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Brasilianische Marinesoldaten bergen 2009 das mögliche Heck des Airbus der vermissten Air-France-Maschine aus dem Atlantischen Ozean (Archivbild).

© Foto: imago/ZUMA Press

Prozess zum Todesflug Rio-Paris 2009: Hinterbliebene kritisieren „unbarmherzige Verzögerungstaktik“

2009 stürzte eine Air France Maschine über dem Atlantik ab - alle 216 Passagiere und die 12-köpfige Crew starben. Dreizehn Jahre später könnte es zur Verurteilung kommen.

Dreizehn Jahre haben sie auf den Moment gewartet, nun konnten sie ihre Trauer und Wut vor Gericht ausdrücken: Hinterbliebene der deutschen Opfer des Flugzeugabsturzes zwischen Rio und Paris 2009 warfen Air France und Airbus am Mittwoch in Paris eine „unbarmherzige Verzögerungstaktik“ vor.

Die Suche nach dem Flugzeugwrack und die Bergung der Leichen sei eine „Tour der Frustrationen und Enttäuschungen“ gewesen, sagte Bernd Gans, der seine Tochter Ines bei dem Unfall verloren hatte. Er warf den Behörden vor, aus Kostengründen nicht alle Leichen geborgen zu haben.

Der Absturz im Juni 2009 war der schwerste Unfall in der Geschichte der französischen Fluggesellschaft. Die Maschine vom Typ A330-203 war in der Nacht zum 1. Juni über dem Atlantik abgestürzt. Dabei waren alle 216 Passagiere und die zwölfköpfige Crew ums Leben gekommen. Das Wrack wurde erst zwei Jahre später in etwa 4000 Meter Tiefe gefunden. Ein erstes Verfahren war 2019 eingestellt worden.

Angehörige der Opfer werfen Airbus und Air France Respektlosigkeit vor

„Ich trauere um Adrian“, sagte Victoria Hinzmann, deren Verlobter in dem Flugzeug saß. Sie berichtet mit stockender Stimme, wie sie von einer Kollegin ihres Verlobten erfuhr, dass er in der Maschine saß. Er hatte den Flug eine Woche früher als geplant genommen, um sie zu überraschen. „Sein Grab ist im Atlantik. An seinem Geburtstag werfe ich Blumen in einen Fluss und hoffe, dass sie ihn erreichen“, sagte sie.

Nadine Reichl war zehn Jahre alt, als sie ihre große Schwester verlor. „Ein Bein ist alles, was man gefunden hat“, sagte sie. „Ich weiß gar nicht, wie ich erklären soll, wie sich das anfühlt“, sagte sie. Sie warf Airbus und Air France vor, die Verantwortung den Piloten in die Schuhe geschoben zu haben. „Das ist respektlos gegenüber den Piloten und den Familien“, betonte sie.

Die Air France-Maschine war zwischen Rio und Paris ins Meer gestürzt. Als Auslöser des Unglücks gelten vereiste Sensoren, die für die Geschwindigkeitsanzeige zuständig sind. Vier Minuten lang waren die Piloten von den falschen Anzeigen so irritiert, dass sie nicht mehr wussten, ob sie sich im Steig- oder Sinkflug befanden. Sie steuerten die Maschine steil nach oben, so dass es zum Strömungsabriss unter den Flügeln kam und das Flugzeug wie ein Stein ins Meer stürzte.

Nach der Einstellung eines ersten Prozesses gegen Air France und Airbus legten die Hinterbliebenen und die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Die beiden Unternehmen sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Im Fall einer Verurteilung müssen die Unternehmen mit Geldstrafen in Höhe von 225.000 Euro rechnen. Die Gerichtsverhandlung soll bis zum 8. Dezember dauern. (AFP)

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