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Potsdam-Mittelmark: Zu Gast auf Prinz Heinrichs Balkon

Traditionslokal soll Ostern 2006 wieder öffnen / Sanierungsträger freut sich über große und kleine Fortschritte auf der Inselstadt

Traditionslokal soll Ostern 2006 wieder öffnen / Sanierungsträger freut sich über große und kleine Fortschritte auf der Inselstadt Von Henry Klix Werder - Ein Jahr noch, dann soll wieder eine grünweißrote Werder-Fahne über dem Giebel des „Prinz Heinrich“ flattern. Das traditionsreiche Ausflugslokal am Dampferanleger der Inselstadt wird saniert. Der Werderaner Projektentwickler Thomas Spieß und seine Partnerin Annette Gast haben das vergessene Juwel am wasserseitigen Eingangstor der Inselstadt ins Herz geschlossen. Baubeginn ist direkt nach dem Baumblütenfest, wie das Duo gestern vor Ort ankündigte. Annette Gast wird ihre Branchenerfahrungen nutzen, um ab Ostern 2006 den Pensionsbetrieb zu übernehmen. Das knapp 120 Jahre alte Gebäude mit neobarocker Schmuckfassade soll dann wieder strahlen wie auf den alten Fotos, die Thomas Spieß gesammelt hat. Auf der Giebelspitze werden auch die verloren gegangenen Putten und Vasen wieder aufgestellt. Der Balkon, von dem aus der Hohenzollern-Prinz Heinrich mal eine Segelregatta eröffnet haben soll, ist dann der Clou des schönsten Pensionszimmers. Neun Doppelzimmer soll es insgesamt geben, mit Preisen zwischen 60 und 70 Euro (inklusive Frühstück) will man sich zwischen den Hotel- und Fremdenzimmern bewegen, die es auf der Inselstadt bereits gibt. Statt des früheren Restaurants wollen sich Spieß und Gast auf ein Café mit 25 Plätzen und kleiner Küche beschränken. „Restaurants gibt es genug auf der Insel“, meint der Projektentwickler. Mit einem Biergarten mit etwa 80 Plätzen am Havelufer soll sich der Kreis zur Vergangenheit aber wieder schließen. Diese „Sommerterrasse“ soll bereits zum Baumblütenfest ihren „Probelauf“ erleben. Mit der Deutschen Bank haben die Investoren einen Partner gefunden, mit dem auch die beiden leer stehenden Mietshäuser hinter dem Prinz Heinrich wieder hergerichtet werden sollen. An der Straßenfront der Fischerstraße sollen verlorene Fassadenschmuck-Elemente wieder angebracht werden. Schon ab Jahresende sollen hier 14 Mietwohnungen zwischen 6 und 6,50 Euro Nettokaltmiete zu haben sein. An der Hofseite entstehen neue Balkone. Die Wohnungen sind bereits fast alle an Anleger verkauft. Bürgermeister Werner Große (CDU) lobte gestern den Mut des Duos, das hier 1,5 Millionen Euro investieren will. „Es hat kaum noch jemand geglaubt, dass sich hier nach jahrelangem Stillstand etwas bewegt.“ Neben dem Lendlhaus und dem ehemaligen Hotel „Stadt Wien“ sei der Prinz Heinrich einer von drei neuralgischen Punkten auf der Inselstadt. „Was jetzt passiert, ist ein Glücksfall für Werder“, so Große. Auch Ute Funk vom Sanierungsträger Potsdam war gestern froh, dass ein „Aushängeschild“ des Sanierungsgebiets wieder hergestellt wird. Die Fassadenrekonstruktion am Prinz Heinrich wird vom Sanierungsträger mit 40 Prozent gefördert. In einem Jahr werde der Anblick auch Bootstouristen auf die Insel locken, ist sich Funk sicher. „Vom Wasser aus konnte man nicht mehr ahnen, welche Schätze noch zum Marktplatz und zum Rathaus hin bestehen.“ „Der Wert der Häuser wächst“ Funk nutzte gestern die Gelegenheit, um auch kleine Fortschritte im Inselkern vorzustellen. Schritt um Schritt wird der schönste Flecken der Blütenstadt vervollkommnet. Etwa 60 Prozent der Gebäude und öffentlichen Flächen auf der Insel sind bereits saniert, und Investoren wie der Architekt Detlef Grüneke aus Berlin sind sich sicher, dass sich die Mühen der Denkmalsanierung auszahlen werden. „Der Wert der Häuser wächst, das ist nicht wie anderswo“, glaubt Grüneke. Ende Mai will er mit seiner Frau Editha Stürtz-Frase nach Werder ziehen. Das Paar hat sich zwei kleine, etwa 120 Jahre alte Häuser in der Berg- und Pfarrgartenstraße gekauft, die durch einen kleinen, anheimelnden Hof miteinander verbunden sind. In einem der Häuser will Grüneke auch sein Büro einrichten, eventuell sollen Zimmer an Feriengäste vermietet werden. Zuvor waren Hindernisse wie ein verschwammter Keller oder ein wurmstichiger Dachstuhl zu überwinden. 280000 Euro investiert das Paar in die Häuser, die 60 und 125 Quadratmeter groß sind – mit 15000 Euro ist der Sanierungsträger dabei. Das Haus an der Pfarrgartenstraße hat bereits eine frische, gelbe Fassade, auch der Innenausbau ist fast abgeschlossen. An der Bergstraße stehen noch die Gerüste, aber die Bauherren stellten schon stolz die modernen Grundrisse im Erdgeschoss und das ausgebaute Dachgeschoss mit Blick zur Heilig-Geist-Kirche vor. Denkmalpflegerin Ute Funk freut sich besonders, dass der alte Fassadenschmuck wieder hergestellt wird: Mit Simsen, Fensterkreuzen, Klappläden und Biberschwänzen auf dem Dach werde für alle Inselgäste wieder ein Stück Historie sichtbar. Das soll auch am Prinz Heinrich gelingen.

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