zum Hauptinhalt

StandPUNKTE: Wasserflieger & Co.

Landeplatz ist nicht einziges Problem am Schwielow

Wieder einmal sorgen die Bestrebungen im Resort Schwielowsee zu einer Ausweitung des Flugverkehrs mit dem Wasserflugzeug für neuen Unmut – allerdings auf der anderen Seite des Sees. Die Werderaner Stadtverordneten sehen das alles ein bisschen anders und zwischendrin steht mal wieder „der kleine (Petzower) Mann“, der sich zuweilen auch nicht traut, den Mund aufzumachen.

Das Thema Wasserflugzeug kann jedoch nur Teil eines Anstoßes sein, den man vielleicht mal nehmen sollte, um sich des – komplexeren – Themas „Schwielowsee“ anzunehmen, aber dann bitteschön auch sorgfältig. Ist denn nicht nur die Gemeinde, die stolz dessen Namen trägt, nicht nur das Unternehmen, das sich desselben Namens bedient, nicht nur Werderaner Politiker, die da eine Menge zulassen und nicht zuletzt auch der Bürger selbst in der Pflicht, sich auch mal Gedanken über den Schwielow zu machen? Wird der gute Schwielow nicht nur einfach ausgebeutet in vielfach kommerziellem Sinne und im Sinne der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Profilierung mancher Leute, die bisher nichts für ihn getan haben, außer seine schöne Lage zu preisen ? Übrigens: Von einem „Seefestival“ hat die Natur zunächst erst mal nichts, was ihr hilft.

Gehen Sie mal hin auf den Schwielow, am Wochenende, versuchen Sie mal Entspannung auf einer Bootsfahrt zu finden. Sie werden es selten können. Abgesehen von den anderthalb Kilometern Strecke, die fürs Flugzeug reserviert sind, abgesehen von einer zwischen Schloss Petzow und Löcknitz flächendeckenden Wasserskistrecke, die als „Privat“ ausgeschildert ist und auf der herumgebrettert wird, was das Zeug hält, ist er mittlerweile offenbar zu einem Jagdrevier motorisierter Fun-Sportler geworden die sich auf dem ohne Geschwindigkeitsbegrenzung zugelassenen See regelrecht austoben und eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. Ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf Schilfgürtel, Tiere, Paddler, Surfer, Segler und andere Motorbootfahrer. Auf die Größe der Schiffe kommt es eh nicht an, 200-PS-Motoren sind keine Ausnahme. Im Vergleich zu dem, was man den Autofahrern mit umweltschonenden Maßnahmen zumutet, lebt sich“s auf dem Wasser offenbar wie im Schlaraffenland, doch das ist schon wieder ein anderes Thema.

Der Schwielow ist einer der flachsten Seen hierzulande, besonders zwischen Caputh und Ferch unter Land; seine Tücken bei Wind sind nicht immer allen Freizeitkapitänen bekannt. Das, was dort gegenwärtig passiert, schadet schon jetzt Flora und Fauna erheblich, das muss einem nicht erst eine bekannte Umweltorganisation sagen, die sich angesichts der Wasserflugzeugbetriebs mal wieder zu Worte meldet.

Fontane hat dem See ein ganzes Kapitel in den Wanderungen durch die Mark gewidmet. Ist er es nicht wert, besser geschützt zu werden? Aber wo sind denn seine Beschützer? Vor Werders Insel, übrigens auf offener Havel, schützt man sich da anders: mit Geschwindigkeitsbegrenzungen und entsprechenden verkehrsrechtlichen Ausschilderungen für die Binnenschifffahrt. Und am Schwielow?

Wenn wir es alle nicht verstehen, der Natur ihren Raum zu lassen und uns in die von der Natur gegebene Landschaft zu integrieren – was sollen dann die ganzen Lippenbekenntnisse der politischen Verwaltungen dies- und jenseits des Sees? Wo fängt denn hier eine nachhaltig wirkende Verantwortung für unsere Umwelt – in so manch vergessener „Agenda“ beteuert – an ? Und die, die da heute über das Flugzeug aufschreien, die schweigen heuchlerisch zur Wasserskistrecke, die sich offenbar auch noch vergrößert hat. Aber haben Sie es nicht gemeinsam mit denen am anderen Seeufer ausgeheckt?

Der Autor ist Vorsitzender des Heimatvereins Petzow.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false