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Und dann kommt Kanga - und trifft zum 2:1 kurz vor Schluss.

© REUTERS / LISI NIESNER

Update

2:1 gegen den FC Schalke 04: Wilfried Kanga schießt Hertha BSC zum ersten Heimsieg

Die Berliner kassieren spät den Ausgleich, schlagen aber noch später wieder zurück und feiern einen ganz wichtigen Sieg in der Fußball-Bundesliga.

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Die Fans von Hertha BSC zeichnen sich in dieser Saison durch ein beachtliches Maß an Geduld aus. Ihrer Mannschaft bringen sie viel Nachsicht entgegen, weil sie die fußballerische B-Note bisher durchaus zu schätzen wussten. Vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 am frühen Sonntagabend erinnerte der Anhang aber zur Sicherheit noch einmal daran, worum es beim Fußball geht. Als beide Teams aufs Feld kamen, hing in der Ostkurve ein Banner: „Belohnt euch für euren Kampf – mit drei Punkten in der Hand.“

Selten schien eine solche Aufforderung mehr Erfolg zu versprechen. Gegen wen sollte Hertha denn bitte den ersten Heimsieg der Saison einfahren, wenn nicht gegen die Schalker, die beim Anpfiff den letzten Platz der virtuellen Tabelle belegten? Der Wunsch der Kurve wurde erfüllt. Und wie!

„Emotional ist bei uns immer viel angesagt“, sagte Herthas Kapitän Marvin Plattenhardt. „Wir waren oft sehr knapp dran und haben’s immer vergeigt.“ Gegen Schalke sah es so aus, als würde es erneut passieren. Fünf Minuten vor Schluss wurden die Feierlichkeiten im Olympiastadion jäh unterbrochen, als Florent Mollet zum 1:1-Ausgleich für die Gäste traf. Doch Hertha kam noch einmal zurück. Fast im Gegenzug traf Wilfried Kanga zum 2:1 (0:0)-Endstand – mit seinem ersten Bundesligator überhaupt. Einen besseren Moment hätte er sich dafür kaum aussuchen können.

Boetius saß wieder auf der Bank und wurde später noch eingewechselt

„Es war das perfekte Drehbuch“, sagte Trainer Sandro Schwarz. „Für uns war es wichtig, dass wir diese Prüfung bestanden haben.“ Ein Schrei der Erleichterung ging bei Kangas Siegtreffer durchs Olympiastadion, nach dem Abpfiff wurde die Mannschaft vor der Ostkurve ausgiebig gefeiert. „Die waren froh, dass wir uns endlich belohnt haben“, sagte Jean-Paul Boetius, der nur vier Wochen nach einer Hodenkrebsoperation sein Comeback gefeiert hatte. Noch eine gute Nachricht für die Berliner.

Marco Richter kam zur Pause und brachte neuen Schwung in Herthas Spiel.

© REUTERS / Reuters/LISI NIESNER

Wie allgemein erwartet begann Hertha mit zwei Stürmern. Kanga war in die Startelf zurückgekehrt, genau wie Chidera Ejuke. Marco Richter und Ivan Sunjic blieben an ihrer Stelle auf der Bank. Das Spiel sah anfangs nicht wie das Duell zweier Abstiegskandidaten aus, was – etwas überraschend – auch an den Schalkern lag. Die Gäste, nach zuletzt fünf Pflichtspielniederlagen nacheinander, mischten ordentlich mit. Die Schalker waren, angetrieben von ihrem Interimstrainer Matthias Kreutzer, mit Eifer bei der Sache und spielten zudem einen durchaus ansehnlichen Ball.

Zweimal jubelten die Gäste in der ersten Hälfte, aber zweimal taten sie es zu früh. Die beiden Tore, die der frühere Unioner Marius Bülter erzielt hatte, zählten nicht. Beim ersten Mal nahm Martin Petersen den Treffer wegen einer Abseitsposition in der Entstehung zurück; beim zweiten Mal hatte Assistent Alexander Sather seine Fahne gehoben, doch aus dem vermeintlichen Abseits machte der Videoassistent ein Foulspiel an Herthas Dodi Lukebakio. Das Ergebnis war das gleiche: Es blieb beim 0:0.

Nach schwungvollem Beginn hatten die Berliner immer größere Schwierigkeiten, sich offensiv in Szene zu setzen. Schwarz reagierte in der Pause und brachte zur zweiten Hälfte Marco Richter für Ejuke, dem auf der linken Seite nicht allzu viel gelungen war. Kurz darauf konnten die Berliner tatsächlich jubeln. Herthas Trainer wurde von seinem euphorischen Assistenten Vedad Ibisevic zu Boden gerissen, Lucas Tousart rutschte auf Knien Richtung Ostkurve. Aus gut 25 Metern hatte der Franzose zum 1:0 für Hertha getroffen – mit ein wenig fremder Hilfe.

Schalkes Torhüter Alexander Schwolow, von Hertha ausgeliehen, ließ den Ball, den er ohne größere Probleme hätte parieren müssen, über die Linie rutschen. „Weiter! Weiter! Weiter!“, rief Schwolow seinen Kollegen anschließend zu, Trainer Kreutzer mahnte von der Seitenlinie, die Körperspannung nicht zu verlieren – doch mit diesem Wirkungstreffer hatten die Schalker erst einmal gehörig zu kämpfen.

Doch Hertha erlaubte es den Gästen, zurück ins Spiel zu kommen. Dem eingewechselten Mollet gelang tatsächlich der Ausgleich. Bei seinem Schuss von der Strafraumgrenze flog der Ball durch die Beine von Herthas Verteidiger Agustin Rogel ins kurze Eck. Diesmal aber ließen sich die Berliner davon nicht beirren. Vier Minuten später schlugen sie durch Wilfried Kanga tatsächlich noch einmal zurück. „Es freut mich unheimlich, dass er auch noch so einen entscheidenden Treffer erzielt“, sagte Schwarz. „Das passt perfekt zu diesem Tag.“

Das Tor bescherte Hertha den ersten Heimsieg seit fast auf den Tag einem halben Jahr. Am 24. April hatten die Berliner 2:0 gegen den VfB Stuttgart gewonnen, danach folgten – inklusive Relegation - sieben vergebliche Versuche. „Heute war es nicht so schön. Wir können es besser“, sagte Torhüter Oliver Christensen. „Aber die drei Punkte waren wichtig.“

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