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Sprint

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100-Meter-Sprint: Tyson Gay gegen Usain Bolt - das große Finale

Erst ein Mal traf Tyson Gay bisher auf Usain Bolt. Ihre heutigen Halbfinals gewannen beide Sprint-Superstars jeweils souverän. Gespannt erwartet Berlin das 100-Meter- Duell zwischen Weltmeister und Weltrekordhalter - jetzt gleich um 21.35 Uhr.

Kürzlich sind sich Usain Bolt und Tyson Gay ganz ungeplant über den Weg gelaufen. Im Wartezimmer von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt haben sie sich getroffen, jeder der beiden Sprinter wollte seinen Körper noch einmal vom Münchner Orthopäden begutachten lassen, ob er fit ist für eine neue Höchstleistung. „Wir haben ein bisschen miteinander gesprochen, ganz kurz, vielleicht eine Minute“, sagt Usain Bolt. So lange wollen sie es an diesem Sonntag auf der Bahn nicht miteinander aushalten, neun Sekunden und einige Zehntel werden sie rennen, dann wird wohl einer von ihnen zur Ehrenrunde abbiegen und der andere sich überlegen müssen, wie er mit dem verpassten Sieg umgeht.

Einen Showdown soll es geben auf der blauen Bahn des Olympiastadions beim 100-Meter-Rennen, dem kürzesten Vergnügen der Leichtathletik. Amerika gegen Jamaika, Weltmeister gegen Weltrekordhalter. Der Amerikaner Tyson Gay möchte gerne sein eigener Nachfolger werden, 2007 wurde er in Osaka Weltmeister, und er bringt nicht nur diese zwei Jahre alte Empfehlung mit an den Start, sondern auch eine gut einen Monat frische: Es ist die Weltjahresbestzeit, 9,77 Sekunden sprintete Gay bei der Golden League in Rom. Diese Zeit hat ihn wieder zu einem ernsthaften Herausforderer für Usain Bolt gemacht, der nach seinem Olympiasieg und seinem Weltrekord in Peking von 9,69 Sekunden schon allen enteilt zu sein schien. Seine Jahresbestleistung steht bei 9,79 Sekunden.

Der Eine kurz, der Andere lang

Auch wenn die beiden gleichauf liegen, sind sie auf der Bahn doch leicht auseinanderzuhalten. „Ich bin kurz, er ist lang“, sagt Tyson Gay. Er selbst misst 1,83 Meter, Bolt ist zehn Zentimeter größer. Mit seinen längeren Beinen und seiner Technik kommt Bolt in der Regel langsamer aus dem Startblock als seine Konkurrenten, beschleunigt dann aber auf ein rasantes Tempo. Auch Gay ist nicht für einen Blitzstart bekannt, „ich erreiche meine Höchstgeschwindigkeit auf den letzten zwanzig Metern“, hat er einmal gesagt. Bolt und Gay sind auch die besten 200-Meter-Läufer der Welt. Doch jetzt erst einmal die 100 Meter. Ein Rededuell haben sich beide vorher nicht geliefert. „Ich freue mich wirklich auf das Rennen gegen Tyson“, sagt der 22 Jahre alte Bolt, und der 27 Jahre alte Gay hat sich selbst sogar einen „Underdog“ genannt, jeder sei schließlich Underdog, wenn er gegen den Weltrekordhalter laufe. Bolt ist verspielter, Gay zurückhaltender, doch beide entstammen sie einer neuen Generation von Sprintern, die nicht mehr wie ihre Vorgänger große Sprüche klopft und den Eindruck erweckt, die eingenommenen Anabolika hätten gleich noch ihr Selbstwertgefühl mitgedopt.

Wenn Bolt und Gay an diesem Sonntag im Finale stehen, wäre das ein nachgeholtes Wettrennen der Olympischen Spiele. Dort hatte sich der Amerikaner überraschend im Halbfinale verabschiedet, er habe vorher zu wenig Wettkampfpraxis gesammelt, hat er erklärt. Überhaupt lieferten sie sich bisher meist ein Fernduell. Erst einmal sind sie die 100 Meter gegeneinander gelaufen, im vergangenen Jahr in New York, Bolt gewann und stellte einen Weltrekord mit 9,72 Sekunden auf, Gay brauchte 9,85 Sekunden. Die ganze Spannung ist also aufgehoben für Berlin. In den Zwischenläufen gab sich keiner der beiden eine Blöße. Bolt joggte grinsend in 10,03 Sekunden ins Halbfinale, Gay sprintete mühelos zu 9,98 Sekunden.

Fehlstart im Halbfinale

Im Halbfinale am Sonntag erlaubte sich Bolt dann sogar einen Fehlstart. Doch mit der besten Halbfinalzeit lief er dann doch noch locker in den 100-Meter-Endlauf. Tyson Gay stand ihm in 9,93 kaum nach.

Der Wirbel um die beiden Sprinter ist so groß, dass sich für andere ausreichend Windschatten bieten dürfte. Für den Briten Dwain Chambers etwa, der nach seiner Dopingsperre und dem Hallen-Europameistertitel in diesem Jahr noch einmal angreifen möchte. Und für Bolts Landsmann Asafa Powell, der gestern im Zwischenlauf mit 9,95 die beste Zeit bot und immerhin mit einer Bestzeit von 9,72 Sekunden bisher der zweitschnellste Läufer der Welt ist.

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