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Potsdam-Mittelmark: Vom Tierschutz in die „Pfötchenlobby“

Tier-Maler Pogo stellt im Pfötchenhotel Beelitz aus / Öltank wird zum 80 Tonnen schweren Mops

Tier-Maler Pogo stellt im Pfötchenhotel Beelitz aus / Öltank wird zum 80 Tonnen schweren Mops Von Henry Klix Beelitz/Berlin - Sein Steckenpferd hieß Lothar. Sieben Jahre lang besuchte er als Kind den Shetlandponyhengst im Berliner Zoo, bevor sich das Pferd am Hinterlauf in einer Kette verwickelte. Es musste in eine Tierklinik und starb, nachdem dort mehrere Tierversuche an ihm verübt wurden. Das Bein wurde amputiert, auflösbare OP-Zwirne am Kopf getestet und Peer Gero Döhring weiß nicht, was sonst noch experimentiert wurde. Und will es besser auch nicht wissen. Das ist jetzt 34 Jahre her, heute ist der Berliner Künstler 52 Jahre alt. Tieren in Not hat der Maler die Treue gehalten. „Ein brutales Thema plakativ darstellen“, lautet sein Anspruch, den er mit einer prägnanten Mischtechnik von Bleistift, Acryl und Pastell umzusetzen sucht. Für seine Bilder, in denen er schockierende Tierversuche und den Raubbau des Menschen an seiner Umwelt in den Mittelpunkt rückte, ist der unter dem Namen „Pogo“ arbeitende Maler bekannt geworden. Der engagierte Mann, der Mitglied in mehreren Tierrechtsverbänden ist, ist wohl die beste Werbung, die sich das Pfötchenhotel Beelitz wünschen kann. „Wenn ich noch einen Hund hätte, wäre er in meinem Urlaub hier wohl am besten aufgehoben“, sagt Absolvent der Hochschule der Künste. Zum ersten Geburtstag der Vierbeiner-Nobelherberge im Ortsteil Schönefeld sind in den Fluren zwischen Hasen, Katzen, Hunden und Papageien lustige Tierporträts und Studien von Pogo ausgestellt. Auf dem Hof der Anlage verwandelt sich der Öltank der Heizanlage derzeit unter seinen Händen zu einem drei Meter dicken Mops. Die Schnauze des kleinen Fleischknäuels, der in Anspielung auf die 80 Tonnen Öl im Tank „Olivia“ getauft wurde, ist schon fertig. „Erst sollte hier ein Dackel rauf, aber ein Mops mit seiner kompakten Form war für den Öltank geeigneter“, sagt Pogo. Ob die Mops-Züchtung allerdings besonders tierfreundlich ist, da hat Pogo seine Zweifel: „Durch die eingezwängte Nase ist der Hund gezwungen, ständig durch den Mund zu röcheln.“ Pogo selbst war Halter zweier Schnauzer und hat in seinen Tierstudien dieser Rasse viel Zeit gewidmet. Auch im Pfötchenhotel hängen großformatige Bleistiftzeichnungen von Schnauzern – in der „Pfötchen-Lobby“ ist der von Ex-Bundespräsident Johannes Rau ausgestellt. „Ich habe mich als bester Schnauzer-Maler Deutschlands bei ihm vorgestellt, da wurde mir das Tier vor zwei Jahren in der schwarzen Staatskarosse vor die Tür gefahren“, erinnert sich Pogo. Der großformatige Hundekopf soll Beginn einer Serie von Haustieren Prominenter werden. Denn allein mit seinen engagierten Gemälden zum Tierschutz kann Pogo heute kein Geld mehr verdienen. „Bis Anfang der 90er Jahre haben sich Architekten, Ärzte oder Geschäftsinhaber solche Bilder ins Zimmer gehangen, um über das Thema ins Gespräch zu kommen.“ Seit der Wende seien andere Dinge in den Vordergrund gerückt. Und als sich die neuen Bundesbürger mit Pelzen versorgten und der Bedarf an saftigen Schweinesteaks stieg, habe es auch Rückschritte im Tierschutz gegeben. Aber in den letzten Jahren habe sich auch einiges bewegt, räumt Pogo ein. „Als ich mit 18 Jahren nach Hilfe für Lothar suchte, gab es noch nicht einmal eine Tierschutzorganisation als Ansprechpartner.“ Heute, ist er sich sicher, würde sich ein „Ausweichquartier“ für ein behindertes Pferd finden.

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