen sich noch vom Prenzlauer Berg her, wo man um 1993 das bildnerische Handwerk in einer privaten Kunstschule erlernte. Und wollten danach zusammenbleiben, in menschlichem wie künstlerischem Austausch. Alle sind über sechzig, da hat man sein Handwerk im Kopf und seine Themen gefunden. Erika Bock beispielsweise stellte sich mit helllichten Morgenland-Bildern vor, Hubert Johnigk mit einer Bildfolge in Grau, deutsche Sprichwörter darstellend; leider schrieb er die Lösung zum Rätsel immer dazu.

Bernd Raether indes sorgt sich um die Welt, wenn er seinen Arbeiten Titel gibt wie „Man müsste noch mal 20 fahr’n“, und das Sprüchlein „Umweltschutz statt Umweltschmutz“ gleich mal zum „11. Gebot“ erhebt. Vielleicht spielt das Wort „Vielfalt durch Einheit – Einheit als Vielfalt“ im Leben dieser Gruppe tatsächlich eine besonders wichtige Rolle, Handschriften verbinden und trennen zugleich, Stile.

Johanna Rothe’s „Wintergarten“ gibt eine fast grafische Sicht auf die Beerenzweige da draußen, mit erfrischender „Naivität“ gestaltet sie eine Landschaft, wo man die Berge wie Bäume aussehen. Auch der Stadt-Veduten gibt es etliche, manche im realistischen Stil, von fast bedrohlich-magischem Zauber bei „lunique“, dem Einzigartigen, oder in ostentativer Unschärfe wie bei Brigitte Schöning. Man begegnete ovalen, sogar aus die Spitze gestellten (getriebenen?) Bildern, Versuchen in Collagetechnik oder als Abstraktion, worauf auch Titel wie „Offener Bruch“ oder „Kinderleicht“ verwiesen.

Lässt man alles Technische mal außen vor und das Nichtbewältigte beiseite, so zeigte diese Exposition einen erstaunliche Vorrat an Lebensfrische, originellen Gedanken und kreatürlich-kreativen Potenzen an. Wo Zwölfe sind, ist ohnehin alles vertreten, auch ein Pseudo-Feininger. So ist aus einer Rotwein-Idee, eigentlich etwas recht Hübsches geworden.

Doch gemach, die Bilder hatten sich ja ohnehin ganz fest vorgenommen, „mal aus der Stube herauszukommen“, um Winterluft zu schnuppern. So geschah es denn, nur sahen die romantische Wintergalerie an der reißenden Bäke zu wenige.

Gerold Paul

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