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Sport: … und dann kippte die Quote

Vor dem Pokalspiel Braunschweig - Hertha registrierten Buchmacher seltsame Einsätze, blieben aber gelassen

Berlin - Die Niederlage eines Favoriten durch ein spätes Eigentor – reicht das schon für einen Manipulationsverdacht? Wurde das Fußball-Pokalspiel im September 2004 zwischen Eintracht Braunschweig und Hertha BSC (3:2) verschoben? Drei Hertha-Profis, die unter Verdacht geraten sind, haben in eidesstattlichen Erklärungen jede Mitwirkung an eventuellen Manipulationen bestritten. Konkrete Beweise für Schummeleien fehlen ohnehin.

Spurensuche in der Buchmacher-Szene: Hans Güth ist Inhaber der International Sportinformation Europe (ISE). Dieses Unternehmen dient über seine Plattform betradar.com für 100 Buchmacher in aller Welt als Frühwarnsystem. Güth sagt: „Der Quotenverlauf vor dieser Partie ist völlig gekippt. Wir haben festgestellt, dass da etwas nicht normal ist.“ Die Quote auf Sieg von Hertha BSC betrug eine Stunde vor Spielbeginn 1:2,1 bis 1:2,3. „Das ist völlig normal“, sagt Güth, schließlich war Hertha Favorit. Dann wurde viel Geld auf einen Braunschweiger Sieg gesetzt, die Quote für einen Erfolg des Außenseiters sank von 1:3 auf 1:2,3. „Schon wenn sich die Quote um 15 Prozent verändert, ist das sehr viel“, sagt Güth. ISE gab daraufhin eine Warnmeldung heraus. Allerdings betont Güth, dass eine Quotenänderung nicht automatisch Manipulationsverdacht bedeutet: „Das wäre völlig falsch. Es kann auch sein, dass zum Beispiel aus Asien viel Geld auf diese Partie geflossen ist.“

Entlastend ist für Güth dieser Punkt: Auch nach der Warnung nahm kein einziger Buchmacher die Partie aus seinem Angebot. Niemand, sagt Güth, hatte mithin einen Manipulationsverdacht. „Wir hatten bei diesem Spiel keine erhöhten Wetteinsätze“, sagt sogar Hartmut Schultz, Sprecher des größten privaten deutschen Wettanbieters Betandwin. Bei anderen Partien mit auffälligen Quotensprüngen reagierten die Buchmacher ganz anders. Vor dem höchst umstrittenen Zweitliga-Spiel Aue – Oberhausen (2:0) stieg die Hälfte der Buchmacher aus, auch Betandwin. Auch die Wetten für das von Schiedsrichter Hoyzer geleitete Pokalspiel Paderborn – Hamburger SV (4:2) stoppten viele Buchmacher. Güth warnt jetzt vor Hysterie: „Man darf nicht bei jeder Roten Karte Manipulation wittern.“

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