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© dpa

2:4 in Hannover: Schalkes Tag der kullernden Bälle

Schalke 04 verliert nach kuriosen Gegentoren 2:4 gegen Hannover 96 – vor allem Deutschlands Nummer zwei im Tor, Manuel Neuer, sieht schlecht aus.

Von Christian Otto

Das typische Spielchen des geschlagenen Felix Magath, die eigene Schwäche als Stärke des Gegners auszulegen, ging gleich nach dem Schlusspfiff in die nächste Runde. Als der erfolgsverwöhnte Trainer des FC Schalke 04 gestern Abend gebeten wurde, die überraschende 2:4 (0:2)-Niederlage seiner Mannschaft beim Vorletzten der Fußball-Bundesliga zu erklären, setzte er zu einer seiner üblichen Lobeshymnen an. „In solchen Spielen, wenn man gegen den 17. der Tabelle verliert, sieht man die Stärke der Bundesliga. Und Mannschaften wie Hannover 96 wehren sich nun einmal bis zum Schluss“, sagte Magath. Die bittere Erkenntnis, dass sein Team recht leichtfertig eine große Schalker Chance auf die Meisterschaft verspielt haben könnte, wollte ihm aber einfach nicht über die Lippen gehen.

Wie man die Dinge entschlossener angeht, demonstrierte Manuel Neuer. Der Schalker Torwart, dem ein äußert unglücklicher Auftritt bescheinigt werden muss, redetete nach einer insgesamt sehenswerten, weil äußerst packenden Partie Klartext. „Wir haben uns hier verhalten wie eine Amateurmannschaft“, sagte der Nationalspieler. Vor allem die erste Halbzeit dürfte ihm am Tag der kullernden Bälle in unschöner Erinnerung bleiben. Dem 0:1, als sein Mitspieler Heiko Westermann einen Pass von Manuel Schmiedebach mit einem Eigentor vollendet hatte, war ein kurioses 0:2 gefolgt. Neuer war einem langen Pass von 96-Spielmacher Elson entgegengelaufen. Seinen Übermut, der von unkontrollierten Bewegungen mit den Armen begleitet wurde, nutzte Hannovers Stürmer Didier Ya Konan, um den Ball mit der Fußspitze durch die Beine des verblüfften Neuer zu spitzeln und ihn so über die Torlinie kullern zu lassen. „Das Tor geht ganz klar auf meine Kappe“, sagte Neuer, den sein Trainer aber sofort in Schutz nahm. „Ich habe lieber einen Torhüter, der Zeichen setzt und seinen Mitspielern zeigt, in welche Richtung es gehen soll“, sagte Magath und kritisierte damit die mitunter lethargischen Momente seiner selbstgefällig aufgetretenen Feldspieler.

Es war nur ein kurzes Aufbäumen, das die rund 10 000 lautstarken Schalker Fans unter den 49 000 Zuschauern auf ein versöhnliches Ende in Hannover hoffen ließ. Der Fehler in der Anfangsaufstellung, als Magath mit Kuranyi nur eine echte Spitze aufgeboten hatte, wurde durch die Einwechslung des Brasilianers Edu zwar korrigiert. Aber es waren in erster Linie Unaufmerksamkeiten in der 96-Abwehr, die zumindest noch zwei Schalker Tore zum zwischenzeitlichen 2:2 ermöglichten. Edu, nach Vorlage von Kuranyi, und Ivan Rakitic, der einen von Mario Eggimann an Jefferson Farfan verschuldeten Foulelfmeter verwandelte, schafften den schnellen Ausgleich innerhalb von nur sechs Minuten. „Aber danach waren wir schon wieder zufrieden“, stellte Schalkes Trainer Magath süffisant fest. Die nötige Einstellung, um ein solch hart umkämpftes Spiel auch wirklich gewinnen zu wollen, zeigte nur der Gegner. „Wenn wir kämpfen und kontern, dann sehen wir auch wieder unsere alte Stärke“, sagte Hannovers Kapitän Steven Cherundolo voller Stolz nach dem Sieg.

Das rustikale Grätschen und entlastende Ball-nach-vorne-Schlagen des Außenseiters wurde tatsächlich belohnt. Einem Pfostenschuss von Arouna Koné folgte eine Schlussoffensive, in der die Heimmannschaft ihre Chancen deutlich konsequenter ausnutzte als die Schalker. Ein sehenswerter Distanzschuss von Hanno Balitsch zum 3:2 und ein Treffer von Ya Konan in der Schlussminute besiegelten einen Heimsieg, mit dem sich Hannover 96 vor dem anstehenden Gastspiel beim FC Bayern München wieder auf den vielleicht rettenden Relegationsplatz vorgemogelt hat. „Ich habe mir Emotionen im Fußball aus Selbstschutz abgewöhnt“, sagte 96-Präsident Martin Kind auf die Frage, ob dieser Sieg sein bisher schönstes Erlebnis im Fußball gewesen sei. Für Manuel Neuer war es das sicher nicht.

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