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Bauern sind auf die EU-Subventionen angewiesen.

© picture alliance/dpa / Patrick Pleul

Trotz Millionensubventionen : Brandenburgs Bauern fürchten Agrarreform

Kurz vor Weihnachten hat das Agrarministerium Landwirten Fördergelder ausgezahlt. Das Geld ist für die Betriebe wichtig. Zufrieden sind sie dennoch nicht.

Trotz des Erhalts von insgesamt rund 330 Millionen Euro Prämien durch das Brandenburger Landwirtschaftsministerium sind viele Landwirte in Brandenburg unzufrieden. Sie klagen über zu viele bürokratische Auflagen und Einschränkungen.

Das Landwirtschaftsministerium Brandenburg hatte den Betrieben eigenen Angaben zufolge unmittelbar vor Weihnachten Direktzahlungen in Höhe von insgesamt rund 329,6 Millionen Euro ausgezahlt. Dabei handelt es sich demnach um Gelder aus verschiedenen EU-Prämien wie der Basisprämie, der Junglandwirteprämie und der Kleinerzeugerregelung. Von den 5556 gestellten Anträgen auf Direktzahlungen konnten 5544 Anträge abschließend bearbeitet werden, wie das Ministerium mitteilte. Das entspricht einem Anteil von rund 99,8 Prozent. „Bei den verbleibenden wenigen Anträgen müssen Sachverhalte noch geprüft werden – dies wird schnellstmöglich bearbeitet.“  

Geld ist für Betriebe wichtig

Das Geld, das sich hauptsächlich nach der Flächengröße bemisst, ist für die Betriebe wichtig. „Es macht ungefähr ein Viertel der Einnahmen aus“, sagte Jochen Fritz, Biobauer aus Werder (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Biohof Werder zählt flächenmäßig eher zu den kleineren Betrieben in Brandenburg.

Auch beim Betrieb Agro Saarmund machen die Zuschüsse einen substanziellen Beitrag aus, wie Geschäftsführer Ulrich Benedix den PNN sagte. Die als Mehrfamilienbetrieb geführte Agrargenossenschaft bewirtschaftet insgesamt 3000 Hektar Fläche von Michendorf bis Teltow (Potsdam-Mittelmark). 1500 Hektar davon sind nach Betriebsangaben Grünland.

„Fördermittel reichen nicht aus“

Doch zufrieden ist Benedix mit den Fördermitteln ganz und gar nicht. „Das ist kein Goodie, sondern ein Ausgleich für den Produktionsausfall von Getreide, den wir durch zu viele Einschränkungen durch EU-Regeln haben.“ Die Landwirte wollten die Fördergelder gar nicht, sondern lieber mit ihrer Arbeit Geld verdienen. Eher, sagt er, müssten die Lebensmittelpreise angehoben werden, so dass sie den Produktionskosten entsprächen. „Das bedeutet aber, dass Brot eigentlich zehn Euro kosten müsste.“

Beispielhaft für einschränkende Regelungen nennt Benedix die Festlegung sogenannter roter Gebiete, das sind solche, die als nitratbelastet ausgewiesen sind. In diesen Gebieten müssen sich Landwirte an bestimmte Bedingungen halten. Beispielsweise darf dort nur eine gewisse Menge an Gesamtstickstoff je Hektar und Kalenderjahr im Durchschnitt aufgebracht werden.

„Die Fördermittel reichen schon jetzt nicht mehr aus für die Einschränkungen, die wir haben“, sagt Benedix. Und im nächsten Jahr verschlimmere sich die Lage noch. Der Landwirt spricht von der Agrarreform, die die Länder 2021 beschlossen haben und die ab 2023 gilt.

Erst weniger Geld durch Agrarreform

Mit der Umverteilung der EU-Fördergelder sollen Landwirte künftig für mehr Umwelt- und Tierschutz belohnt werden. So wird unter anderem ab 2023 25 Prozent der Direktzahlungen an Ökoleistungen wie etwa Blühstreifen gebunden. Auch fürs Bäumepflanzen werden die Betriebe belohnt.

Erst einmal gibt es für die Landwirte aber weniger Geld, so sinkt die Basisprämie von derzeit 270 Euro pro Hektar auf 140 Euro. Dem Betrieb Agro Saarmund fehlen laut Benedix dann 230.000 Euro. „Dann müssen wir Arbeitsplätze streichen.“ Der Betrieb zählt derzeit 60 Mitarbeiter:innen.

Auch Biobauer Jochen Fritz käme nach eigenen Worten lieber ohne die Subventionen aus. Obwohl der Betrieb bio-zertifiziert ist und daher von mehr Geld für Umwelt- und Klimaschutz profitiert, kämen auch auf ihn mehr Anforderungen zu. Fritz sagt: „Das Ganze müsste dringend entbürokratisiert werden.“

Verein: Brandenburger Betriebe sind stark auf Fördermittel angewiesen

Reinhard Jung, Geschäftsführer vom Bauernbund Brandenburg findet es falsch, Fördermittel auszuzahlen, die mit vielen komplizierten Wendungen zu mehr Umweltschutz führen sollen. In Brandenburg seien Betriebe durch schwierige Bodenverhältnisse wie Dürre und Trockenheit am stärksten auf die Subventionen angewiesen.

5556
Betriebe in Brandenburg und Berlin beantragten die Fördermittel.

Die Politik müsse endlich aufhören, die Landwirtschaft durch komplexe Regelungen leistungsunfähig zu machen. Vielmehr müssten bäuerliche Familienbetriebe stärker unterstützt werden. „Sie arbeiten automatisch nachhaltig, da es um den eigenen Betrieb geht und man diesen seinen Nachkommen gut erhalten übergeben möchte“, sagt Jung.

Anspruch auf die Zuschüsse haben laut Ministerium Betriebe ab mindestens einem Hektar Nutzfläche. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin Brandenburg gab es im Jahr 2020 in Brandenburg 5400 landwirtschaftliche Betriebe. Die Statistik erfasst Betriebe erst ab einer bestimmten Hektar-Fläche, die größer als ein Hektar ist.

Im Jahr 2021 wurden laut Ministerium insgesamt 339,1 Millionen Euro an Direktzahlungen geleistet. Da noch nicht alle Betriebe ihr Geld erhalten haben, kann noch kein Vergleich zu diesem Jahr gezogen werden.

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