zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Vom roten A zum grünen Kreuz

Die Kundenzahl in Teltows DocMorris-Apotheke hat sich verdoppelt / Apothekerverband reagiert gelassen

Teltow - Die vier Computer-Terminals am Verkaufstresen der ehemaligen Teltower Elisabeth-Apotheke sind fast ständig belegt. Geduldig beraten die Mitarbeiterinnen die Kunden. Auf einem Flachbildschirm flimmert Werbung für preiswerte Pharma-Präparate. Unter dem neuen Namen „DocMorris Apotheke Teltow“ ist Inhaber Oliver Roggenbuck vor einigen Wochen als erster Apotheker Brandenburgs in das Marketing-Konzept des niederländischen Medikamenten-Versandhandels eingestiegen.

Roggenbuck ist mit dem Wechsel vom roten Apotheken-A zum grünen DocMorris-Kreuz zufrieden. „Wir haben seitdem viel mehr Kunden“, sagt er. Etwa 500 Menschen frequentierten täglich den Verkaufsraum. Die Hälfte davon suche preisgünstige, rezeptfreie Medikamente. Das seien doppelt so viele Kunden wie vorher. Laut firmeneigener Werbung können rezeptfreie Arzneien bis zu 40 Prozent billiger angeboten werden.

„Dafür kommen die Kunden zum Teil aus dem etwa 20 Kilometer entfernten Potsdam“, sagt Apotheken-Mitarbeiterin Annett Reetz. Neben den Stammkunden sehe sie jeden Tag viele neue Gesichter, fügt die Pharmazieingenieurin hinzu. Die Apotheken-Angestellten nehmen sich Zeit für die Beratung. Allerdings konzentriere sich diese überwiegend auf Preisvergleiche bei rezeptfreien Medikamenten, räumt Mitarbeiterin Teresa Spiegel ein. Die Kunden freut das. „Ich habe beim Kauf von drei Präparaten über zehn Euro gespart“, sagt eine Frau aus Kleinmachnow.

Etwa 100 DocMorris-Apotheken gebe es derzeit in Deutschland, davon sechs in Berlin, sagt der DocMorris-Vertriebsleiter für die Region, Armin Reinke. Zu den weiteren Plänen im Land Brandenburg bleibt er vage: „Wenn künftig zehn Prozent der 555 brandenburgischen Apotheken das grüne Kreuz tragen, wäre das schön.“ Derzeit lägen dem Konzern etwa 70 Bewerbungen von Apotheken vor.

Nach einem Punkte-Modell werde zunächst die Tauglichkeit der Läden für das DocMorris-Konzept bewertet, sagt Reinke. Bei gutem Umsatz, großer Verkaufsfläche und innovativem Management stünden die Chancen gut, DocMorris-Partner zu werden. Der Teltower Roggenbuck hat für sein Geschäft einen Gebietsschutz ausgehandelt. Danach wird ihm ein Einzugsgebiet von etwa 20 000 Einwohnern garantiert.

Dafür fordere DocMorris jedoch eine Art Lizenzgebühr sowie die Verpflichtung zum Umbau des Verkaufsraums, sagt der Geschäftsführer des Apothekerverbandes Brandenburg, Michael Klauß. Der Verband sieht das neue Apotheken-Image gelassen. „Bis Jahresende 2007 wollte das Unternehmen an die 500 der insgesamt über 21 000 deutschen Apotheken übernehmen“, fügt Klauß hinzu. Nach seiner Einschätzung werde der Konzern auch in Brandenburg weit unter den angekündigten zehn Prozent bleiben.

„Das Konzept ist nichts Besonderes. Auch andere Apotheken schließen sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammen“, betont Klauß. Nach dem Einstieg auf dem deutschen Apothekenmarkt sei eine „Menge heiße Luft über das Konzept verbreitet worden“. Klauß fügt hinzu: „Jetzt bleibt abzuwarten, wie viel sich davon verflüchtigt.“ Beatrice George, ddp

Beatrice George, ddp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false