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Potsdam-Mittelmark: So ein Käse

Seelow verliert Markenzeichen: „Bluemaster“ wird jetzt ausschließlich in Sachsen hergestellt

Seelow verliert Markenzeichen: „Bluemaster“ wird jetzt ausschließlich in Sachsen hergestellt Von Bernd Kluge Die Stadt Seelow hat eines seiner Markenzeichen verloren: Der schon aus DDR-Zeiten bekannte Blauschimmelkäse „Bluemaster“ ist kein Produkt der dortigen Käserei mehr. Am Dienstag waren in Brandenburgs einziger industrieller Käserei sämtliche Maschinen für den Rahm-Edelpilzkäse abgeholt worden. Hergestellt wurde der „Bluemaster“ bereits seit Jahren nicht mehr in Seelow. Im Jahr 2000 hatte die Feinkäserei Zimmermann aus Falkenhain den Betrieb vor dem Aus gerettet, die Produktion jedoch aus Kostengründen nach Sachsen verlagert. Das Rohkäsematerial wurde aber wieder in die Kreisstadt von Märkisch Oderland gebracht. In der Seelower Käserei wurde der milde Edelpilzkäse mit dem Blauschimmel pikiert und gesalzen. Dann reifte der „Bluemaster“ in den dortigen Kellern und wurde schließlich für den Handel verpackt. Der zentrale Vertrieb lief aber über den Muttersitz in Falkenhain. Obwohl das Ostbrandenburger Unternehmen noch auf der jüngsten „Grünen Woche“ mit der Köstlichkeit für sich warb, hat sich der sächsische Mutterbetrieb nun für eine vollständige Produktion des „Bluemasters“ in Falkenhain entschieden. Geschäftsführer Wolfram Ebert begründete dies mit den hohen Transportkosten. Den Rohkäse über 400 Kilometer hin und her zu fahren, sei einfach unrentabel, sagte er. Dennoch bedeutet dieser Schritt seinen Angaben nach nicht das Aus für die Seelower Käserei. Ab April sollen dort Weichkäsespezialitäten produziert werden. In der einzigen industriellen Käserei im Land Brandenburg, die mit rund 200 Mitarbeitern einst zu den Milchwerken Oderland gehörte, war der delikate „Bluemaster“ zu DDR-Zeiten kreiert worden. Nach der Wende hatte der niederländische Konzern Bols-Wessanen den Seelower Betrieb gekauft. Mehr als fünf Millionen Euro Investitionen flossen in die Produktionsstätte. Das Geld, darunter ein erheblicher Anteil an Fördermitteln, wurde vor allem für die Installation von Anlagen für eine großangelegte Herstellung des einzigen ostdeutschen Edelpilz-Käses verwendet. Doch die Hoffnung der Holländer nach einer Etablierung der Blauschimmel-Spezialität auf dem nun gesamtdeutschen Markt erfüllte sich nicht. Auch eine Erweiterung der Sortiments-Palette auf italienischen Weich- und griechischen Feta-Käse konnte die Talfahrt nicht aufhalten, die eingefahrenen Verluste lagen letztlich bei zehn Millionen Euro. 1999 begann die Kündigungswelle für die verbliebenen 63 Käserei-Mitarbeiter. Rechtzeitig vor dem endgültigen Aus sprang die Feinkäserei Zimmermann als neuer Investor ein, verlagerte die „Bluemaster“-Herstellung zunächst nur vorübergehend nach Sachsen, kreierte ein neues Seelower Ziegenkäse-Sortiment und bereitete die Umwandlung des Betriebes in eine Schaukäserei vor. Neun Mitarbeiter sicherten seitdem den Betrieb in der Kreisstadt von Märkisch Oderland – produziert wurde bisher dort jedoch nichts, nur verpackt, der Ziegenfrischkäse je nach Geschmacksrichtung gewürzt. Schuld an dem langen Herstellungs-Leerlauf in Seelow sind laut Geschäftsführer Ebert die noch von den Holländern stammenden, überdimensionierten Anlagen, deren Umrüstung auch eine finanzielle Herausforderung sei. Erfolglos hatte er bisher nach einem finanzkräftigen Partner für das Käse-Projekt in Seelow gesucht. Bereits im vergangenen Herbst sollte die Ziegen-Frisch-Käse-Herstellung in Seelow starten, nun ist stattdessen von einer Weichkäse-Produktion ab April die Rede. Bis dahin gilt für sieben Mitarbeiter Kurzarbeit, die anderen zwei wurden entlassen.

Bernd Kluge

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