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Potsdam-Mittelmark: Streit um „luftige Bebauung“

Bis zum Kompromiss bei Seeberg-Plänen wird noch viel Zeit vergehen

Teltow - Bei den Siedlungsplänen zum Teltower Ortsteil Seehof wird am Ende ein Kompromiss zwischen Stadt und Investor unumgänglich sein, ist Bauausschuss-Chef Helmut Tietz (SPD) überzeugt. Doch danach sah es in der letzten Woche noch nicht aus als der SPD-Ortsverein in einer öffentlichen Mitgliederversammlung seine Vorstellungen zur baulichen Nutzung des Areals nördlich der Lichterfelder Allee bekannt gab. Ortsverein und SPD-Fraktion orientieren sich am Flächennutzungsplan (FNP), demzufolge sind Landschaftsschutzgebiet und Seehofer Wäldchen von einer Bebauung ausgeschlossen. Noch steht die Stadt für Wäldchen und Landschaftsschutzgebiet als Eigentümer im Grundbuch. Doch das könnte sich bald ändern, da die Geschwister Peter und Valerie Sonnenthal einer Restitution entgegen sehen und damit rechnen, dass sie auch diese Areale zurückerhalten.

Die Geschwister gehören zur Erbengemeinschaft Sabersky, die jahrelang um Rückgabe jüdischen Eigentums kämpfte. Peter Sonnenthal, der vom Ortsverein der SPD eingeladen war, stellte mit seinem Architekten Peter Kaufmann das Konzept vor, das bereits seit einigen Wochen für Gesprächsstoff sorgt. „Seehof bietet zurzeit ein ungeordnetes Bild“, meinte der Architekt, weshalb „luftige Bebauung“ mit „einheitlicher Typologie dem Charakter des Ortsteiles dienlich“ sei. Etwa 165 Häuser will Investor Sonnenthal so bauen, zuzüglich Seniorenheim, Spielplatz und Parkanlage. Dass jedoch viele Häuser auch dreigeschossig gebaut werden sollen, hält Teltows SPD für unsensibel, vor allem entlang der einstigen Seepromenade. Der Architekt argumentierte dagegen, dass es solche Bauten in Seehof bereits gebe und deshalb auch für andere Grundstücke dieser Maßstab gelten müsse. Doch Helmut Tietz stellte klar, für diesen Bereich akzeptiere man nur eine Firsthöhe von 8, 60 Meter, was dem Standard eines Vollgeschosses mit ausgebautem Dach entspreche. Zustimmung kam hierzu auch von der Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BiWiS), die allerdings für eine Grundstücksgröße von 800 Quadratmetern plädiert, während die SPD schon einverstanden wäre mit Grundstücken ab 500 Quadratmetern. BiWiS-Sprecher Richard Martin erklärte zudem, dass die Seehofer sich „luftige Bebauung“ anders vorstellen würden, vor allem nicht in zweiter Reihe. Auch ein uniformer Baustil sei der Siedlung abträglich, so Martin. Größter Kritikpunkt von BiWiS ist jedoch Sonnenthals Absicht, dass den neuen Häusern das Wäldchen und Teile des Landschaftsschutzgebietes weichen sollen.

„Wir sind nicht ins Grüne gezogen, um zuzusehen wie die Bäume gefällt werden“, so Martin. Dass im neuerlichen Konzept des Investors nun das Biotop mit Liebesinsel erhalten bleiben soll, nannte Martin deshalb eine positive Überraschung. Eine Frage, die viele Stadtverordnete seit Bekanntwerden der Pläne Sonnenthals beschäftigen, stellte Eberhard Adenstedt (CDU/Bündnisgrüne): „Warum bleiben Festlegungen wie der FNP und der Selbstbindungsbeschluss von 1995 bei den Planungen unberücksichtigt?“. Dazu verwies der Architekt auf Anmerkungen im Konzept, denen zufolge diese Beschlüsse an Sonnenthals Pläne anzupassen seien. Sonnenthals Anwältin Anne Glinka, die ebenfalls zugegen war, mahnte an, dass es sich bei der Rückübertragung um eine Wiedergutmachung handle und eine Bewertung der Flächen notfalls auch gerichtlich durchgesetzt werde.

Bis zu einer Annäherung, soviel wurde an diesem Abend klar, wird noch Zeit vergehen. Denn auch die Stadtväter beharren auf ihrer Planungshoheit und Helmut Tietz rechnet damit, dass mindestens fünf Jahre vergehen, ehe für Seehof ein Bebauungsplan aufgestellt sein wird. KiG

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