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Potsdam-Mittelmark: Sturm im Blätterwald

Turbulenzen um die Laubentsorgung in Michendorf: Herrenlose blaue Tüten häufen sich am Straßenrand

Turbulenzen um die Laubentsorgung in Michendorf: Herrenlose blaue Tüten häufen sich am Straßenrand Von Hagen Ludwig Michendorf - So turbulent hatten sich die Mitglieder des Michendorfer Ordnungs- und Umweltausschusses ihre jüngste Sitzung nicht vorgestellt. Etwa 50 Anwohner der Kastanienallee waren am Mittwochabend in den kleinen Versammlungsraum des Gemeindezentrums „Zum Apfelbaum“ gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Stein des Anstoßes war die Neuregelung der Laubentsorgung in der Gemeinde Michendorf. Der herbstliche Sturm im Blätterwald könnte jedem Anwohner der Kastanienallee künftig bis zu 160 Euro kosten, hieß es. Laut einem Beschluss der Gemeindevertreter vom Mai dieses Jahres sind in diesem Herbst erstmals die Einwohner in allen Ortsteilen für die Entsorgung des reichlich fallenden Laubs verantwortlich. In Langerwisch, Wildenbruch, Fresdorf, und Stücken war das schon immer so. In festgelegten Straßenzügen der ehemals selbstständigen Gemeinden Michendorf und Wilhelmshorst wurde jedoch in das Laub bisher von den Anwohnern in Säcke eingesammelt und dann von der Gemeinde entsorgt. Jetzt werde dem Grundsatz der Gleichbehandlung entsprochen und Geld für die Gemeinde gespart, begründete der stellvertretende Ausschussvorsitzende Jürgen Krebs am Mittwochabend die neue Verfahrensweise. Den Einwohnern wurde empfohlen, das Laub durch die kreiseigene Abfallgesellschaft APM entsorgen zu lassen – für zwei Euro pro Sack – oder auf dem eigenen Grundstück zu kompostieren. Kompostieren jedoch kommt für die Anwohner der von altehrwürdigen Kastanien gesäumten Alleen nicht in Frage. Die Bäume sind von der Miniermotte befallen und das Laub muss fachgerecht in speziellen Anlagen entsorgt werden. Dem hatte die Gemeindevertretung im Mai eigentlich Rechnung getragen. Für die Anwohner der Michendorfer Kastanienallee sowie vom Irisgrund, An den Bergen und Eulenkamp (jeweils von Forst- bis Heideweg) in Wilhelmshorst sollte die Laubentsorgung weiter kostenlos erfolgen. Bei der späteren Mitteilung im Gemeindeblatt hieß es jedoch, dass die Anwohner dieser Straßen von der Gemeinde kostenlos lediglich bis zu drei Grünabfallsäcke für die Entsorgung durch die APM bekommen. Für die Anwohner ein Witz – bis zu 80 Säcke könnten sie je Grundstück vollstopfen, bis die Kastanienbäume endgültig entlaubt sind, erklärten sie: 80 Säcke mal 2 Euro gleich 160 Euro aus der persönlichen Brieftasche. Jürgen Krebs versprach, das Problem am kommenden Montag auf der Gemeindevertretersitzung anzusprechen und im Namen des Ausschusses für mehr kostenlose Laubsäcke zu plädieren. Indes haben einige Wilhelmshorster schon vollendete Tatsachen geschaffen. An der Ecke Irisgrund/Potsdamer Straße türmen sich bereits herrenlose blaue Laubsäcke und harren ihrer Entsorgung – durch wen auch immer. Ein Schalk hatte hier ein Schild aufgestellt, alle Anwohner mögen an diesem Ort ihre Säcke mit Kastanienlaub abstellen. Gemeindevertreter und Verwaltung stehen nun vor einer schwierigen Entscheidung. Die Laubentsorgung grundsätzlich kostenlos zu übernehmen, wäre für die Gemeinde zu teuer, sagte Krebs. Nur für die Ortsteile Michendorf und Wilhelmshorst hätte man dafür im vergangenen Jahr 15000 Euro ausgegeben. Zudem hätten nicht wenige Anwohner die Gelegenheit genutzt, sich sämtlichen Grünabfalls zu entledigen. Diskutiert wurde bereits die Variante, ob die Gemeinde die Entsorgung nicht grundsätzlich übernehmen und die Kosten – etwa 30000 Euro – auf die Grundsteuer umlegen könne. Die fleißigen Kompostierer wären dann im Nachteil. Zudem soll die Verwaltung noch einmal prüfen, ob es in der Region Angebote für eine zentrale Kompostierung gibt, die preisgünstiger sind als die Offerte der APM. Einen Punkt stellte Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach (SPD), pensionierter Forstingenieur, bereits klar: An einer fachgerechten Entsorgung des Kastanienlaubs samt Miniermotte gehe kein Weg vorbei. Seit drei Jahren werde dies in Wilhelmshorst so gehandhabt und die Bäume hätten sich seitdem bereits sichtlich erholt, betonte er. Die Einwohner der Michendorfer Kastanienallee wollen an dem Thema dranbleiben und auch am Montag auf der Sitzung der Gemeindevertreter für herbstliche Stimmung sorgen.

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