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Potsdam-Mittelmark: Wo die Flucht endete

Vier Stelen sollen an Teltower Maueropfer erinnern / Rund um Berlin sind 136 solcher Denkmale geplant

Teltow - Im fünfzigsten Jahr des Gedenkens an den Mauerbau sollen auch in Teltow vier Stelen an die Todesopfer der Grenze erinnern. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) kündigte das Projekt auf der jüngsten Sozialausschusssitzung an. Es wird von der „Stiftung Berliner Mauer“ initiiert. Die ersten vier dieser Stelen wurden bereits 2009 für die Todesopfer am ehemaligen Grenzstreifen an der Lichtenrader Chaussee in Mahlow aufgestellt. Insgesamt sieht das Projekt vor, an 136 Mauertote zu erinnern. Das Land Brandenburg unterstützt es mit 150 000 Euro.

In Teltow soll so an Hans-Jürgen Starrost erinnert werden, der am 14. April 1981 bei einem Fluchtversuch in Teltow-Sigridshorst niedergeschossen und danach noch stundenlang verhört wurde. An den Folgen der Verletzungen im Milz- und Nierenbereich starb der 25-Jährige am 16. Mai im Potsdamer Bezirkskrankenhaus. Für Roland Hoff soll gleichfalls eine Stele aufgestellt werden. An ihn erinnert bereits ein Gedenkstein „für ein unbekanntes Maueropfer“, der auf der Berliner Seite der Knesebeckbrücke steht. Obwohl der Schießbefehl des Nationalen Verteidigungsrates der DDR erst vom 20. September 1961 stammt, wurden auf den 27-Jährigen bereits am 29. August 1961 rund 30 Schüsse abgefeuert.

Er hatte versucht, gegenüber der Lichterfelder Wupperstraße durch den Teltowkanal zu schwimmen und war schon fast in der Mitte des Kanals angelangt, als ihn der erste Schuss in den Hinterkopf traf und herumwirbelte. Nach weiteren Schüssen sackte der Körper unter Wasser. Von beiden Seiten des Kanals ließen Feuerwehrleute kurz darauf Schlauchboote ins Wasser und kämmten mit Suchleinen und Stangen den Grund des Kanals ab. Die Suchaktion wurde auf östlicher Seite nach zwei Stunden unterbrochen, während sie auf westlicher Kanalseite bis in die Abendstunden andauerte. Da hatten die Feuerwehrleute auf Teltower Seite bereits unbemerkt Leiche und Aktentasche geborgen, wie aus einem Protokoll hervorgeht.

Auf den Stelen, die aufgestellt werden, wo die Flucht endete, sind neben einem Foto des Maueropfers Karten des jeweiligen Grenzgebietes zu sehen. Darauf ist der Todesstreifen markiert, ebenso gibt es kurze Erläuterungen zur Mauergeschichte. Das Geschichtskapitel verbirgt sich 20 Jahre danach meist im Grünen. Mit den orangefarbenen Stelen soll das lange Zeit Unsichtbare auch in Teltow für die Passanten wieder sichtbar werden.

Eine dritte Stele soll an Klaus Garten erinnern, der am 18. August 1965 in Teltow-Seehof mit drei Schüssen an der Flucht gehindert wurde und an den Folgen des Blutverlustes noch in der gleichen Nacht starb. Es hatte zwei Stunden gedauert, ehe der Verletzte in ein Krankenhaus gebracht wurde.

Der 24-Jährige war gegen 21 Uhr über den Maschendrahtzaun eines Grundstückes in der Paul-Gerhard-Straße gestiegen, ein Grenzposten hatte ihn dabei beobachtet. Als er in Richtung West-Berlin lief, eröffnete ein Posten das Feuer, drei Schüsse streckten den Flüchtenden nieder. 35 Jahre später gab der mutmaßliche Todesschütze an, nur einen Warnschuss abgegeben zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein.

Auch an den Ruhlsdorfer Karl-Heinz Kube soll erinnert werden. Er war 17 Jahre, als er am 16. Dezember 1966 mit einem Freund im Kleinmachnower Grenzgebiet am Erlenweg flüchten wollte. Beide hatten gehofft, dass die meisten Grenzer vor den Feiertagen Urlaub haben, ein tödlicher Irrtum. Sie überwanden in der Dunkelheit die erste Mauer, Stolperdrähte und Stacheldrahtsperre. Am letzten Sperrelement vor dem Teltower Hafen auf Berliner Seite wurden sie bemerkt und beschossen. Kube wurde tödlich getroffen, sein Freund festgenommen.

An der Verbindung zwischen Berlepschstraße und Neuruppiner Straße in Berlin-Zehlendorf steht bereits ein Holzkreuz zur Erinnerung an Karl-Heinz Kube. Sein Name ist auch auf einer Stahlstele eingraviert, die die Gemeinde Kleinmachnow vor zwei Jahren am Adam- Kuckhoff-Platz aufgestellt hat.

Kirsten Garulich

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