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Potsdam-Mittelmark: Schöne Aussichten

Mit dem Monopteros ist das Ruinenberg-Ensemble nun komplett restauriert

Von Peer Straube

Sanssouci - Diesen Ausblick hat man lange nicht genossen: Schloss Sanssouci in der Ferne, eingerahmt von pittoresk verfallenen Säulen aus roten Ziegeln. Die Säulen gehören zum Rundtempel im griechischen Stil, dem sogenannten Monopteros auf dem Ruinenberg. Elf Jahre lang war das Bauwerk unter einem riesigen Stahlgerüst verschwunden, weil es einzustürzen drohte. Seit dem gestrigen Dienstag nun ist es fertig restauriert und sieht wieder aus, wie es soll – wie eine Ruine. Und sie bietet den „besten Blick auf Schloss Sanssouci“, den man vom Ruinenberg aus haben kann, sagte Hartmut Dorgerloh, der Generaldirektor der Schlösserstiftung.

Für Friedrich II. war der Ruinenberg der Ersatz für einen unerfüllten Traum. Schon als Kronprinz wollte er unbedingt nach Italien reisen, sich dort vom Hauch der Antike umwehen lassen, sich in der Aura der alten Cäsaren sonnen, in deren Nachfolge er sich gern sah. Nach Italien fuhr Friedrich nie, stattdessen holte er sich die Antike nach Hause und ließ sich auf dem Ruinenberg ein Ensemble aus mehreren verfallen aussehenden Bauten mit Wasserbecken, Säulengruppe, einer gerundeten Ruinenwand im Stile des Kolosseum in Rom und Rundtempel errichten. Ein Forum Romanum en miniature sozusagen. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde im 19. Jahrhundert noch der Normannische Turm an die Ruinenwand angebaut.

Die Jahrhunderte, vor allem aber die Mangelwirtschaft der DDR-Zeit, hatten aus den Gebäuden dann tatsächlich das gemacht, was sie zu sein eigentlich nur vorgaben – Ruinen. In den 1990er-Jahren begann die Schlösserstiftung mit der Restaurierung der Anlage, die mit der Generalüberholung des Monopteros nun abgeschlossen ist.

Entworfen haben das 1748 errichtete Bauwerk Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und der italienische Maler, Bühnenbildner und Theaterarchitekt Innocente Bellavite. Ursprünglich hatte der Monopteros sogar eine vollständige Kuppel – die jedoch bereits kurz nach der Erbauung eingestürzt war. Schon Ludwig Persius, der 1843 eine erste Restaurierung leitete, verzichtete darauf, die Kuppel zu erneuern und konservierte lediglich den Zustand des Bauwerks.

Demselben Prinzip sind jetzt auch die Restauratoren der Schlösserstiftung gefolgt. Das Bauwerk wurde statisch gesichert, die Ziegel gesäubert, Fehlstellen ergänzt. Die letzten vorhandenen Putzreste wurden konserviert, auf einen kompletten Neuverputz der Säulen wie zur Erbauungszeit wurde bewusst verzichtet. Die sichtbaren Reste vergangener Restaurierungen wurden ebenfalls als Zeugnisse der Baugeschichte so belassen – unter anderem wurde der Sockel aus Natursteinen früher zum Teil mit Beton ausgebessert. Eine neue Abdeckung aus gewalztem Blei auf dem Gesims und ein moderner Blitzableiter sollen dafür sorgen, dass der Tempel von Witterungseinflüssen weitgehend verschont bleibt.

„Für die nächsten 260 Jahre ist das stabil“, sagte Dorgerloh augenzwinkernd. Die jahrelange Austrocknung des Monopteros vor Beginn der Sanierungsarbeiten hätte sich gelohnt. Mit dem Ergebnis sei er „außerordentlich zufrieden“.

Ermöglicht haben die rund 450 000 Euro teuren Bauarbeiten eine Geldspritze aus dem Welterbestättenprogramm des Bundes, dem sogenannten Konjunkturpaket I, und ein privates Sponsoring des Berliner Unternehmers Gerhard Elsner. Dieser habe einen „guten sechsstelligen Betrag“ beigesteuert, sagte Dorgerloh. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Elsner am Ruinenberg engagiert. Bereits unter Dorgerlohs Vorgänger, Hans-Joachim Giersberg, hatte er eine großzügige Spende getätigt, die dazu beigetragen hatte, dass der seinerzeit stark beschädigte Normannische Turm saniert werden konnte und seit 2002 als Aussichtspunkt dient. Dorgerloh würdigte Elsner daher als den „Paten des Ruinenbergs“.

Insgesamt sechs Millionen Euro hatte Potsdam aus dem KP-I-Programm abschöpfen können. Unter anderem wurde damit die Sanierung der Kirche auf dem Bornstedter Friedhof, des Friedenshauses der Friedenskirche in der Schopenhauerstraße und der Sacrower Heilandskirche gefördert. Auch künftig werde der Bund jährlich 50 Millionen Euro für „national bedeutsame“ Projekte ausschütten, sagte Anke Brummer-Kohler vom Bundesbauministerium. In Potsdam werde mit dem Welterbe „sehr verantwortungsvoll umgegangen“, lobte sie.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kündigte an, dass sich Potsdam um weitere Bundesmittel für die Rettung bedrohter Denkmäler bewerben werde. Wenn es wieder Geld geben sollte, „werden wir alles tun, um davon auch wieder zu profitieren“, sagte Jakobs. An einer Liste von Projekten werde bereits gearbeitet.

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