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Potsdam-Mittelmark: Schwanen-Mallorca im Unteren Odertal

Singschwäne rasten im Nationalpark und machen „Urlaub vom Winterstress“ / Über 1000 der seltenen Tiere gezählt

Singschwäne rasten im Nationalpark und machen „Urlaub vom Winterstress“ / Über 1000 der seltenen Tiere gezählt Von Stefan Adam Das Untere Odertal ist das Mallorca der Singschwäne. Der Nationalpark wurde inzwischen zu einem der größten deutschen Überwinterungsgebiete für den gefiederten Gast aus Skandinavien. „Hier macht er gewissermaßen Urlaub vom Winterstress“, meint Nationalparkleiter Romuald Buryn. „Die letzte Zählung Ende Januar verzeichnete mehr als 1000 der seltenen Tiere“, sagt Ornithologe Jochen Haferland von der Nationalparkverwaltung. Da erst Ende Februar die höchste Zahl der Ankömmlinge zu erwarten ist, rechnet er für dieses Jahr mit einem Rekordbestand. Schon jetzt aber geben Hunderte von Tieren täglich nahe der kleinen Ortschaft Criewen (Uckermark) kostenlose Konzerte. „Von dem Wohlklang sind die Menschen begeistert, obwohl es sich nur um die arteigene Kommunikation handelt“, erläutert Haferland. Der Gesang der Tiere erinnere an ein feines, eigenartiges Glockenläuten und sei schon etwas Besonderes. Der Singschwan ist der kleinere Bruder des Höckerschwans und mit seinem gelblich leuchtenden Schnabel und den kaum hörbaren Fluggeräuschen sehr gut von diesem zu unterscheiden. „Die gefluteten Polderwiesen sind ein idealer Ort für ihn - dort kann er ungestört auf dem Wasser nächtigen und findet genügend Nahrung.“ Seit etwa zwei Jahrzehnten nutzt er dazu in seiner Wahlheimat tagsüber die Rapsfelder der Landwirte. In der Umgebung von Criewen werden gut 100 Hektar Raps angebaut - eine ideale Futtergrundlage für die Schwäne, die allerdings auch Getreidefelder nicht verschmähen. „Die Schäden sind aber örtlich begrenzt und ufern nicht aus“, betont Buryn. Der Singschwan ist dabei, sein Verbreitungsgebiet nach Süden auszudehnen. Das sei auch in den polnischen Jahren schon seit Jahren zu beobachten, sagt Torsten Ryslavy, stellvertretender Leiter der Vogelschutzwarte in Buckow (Havelland). Seit 1995 sind in der Niederlausitz vier Brutpaare heimisch, aus Sachsen liegen erste Meldungen von brütenden Paaren vor. „Vor 50 Jahren war der Singschwan noch eine Besonderheit in Brandenburg; heute ist er ein regelmäßiger Wintergast und Durchzügler“, so Ryslavy. Das Untere Odertal, die Elbaue und die Havelniederung gelten als bevorzugte Gebiete mit derzeit etwa 3000 Tieren. Der „König der Wasservögel“ kommt weltweit in neun, in Europa nur in drei Arten vor. Nach Haferlands Worten grenzt es an ein physikalisches Wunder, dass der schwere Entenvogel sich überhaupt in die Lüfte schwingen kann. Auf dem Kontinent ist neben dem Zwerg- und dem Singschwan hauptsächlich der aus Zentralasien stammende Höckerschwan heimisch. Schwäne leben monogam und in harmonischer Eintracht. Eine Schwanen-Ehe hält das ganze Vogelleben und kann bis zu 30 Jahre dauern. Die großen, kräftigen, bis zu 15 Kilogramm wiegenden Tiere haben kaum natürliche Feinde, ihre Bestände nehmen stetig zu. Der Singschwan ist außerdem im Gegensatz zum Höckerschwan geschützt und darf nicht gejagt werden. Die Menschen betrachteten ihn als Sympathieträger und wollten ihn nicht in der Bratpfanne sehen, meint Haferland.

Stefan Adam

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