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KulTOUR: Traum- und Tanzmusik

Exzellentes Duo bei den Caputher Musiken

Schwielowsee · Caputh - „Aufstrebend“ nannte eine benachbarte Zeitung die Ambitionen der „Caputher Musiken“ im elften Jahr ihres Bestehens, und fürwahr, die königliche Eröffnungsveranstaltung am Sonntagabend bot tatsächlich mehr, als man jemals im Churfürstlichen Schlosse erlebte. „Ludwigs Traum- und Tanzmusik“ wurde erstmals in neuer Sitzordnung gegeben, so dass es dem Publikum möglich war, sich um die vor dem Kamin gebaute Bühne zu gruppieren; inwieweit sich die Akustik für die Seitwärts-Sitzenden ändert, sollte dennoch ein Fachmann untersuchen.

Das Duo Hille Perl und Lee Santana versprach, die Zuhörer per Viola da Gamba und Theorbe in die Gemächer des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zu entführen, namentlich durch Musik von Louis de Caix d“Hervelois, Marin Marais, de Sainte Colombe sowie Francois Couperin und Robert de Visee, doch welch ein Malheur! Beim Berliner Gastspiel am Vortag hatten die Beiden nach einem „aufregenden Abend“ im Kollegenkreis einen Teil ihrer Noten vergessen, so dass geplante Solo-Passagen des US-Amerikaners auf seiner Groß-Laute entfielen und das Programm dergestalt umgestellt werden musste, dass der Gambe stets der Vorrang zukam.

Doch Improvisation ist immer live. Wie Lee Santana mit seinen Ansagen auf lockere Weise und sympathisch-trockenem Humor aus der Musiker“ Not eine Tugend machte, verdient Respekt, zumal seine Ansagen ohnehin ziemlich unkonventionell wirkten: Marais wirklich unerforschliches „Le Labyrinth“ beschrieb er ganz trefflich als Verirrung der Instrumente bei einem Spaziergang, wobei Panik ausbricht, wenn plötzlich die Tonart enteilt und keiner mehr weiß, wo man sich musikalisch befindet: „Aber keine Angst, alles geht gut aus!“

Von den eingangs mit allerhand Verve gespielten Stücken, d“Hervelois „Première Suite“ und „Troisième Oeuvre“ sowie Monsieur de Sainte Colombe“s „Les Couplets“, recht galante Subjekte, schien er freilich nicht viel zu halten: „Bisher haben Sie nur Quatsch gehört“, so kommentierte er launig, fortan aber werde „anständige Musik“ zum Thema erklingen. Etwa die g-Moll Suite von Marais in sechs Sätzen, trotz ihrer emotionalen Variablen wie aus einem Guss interpretiert, wunderbar.

Keine Frage, die mit einigem Getier in der Wildeshauser Geest lebenden Künstler sind Virtuosen ihrer Instrumente, was spätestens bei der so schweißtreibenden wie umjubelten Darstellung von Marais“ „Les Folies d“Espagne“ deutlich wurde, die Variation eines Themas in allen nur denkbaren Tonarten, Tempi und Notenwerten. So wurde aus dem angekündigten Thema Royal eher eine Hommage auf den ziemlich unbekannten Komponisten und seinen Kreis. Francois Couperin, sonst ein Fachmann fürs Cembalo, eingeschlossen seine Violenstücke und die nachfolgende Suite Premiére, waren dem Musikfreund ein rechtes Vergnügen.

Überhaupt versteht es das 1984 bestehende Duo, sogleich in die Vollen zu gehen, ihr Stil ist stets elegant, manchmal fast beängstigend kraftvoll. Wüsste man nur, wie der Sonnenkönig solche Klänge in seinen „Gemächern“ aufnahm! Hier hätte man sich Hintergrund-Informationen gewünscht, waren doch Ludwig XIV. und Brandenburgs Großer Kurfürst Zeitgenossen, ihr Geschmack fast eines Stiles. So dankten die Musiker auch für den etwas anderen Auftritt an diesem Ort, ganz entzückt, „in Ihrem ausgezeichneten Wohnzimmer“ spielen zu dürfen – leichte Musik voller Eleganz, aber nicht unbedingt etwas fürs Langzeitgedächtnis.

Nachdem man in der Pause den Fliesensaal bestaunt und mit den „Folies“ sein finales Meisterstück abgeliefert hatte, reichte die Kraft noch für eine Zugabe, „La Vignon“ von Saine Colombe. Stärkster Beifall, mehrere „Vorhänge“, Blumen. Vergessen war der kleine Publikums-Schreck, als ein Frühlings-Brummer plötzlich im Scheinwerfer verdampfte. Tatsächlich wurde alles gut, sehr gut sogar.

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