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Potsdam-Mittelmark: „Wir werden überrollt“

Axel Hilpert über seine Erfolge in Petzow, seine Pläne fürs Inselparadies und seine DDR-Erfahrungen bei Koko

Axel Hilpert über seine Erfolge in Petzow, seine Pläne fürs Inselparadies und seine DDR-Erfahrungen bei Koko Sie haben vor acht Jahren angefangen, für Ihre fünf Säulen für Petzow zu werben: Das Petzower Schloss, der Hotelkomplex am Ortseingang, ein Reiterhof an der Löcknitz, ein Golfplatz auf dem Kesselberg und ein neues Kinderparadies am Glindowsee. Die erste Säule, das Resort-Hotel Seaside Garden, ist seit einigen Monaten in Betrieb. Sind Ihre Erwartungen dort erfüllt? Die Erwartungen sind übertroffen. Ich bin mit meinen Mitarbeitern sehr stolz, wie wir nach dreieinhalb Monaten angenommen werden. Wir liegen in der durchschnittlichen Auslastung bei 68,9 Prozent, das ist für das Umland von Berlin etwas sehr seltenes. Und wir hatten uns für das Betriebsergebnis in diesem Jahr vorgenommen, mit einer Summe X zu enden. So wie es aussieht, werden wir das mit 1,5 Millionen Euro übererfüllen. Wenn man einen solchen Blumenstrauß von touristischen Großprojekten bindet, gibt es Reibungen und Änderungen. Zum Beispiel sollte ja ein Teil der heutigen Hotelkapazität mal als Wohnungen verkauft werden. Was hat sich noch verändert? Das, was 1997 für das Ferienresort publiziert wurde, wurde natürlich modifiziert. Zum Beispiel wurden wir vom Businessbereich überrollt, da sind wir seit Wochen überbucht und haben das Jahr 2005 komplett voll. Interessenten aus Wirtschaft, Medien und Politik fragen an, ob sie hier Events und Schulungen veranstalten können. Das hat uns bewogen, einen Anbau für ein Business-Camp zu entwickeln. Damit ermöglichen wir ab Juni 2006 eine zusätzliche Kapazität von 320 Konferenzplätzen. Ab 1. Juli 2006 wollen wir mit der Resortanlage komplett fertig sein. Dazu kommen noch 18 Pfahlbauten und die Erweiterung unseres Wellnessbereichs um 1500 Quadratmeter. Nicht zuletzt entsteht eine große Außenpool am Wellnesstempel. Es gab mit dem Hotel baurechtliche Probleme. Ihre Ideenentwicklung wurde zum Teil als recht rabiat wahrgenommen, wenn man an den Bau der acht Pfahlhäuser im Schilfgürtel denkt. Sie mussten vom Ufer abgerückt werden. Das Hotel ist zwei Meter zu hoch geworden, das Dach nicht rot sondern blau, der versprochene Uferwanderweg fehlt und die beiden Hotelriegel sind nicht, wie anfangs genehmigt, zwei Einzelbauten sondern ein Komplex. Muss man fürchten, was noch kommt? Alles, was noch kommt, ist abgestimmt mit der Stadt Werder und dem Landkreis und in Baufeldern bereits organisiert. Besteht nicht die Gefahr, dass vom märkischen Landschaftsambiente nur noch wenig übrig bleibt? Nein, die Entwicklung läuft in Achsen, die seit Jahrzehnten bebaut sind. Wir werden nichts mehr aus dem Landschaftsschutz herausnehmen, nur die genehmigten Baufelder werden bebaut. Nur die Vorzeichen haben sich verändert: Statt fünf großer See-Residenzen entstehen 18 kleine Pfahlhäuser. Und statt zwei großer Villen an der Straße gibt es ein Kongresszentrum, das von der Kubatur nicht größer als die beantragten Bauflächen ist. Der Pool wird gebraucht, weil man im Schwielowsee nicht den ganzen Sommer baden kann. Der See blüht jetzt, wir können es unseren nationalen und internationalen Gästen nicht zumuten, da rein zu gehen. Da muss ein Ausgleich her. Mit einem beheizten Pool können wir die Saison von März bis November verlängern. Finanzminister Hans Eichel hat Ihre Anlage in einer Grußbotschaft einmal mit Key West verglichen. Es ist ja nichts spezifisch märkisches, was hier entstanden ist. Warum eigentlich nicht? Ich habe mich in meinem Leben viele Jahre in Lateinamerika rumgetrieben, um dort Wirtschaftswachstum und Tourismus zu organisieren. Das Leben unter den Sonnenstrahlen und die Freundlichkeit der Natur ist etwas sehr Positives, auch die Architektur. Bei den Flügen über den Atlantik habe ich mir überlegt, dass der mittelamerikanische Frohsinn auch Nordeuropa aufhellen könnte. Das ist von mir auch in Petzow provoziert. Ich habe dafür überwiegend Zustimmung geerntet, viele haben erkannt, dass das Original in San Diego steht. 