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Potsdam-Mittelmark: Sprayer ignorieren bislang Friedenspfeife

Nun bietet eine Detektivin in Bergholz-Rehbrücke Videoüberwachung an

Nun bietet eine Detektivin in Bergholz-Rehbrücke Videoüberwachung an Nuthethal – Das Friedensangebot an die Sprayerszene in Bergholz-Rehbrücke (PNN berichteten) wurde bislang nicht angenommen. Zu dieser Erkenntnisse kam eine erneute Bürgerrunde mit zehn Teilnehmern in der Aula der Otto-Nagel-Gesamtschule. Noch vor einem Monat waren Jugendkoordinatorin Jana Köstel vom Verein Brücke e.V., Gemeindevertreter und Bürger optimistisch, mit einem öffentlichen Graffitiprojekt den Schmierereien im Ort begegnen zu können. Der Unternehmer Uwe Jaeger hatte dafür die Rückseiten seiner Werbetafeln angeboten und Diskretion zugesichert. Zuversichtlich äußerten sich auch Jugendliche, dass mit dieser Initiative Sprayer davon abgebracht würden, ihre Tags auf Hauswände zu sprühen. Doch die Szene sprüht nachts weiter, Privathäuser und Gartenzäune sind längst kein Tabubereich mehr. Den Sprayern ginge es vor allem um den Kick, etwas Illegales zu tun und dabei nicht erwischt zu werden, erklärte Eberhard Scheunemann, Erster Polizeihauptkommissar der Wache Teltow. Je mehr Tags, desto größer die Anerkennung in der Szene. Vielen Jugendlichen werde auch erst klar, was sie den betroffenen Hausbesitzern antäten, wenn es zu einer Gegenüberstellung käme. Kaum bewusst sei Sprayern nämlich, dass die meisten ihr Häuschen mit Mühe zusammengespart hätten und mancher das Geld fürs Übertünchen nicht aufbringen könne. Erst nach solchen Gesprächen und der Forderung, den Schaden wieder gut zu machen, setze bei jugendlichen Tätern ein Denkprozess ein. Der Polizeihauptkommissar plädierte dafür, Präzedenzfälle zu schaffen, bei denen die Sprayer verpflichtet werden, ihre Schmierereien zu beseitigen und als Ausgleich kommunale Arbeiten abzuleisten. „In der Szene spricht sich schnell rum, wer sich hat erwischen lassen", ist Scheunemann überzeugt, dass solche Maßnahmen auch abschreckend wirken. Doch erst einmal müssen die Täter überführt werden und dazu präsentierte die Berliner Detektivin Liane Reinecke den Einsatz von Videoüberwachung. Mit verdeckter Videotechnik war sie bereits erfolgreich einigen Sprayern in Plattenbauten auf der Spur. Sie ermittelte, dass die Täter alle selbst in den Häusern wohnten, die sie beschmierten oder zumindest in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch die Bürger in der Gesprächsrunde waren überzeugt, dass die Schmierereien, die seit einem Jahr für Unmut sorgen, von Jugendlichen aus dem Ort stammen. Drakonische Strafen forderte ein Bürger für die Sprayer, weil die „weiche Welle“ ja nichts nütze. Er schlug vor, Hunde auf Sprayer scharf zu machen. Dagegen hofft Uwe Jaeger noch immer, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Dass manche Bürger sich gar wünschen, man möge Sprayern die Hand abhacken, sei nicht nur unangemessen, es beunruhige ihn auch diese angestaute Wut, sagte Jaeger, der sein Angebot weiter aufrecht erhalten will. Auch Bürgermeister Gerhard Ling setzt nach wie vor auf das Beispiel eines Graffitiprojektes und hat dabei die Schulaula im Blick. An deren Wänden haben sich bereits einige „Einzelkünstler“ verewigt, sehr zum Ärger vieler Einwohner. Das Projekt, bei dem Schüler offiziell die Wände gestalten dürfen, soll ein erster Test sein, sagte Ling. Funktioniert es nicht, will er die Vorschläge der Detektivin nochmals überdenken. Klar war sich die Runde, dass die Sprayeraktionen mit Präventivmaßnahmen nicht komplett gebannt werden können, aber vielleicht lassen sie sich reduzieren, so ihre Hoffnung. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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