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Hilfe, die ankommt. Sponsor Uwe Pfleumer (links) im Gespräch mit Ramona Grünbaum (2. v. r.).

© hkx

Potsdam-Mittelmark: „Wie soll sich die Welt sonst drehen“

Uwe Pfleumer ist wichtigster Sponsor der Tee- und Wärmestube / Gestern war dort zehnter Geburtstag

Werder (Havel) - Jedes Jahr spendiert er rund 20 000 Euro – zehn Prozent des Gewinns seiner Berliner Aluminium-Vertriebsfirma Alupur, seit drei Jahren schon. Uwe Pfleumer ist der größte private Sponsor der Tee- und Wärmestube in Werder. Manchmal, besonders für Kinderprojekte, gibt es auch noch etwas obendrauf. „Mir wurde von meinen Eltern beigebracht, dass man nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens steht“, sagt er. Er sei ja auch nicht der einzige Unternehmer, der sich sozial engagiert.

Gestern feierte die Tee- und Wärmestube ihren zehnten Geburtstag mit einem Sommerfest. Pfleumer gehörte zu den Ehrengästen. Neben der Förderung vom Land, der Kommune und vom Jobcenter werde auch die Sponsorenhilfe hier dringend gebraucht, sagte die Leiterin der diakonischen Einrichtung, Martina Müller. Viele zusätzliche Projekte, ob das Ferienlager, der Kinderzirkus oder der Gemüsegarten, wären sonst nicht machbar.

Müller erinnerte an die Gründung der Tee- und Wärmestube in einem kleinen Häuschen in Glindow, von den Gästen „Butzemannhaus“ genannt. Schneller als erwartet bestätigte sich die Vermutung des Diakonischen Werks Potsdam, dass es einen Bedarf an Beratung, Betreuung und Begleitung sozial schwacher Menschen im Einzugsgebiet von Werder gibt. 2002 begann die Kooperation mit der Potsdamer Tafel, vor drei Jahren zog man ins frühere Ärztehaus in der Brandenburger Straße 4 nach Werder um. Hier kam noch eine Wohn- und eine Suchtberatung hinzu.

Täglich würden etwa 30 Klienten das Frühstücks- oder Mittagsangebot wahrnehmen, sagte Müller. 20 Bedürftige pro Monat ließen sich zu Themen wie Arbeit, Erziehung, Schulden und Alg II beraten. 19 Menschen werden zurzeit in der Wohnhilfe betreut, außerdem sechs aus der Suchttherapie zurückgekehrte Alkoholiker. Zur zweimal wöchentlichen Lebensmittelausgabe würden etwa 200 Menschen kommen. „Da hängen dann noch die Familien dran. Ich schätze mal, von der Tafel in Werder profitieren zwischen 700 und 900 Menschen“, so Müller. Mit den Hartz-Reformen vor sechs Jahren war der Bedarf drastisch angewachsen.

Marcel Kankarowitsch, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, hielt zum Jubiläum eine kämpferische Rede. Viele Menschen würden in ihrem Leben für längere oder kürzere Zeit aus verschiedensten Gründen einmal Hilfe benötigen. Und mit den Hartz-IV-Reformen vor sechs Jahren sei das Thema Armut noch stärker in den Fokus gerückt. „Das ist auch noch nicht ausdiskutiert.“ Zudem fehlten immer mehr Arbeitsplätze mit einfachen Tätigkeiten und einem Gehalt, von dem man sich ernähren kann. „Das muss wieder entwickelt und zur Not auch quersubventioniert werden“, so Kankarowitsch. „Dann werden wir auch in der Tee- und Wärmestube neue Erfolge erringen.“ Neben drei Teilzeit- und einer Vollzeit-Sozialarbeiterstelle sind im Haus drei Menschen mit Arbeitsfördermaßnahmen und ein halbes Dutzend Ehrenamtler beschäftigt. Im „Tafelgarten“ arbeiten seit dem vorigen Jahr sechs MAE-Kräfte, der Erdbeerkuchen zum Geburtstag war mit Obst aus eigener Produktion bestückt. Davon kosteten gestern auch der Linke-Landtagsabgeordnete Andreas Bernig, Pfarrer Georg Thimme und Werders Sozialamtsleiterin Ulrike Paniccia. „Die Tee- und Wärmestube ist in Werder nicht mehr wegzudenken“, sagte sie.

Auch eine Klientin hielt gestern eine Rede: Ramona Grünbaum, die hier vor drei Monaten landete, nachdem in der Lebensplanung und in der Partnerschaft „einiges schiefgelaufen“ sei. „Ohne die liebe Unterstützung hier wäre ich zugrunde gegangen“, sagte sie.

Uwe Pfleumer kam mit Grünbaum auch noch persönlich ins Gespräch. Er hörte gerne, wie seine Hilfe ankommt. Als er seine 1995 gegründete Firma mit elf Beschäftigten in die Gewinnzone führte, war für ihn sofort klar gewesen, dass etwas für soziale Zwecke abgezweigt wird. Anfangs spendete er für Berliner Projekte, bis er vor drei Jahren zu seiner Frau, Katrin Hagenau-Pfleumer, nach Werder zog. Sie machte ihn auf die Tee- und Wärmestube aufmerksam. „Alle erfolgreichen Unternehmer sind in der Pflicht, ihre Mitarbeiter ordentlich zu bezahlen und sich sozial zu engagieren“, findet Pfleumer. „Wie soll sich die Welt sonst drehen.“

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