1991 habe ich mich dort in einen Küsten-Komplex verliebt. Natürlich gibt es hier auch den Stil von Neu England und Key West, wir wollen das innen genauso warmherzig weiterreichen. Die Buchungszahlen sprechen dafür, das wir richtig liegen. Wie sieht ihr Zeitplan für die anderen Projekte und Säulen aus? In den nächsten fünf Jahren will ich in Petzow meine ganze Arbeitskraft konzentrieren. Mit dem Ausbau vom Schloss zur Fünf-Sterne-Anlage wollen wir 2007, mit dem Golfplatz am Kesselberg 2008 fertig sein. Nicht zuletzt möchte ich die Landesregierung und die Stadt Werder beim Bau einer kulturellen Begegnungsstätte am Mierenberg unterstützen. Mein Ziel ist es, 2009 auch mit dem neu zu schaffenden Inselparadies fertig zu sein. Was ist dort geplant? Es wird ein dreieinhalb-Sterne-Plus-Familien-Hotel an der Grelle im Kontext mit dem Inselparadies und in Abstimmung mit den Eigentümern und Pächtern am Glindowsee geben. Wir wollen Kindern und Jugendlichen ein Zuhause bieten, wo sie auch mit Mama, Papa, Oma, Hund und Katze den Urlaub verbringen können – ein wirkliches Inselparadies. Was bedeutet das für den Inselparadies e.V., der dort ein Ferienlager betreibt? Der Investitionsbedarf für die Unterkunfts-Baracken ist ja recht groß. Das bedeutet, das der Verein integriert wird und das Ferienlager, was dann vielleicht Dorfhotel heißt, mit betreut wird. Wir sind stolz, über die Ressourcen und Mitarbeiter dort verfügen zu können. Wir wollen ihnen eine Perspektive erarbeiten, in der es unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts Spaß macht, Kinder und Jugendliche zu betreuen. Sind sie also der ersehnte Geldgeber, der Ordnung im Inselparadies schafft und nebenan ein Kinderhotel baut? Ich bin vielleicht der gesuchte Organisator und Multiplikator, der Geldgeber bin ich nicht. Ich vermittle Geldgeber vom Land und den Banken und hoffe, dass eine solche Partnerschaft vom Inselparadies auch gewollt ist. Sie haben viel Energie in das Resort-Hotel gesteckt und im Januar einen Herzinfarkt erlitten. Woher nehmen Sie die Kraft für weitere Millionenprojekte? Ich war mit meiner Gesundheit schlampig und sag Danke, dass ich das überleben konnte. Ich habe meine Konstitution entwickelt, mache dreimal am Tag Sport, esse bedacht, verzichte auf Alkohol und Zigaretten. Lebensfreude und Optimismus waren immer Teil meines Wesens. Der Wunsch, diese Region touristisch zu entwickeln, verfolgt mich seit 15 Jahren. Der Erfolg gibt mit die Kraft, das durchzustehen. Ich wünsche mir, das wir in fünf Jahren ein beispielgebendes Thema für Deutschland entwickeln – Ferien zwischen dreieinhalb bis fünf Sternen, von Familien bis zu Geschäftsleuten. Sie waren Antiquitätenaufkäufer für Schalck-Golodkowski Devisenbeschaffungsimperium „Kommerzielle Koordinierung“ und Stasi-IM. Wie weit helfen Ihnen Kontakte und Erfahrungen aus DDR-Zeiten bei den Petzower Projekten? Meine Erfahrungen im Bereich Kommerzielle Koordinierung waren nicht auf die DDR beschränkt, sie sind weltweit vorhanden. Gerade als Beauftragter für den Aufbau des Tourismus in Kuba habe ich Riesenerfahrungen gesammelt. Es freut mich, das heute einzubringen und als positives Element der deutschen Einheit zu transplantieren. In allen Bereichen und politischen Ebenen erlebe ich Leute, die glücklich sind, das jemand mit den Leuten vor Ort etwas vorwärts bringen will. Macht es Ihnen ein schlechtes Gewissen, dass Sie Ihre Erfahrungen als Nutznießer eines Regimes gesammelt haben? Mir macht es kein schlechtes Gewissen, dass ich Erfahrungen in der DDR gesammelt habe. Mit mir haben 17,5 Millionen da ihre Erfahrungen gesammelt, positive und negative. Was ich getan habe, war kein Verbrechen: Ich habe mich um wirtschaftliche Effizienz bemüht, um Wachstum. Aber das es zur Wiedervereinigung gekommen ist und sich heute wirklich Jeder nach seinen Fähigkeiten entwickeln kann, macht mich schon sehr froh. Wo machen Sie ihren Jahresurlaub? Ich bin im Oktober 14 Tage auf Mallorca. Das Interview führte Henry Klix

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