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© dpa

3:1 in Münster: Hertha blamiert sich und siegt

Und fast wäre der Traum vom Pokalfinale im Olympiastadion schon wieder früh ausgeträumt gewesen. Doch Hertha BSC schafft beim Regionalligisten Preußen Münster in der Verlängerung noch den Sieg. "Gut oder schön gibt es im Pokal nicht", sagte Herthas neuer/alter Stürmer Artur Wichniarek.

Die Fans von Preußen Münster waren sich ihrer Sache sicher. Bevor am Sonnabend Fußball-Bundesligist Hertha BSC den Rasen im Preußen-Stadion betrat, hatten die Anhänger des Viertligisten ein Riesentransparent in die Höhe gestreckt. Darauf stand: „The time is now“. Ja, es war für Hertha wohl an der Zeit, sich einmal ein wenig zu blamieren. An einer Katastrophe schrammten die Berliner aber noch vorbei, weil Waleri Domowtschiski und Raffael kurz vor Ende der Verlängerung noch zwei Tore gelangen und Hertha so mit dem 3:1 (1:1, 1:0)-Sieg in Münster nach 120 Spielminuten die das Schlimmste zum Pflichtspielauftakt noch vermeiden konnte. Die Berliner haben die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Ihr Trainer Lucien Favre war darüber erleichtert. „Es war zwar schwierig, aber wir haben es uns verdient“, sagte der Schweizer.

Schon vor dem Anpfiff leisteten die Münsteraner am Sonnabend Erstaunliches: So viele Fans wie vor dem Spiel der Preußen gegen Hertha sind vermutlich selten zuvor mit dem Fahrrad zu einer DFB-Pokalpartie angereist. Besonders beeindruckend war, wie viele radelnde Sympathisanten des Regionalligsten in einer Hand noch geschickt ein – vorrangig alkoholhaltiges – Getränk balancierten. Die Vorfreude auf das Spiel gegen die Berliner war groß. Seit 1993 haben sich nicht so viele Zuschauer wie am Sonnabend im Preußen-Stadion gedrängelt.

Die 18.200 Augenzeugen sahen dann auch tatsächlich das ewig interessante Duell eines aufmüpfigen Außenseiters gegen einen wackligen Favoriten. Hertha fiel in den ersten Minuten gar nichts ein, im Spielaufbau nicht und in den Zweikämpfen auch nicht. Nach einer guten Viertelstunde hatte jeder Berliner seinen Fehlpass weg – ausgenommen Artur Wichniarek. Der Neuzugang aus Bielefeld hielt sich diskret zurück, nur einmal flankte der polnische Stürmer Münsters Torwart David Buchholz in die Arme.

Ansonsten passierte im Münsteraner Strafraum lange wenig, dafür sah Jaroslav Drobny den Gegner häufiger vor seinem Tor auftauchen, als er das hatte erwarten dürfen. Drobny hatte bald seine gute Laune verloren, beschwerte sich mehrmals bei seinen Vorderleuten über zu viele Rückpässe.

Einmal aber spielten die Berliner doch gekonnt nach vorne und mit etwas Glück und Hilfe von Torwart David Buchholz gelang Raffael Mitte der ersten Halbzeit aus halbrechter Position das Führungstor für Hertha. Münsters Torwart schien wohl geblendet durch plötzlichen Sonneneinfall in das Stadion und lenkte den Ball ungelenk ins eigene Tor. Kurz vor der Pause wurde ein Treffer von Raffael wegen Abseits nicht gegeben, nach der Pause dann gab Schiedsrichter Frank Willenborg aus Osnabrück einen Treffer von Wichniarek aus gleichem Grund nicht – diesmal aber wohl zu Unrecht.

Pech für Hertha, denn wenig später landete dann ein von Marc Lorenz aus 25 Metern geschlagener Freistoß im Berliner Tor. Patrick Ebert hatte den Ball mit dem Kopf noch ein wenig touchiert, aber kaum bedeutend abgefälscht. Der Ball landete in der langen Ecke, Drobny konnte nur zuschauen. Nun waren die Berliner in dem Spiel angekommen, in dem sie nicht landen wollten. Das Publikum an der Hammer Straße tobte, Hertha mühte sich, Ordnung in das Geschehen zu bringen. Favre wechselte Neuzugang Nemanja Pejcinovic für Ebert ein – was noch mehr Unruhe ins Berliner Spiel brachte. Mit einem Fehler ermöglichte der Serbe Münsters Stürmer Wojciech Pollok eine gute Torchance, Drobny wehrte allerdings ab.

Auf der anderen Seite vergaben Maximilian Nicu und Pal Dardai gute Möglichkeiten, Hertha wurde gegen Ende der 90 Minuten doch etwas energischer. Gojko Kacar und der eingewechselte Waleri Domowtschiski scheiterten am inzwischen sehr starken Buchholz, danach konnte die Verlängerung beginnen. Das Licht wurde wegen des schwachen Flutlichts schummriger, doch Hertha behielt mit Toren von Domowtschiski und Raffaels Tor den Überblick.

Blamiert hatten sich die Berliner, aber das Schlimmste vermieden. So sah es auch Wichniarek. „Das mit der Verlängerung war natürlich bitter“, sagte der Pole. „Aber gut oder schön gibt es im Pokal nicht, Hauptsache wir sind weiter.“

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