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KulTOUR: „querbeet“ mit Umwegen

Bilder und Plastiken der „Ateliergruppe K“ und von Chang-Ok Bahnemann im Kleinmachnower Rathaus

Kleinmachnow - Jenseits bekannter Namen und subordinierten Getöses weiß wohl niemand so recht, wo ein Bild aufhört und „Kunst“ anfängt. Ausstellungen laden ein, dies zu überprüfen. Für das Rathaus Kleinmachnow kommt als Veranstalter noch ein anderer „Kulturauftrag“ dazu, will man doch die Einwohnerschaft mit derartigen Angeboten zugleich ein wenig wecken – was am Freitag fast überraschend gut gelang: Zur Vernissage der neuen Ausstellung „querbeet“ kamen mindestens fünfzig Besucher aus dem Ort und aus Berlin. Klar, die „Ateliergruppe K 50“ besteht ja aus Künstlern beider Flecken, und auch die gebürtige Südkoreanerin Chang-Ok Bahnemann, als Plastikerin Mitglied von „Tonart Berlin“, dürfte Fans mitgebracht haben, doch egal, es war ordentlich was los im Haus des Rates, und das ist die Hauptsache.

Die Gruppe K 50 gibt es seit etwa sechs Jahren. Sie besteht aus einem Dutzend gestandener Damen und Herren, alle mit der „Freien Akademie für Kunst“ in Berlin-Mitte verbunden. Einmal im Monat bekommt sie Besuch von ihrem ehemaligen Dozenten Ralf Behrendt. Er schaut, er berät, er war es auch, der eine so lebhafte wie schöne Laudatio hielt – aus erster Anschauung sozusagen und natürlich „querbeet“. Das bedeutet vielleicht Wildwuchs, Eigenständigkeit, Experiment bei der Suche nach eigenem Ausdruck, denn der direkteste Weg zur Kunst sei „immer noch der Umweg“, so Behrendt.

Wie man sich das exemplarisch vorstellen kann, zeigt Johanna Rothe in zwei Arbeiten, die mit Form- und Farb-Metamorphosen (hier „Evolution“ genannt) zu tun haben und tatsächlich einen verschlungenen „Roten Faden“ enthalten. Wo sich anderenorts bei ihr geometrische Formen verselbständigen, da entweicht auch das Leben. Was zurückbleibt, ist mehr Zeichen als Bild. Ein Glück, dass sie auch märkische Kiefern malt, und „Exotische Früchte“. Barbara Kerl ist in dieser Schau mit sehr unterschiedlichen „Ästhetiken“ vertreten. Plastische Malerei wie „Winter am Meer“ oder „Winterwald“ mit ihren schwarzen Himmeln haben eine schier unerträgliche Gravitation. Die Oktoberbilder und „Lanzarote“ wirken dagegen schwebend und leicht.

Dann gibt es noch die vier Arbeiten im Vorraum vom Saal, die „Mahagonny“-Collage oder „Still ruht der See“, wo sich aus Formen und Farben eine Sujet erst allmählich aufzutürmen scheint. Nicht neu, aber sehr raffiniert, diese Technik. Bei Hubert Johnigk weiß man nie so genau, woran man ist. Er malt Sonnenuntergänge, Landschaften, Durchblicke, aber das alles wirkt entweder märchenfern oder, was ja das Gleiche ist, wie surreal. Er verlässt sich ganz auf die Strahlkraft seiner Farben, sie erst machen aus einem realen Bild einen Johnigk, faszinierend, was er unter und über dem Horizont so alles entdeckt. In „Bewegung“ füllt er ein ganzes Bild mit motorischen Dingen, „Potsdam-Berlin“, ist zwar mit einer Brücke verbunden, wohl aber durch zwei Farben fein vonein ander getrennt.

Bleibt die „Außenseiterin“ Chang-Ok Bahnemann mit ihren zahlreichen Exponaten. Stets auf der Suche nach Harmonie, fertigt sie Figürliches oder Formales aus Terrakotta, Bronze, Alabaster oder Marmor. Ihre Arbeiten tragen poetische Titel, trotzdem hat diese Art von Ausdruck auch ihre Grenzen. Wer entscheidet nun, was da Kunst ist? Die einen machen Umwege, andere marschieren querbeet, dieses Nebeneinander erst macht den Raum, die Ausstellung, Sympathie ohne Subordination, Leben also!

bis 28. Februar mo. und mi. 9 – 16 Uhr/ di. do. 9 – 19 Uhr/ fr. 9 – 17 Uhr

Gerold Paul

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