zum Hauptinhalt

KulTOUR: Vibrierender Körper und 1000 Mienen Flamenco in Beelitz leider ohne Einführung

KulTOUR Beelitz - Andalusien ist überall, jedenfalls überall da, wo man mit Herz und Seele den Flamenco gibt: fast uferlose und sich in melodischen Mäandern verzweigende Sequenzen, auf tradierten Liedern des Südens beruhend oder selbst komponiert, durch raffiniert ausgearbeitete Koloraturen und überraschende Breaks belebt, dazu die mit Händen und Füßen gegebene Rhythmik, mit welcher so mancher Flamenco überhaupt erst beginnt. Sein Werkzeug und Seele zugleich ist die Gitarre, die Stimme, der Tanz, und wenn er geschieht, dann loht bald ein Funkenstieben heran, sich lichterloh zu entzünden, von da kommt auch der Name.

KulTOUR Beelitz - Andalusien ist überall, jedenfalls überall da, wo man mit Herz und Seele den Flamenco gibt: fast uferlose und sich in melodischen Mäandern verzweigende Sequenzen, auf tradierten Liedern des Südens beruhend oder selbst komponiert, durch raffiniert ausgearbeitete Koloraturen und überraschende Breaks belebt, dazu die mit Händen und Füßen gegebene Rhythmik, mit welcher so mancher Flamenco überhaupt erst beginnt. Sein Werkzeug und Seele zugleich ist die Gitarre, die Stimme, der Tanz, und wenn er geschieht, dann loht bald ein Funkenstieben heran, sich lichterloh zu entzünden, von da kommt auch der Name. Kein Wunder, dass dieses mehr fremd als vertraut klingende andalusische Wunder schon seit Jahrzehnten überall Konjunktur in Europa hat, auch bei uns, wo derzeit gleich mehrere dieser Gruppen gastieren. Ein Maestro dieser hohen Kunst, El Macareno, 1962 in Córdoba geboren, trat dergestalt schon mit 16 Jahren in Deutschland auf, von hieraus startete er auch seine Karriere weit in die Welt. Mit seiner Gruppe (y grupo) war er am Samstag im Beelitzer Tiedemannhaus zu Gast. Guter Besuch, obwohl dieses Mal alles ganz anders war in Sachen Gastgeberei. Zusammen mit dem Zweitgitarristen Paco Cortés und dem stimmgewaltigen Sänger Antonio el Rabia gab er ein begeisterndes, zweistündiges Konzert, dessen Eckpunkte die kühl-charmante Tänzerin Carmen mit eindrucksvollem Tanz begleitete. Beifall nebst Ole!-Rufen und zustimmende Pfiffe schon nach dem ersten Stück, wahrlich eine „Perla Preciosa“ an Brillanz, Technik und Ausdruck, obwohl niemand da war, der die Gruppe begrüßt und dem Publikum eingeführt, geschweige ein paar Worte über die vorgestellten Lieder gesagt hätte. Vielleicht deshalb blieben die Gesichter der Vollblut-Musiker über die gesamte Zeit zum Parkette hin kaum kommunikativ, untereinander allerdings heiter. Das Programm „Gitarre - Tanz - Gesang der Spitzenklasse“, in zwei Blöcke gefügt, bot jedem der Künstler genügend Raum zur Präsentation. El Macareno spielte in jedem Titel, doch zeigte er mit „Malagueña“ sein ganzes Können auch solistisch: Die Finger griffen die Saiten behender, als das Auge erfassen konnte, der ganze Körper vibrierte, sein Gesicht zeigte tausend Mienen. Daneben hörte man Instrumentalstücke wie „Tanguillos“ und „Rumba-Mi niño Mario“ für zwei Gitarren, wobei die anderen Künstler den Rhythmus durch unterschiedliche Takt-Betonungen vorgaben. Hinter dem Wie steht vermutlich eine ganze Lebensanschauung – unbekannterweise. Keiner hätte der elektronischen Tonverstärker (zu viel Volumen) in der „Spargelperle“ bedurft, am wenigsten der Vokalist. Seine Beiträge zeigten die andere Seite der südspanischen Musik. Mal glaubte man einen kehlig-maurischen Ton herauszuhören, mal die kanzone Melodik Iberiens, mal sang er die Solostimme eines ganzen Liedes („Fandangos de Huelva“), mal einen kurzen Part („Tangos de Granada“) inmitten der klingenden Gitarren-Spiele – und es war ihm ein erkennbares Vergnügen, die Tänzerin Carmen bei ihren kosmisch-stummen Figuren vokal zu begleiten, bei „Solea“ vor der Pause und mit den „Alegrías de Cádiz" zum umjubelten Finale. Antonio el Rabia allein war es, der stets ein Lächeln auf dem Gesicht hatte. Klar, diesmal fehlte die ordnende Hand des Beelitzer Kunstvereins überall. Nach drei Zugaben wurden die Gäste ohne Dank und Blumen entlassen - „Da sind auch wir etwas traurig", kommentierte das diensttuende Management. Gerold Paul

Gerold Paul

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false