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Die Hertha-Fans geben die Richtung vor, die Mannschaft folgt ihnen, wenn auch mit leichten Schwierigkeiten. Mit dem Heimsieg gegen Rot-Weiß Oberhausen ist der erste Schritt zur Mission Wiederaufstieg geglückt, der 1.FC Union startet derweil mit einem Rermis in Aachen.

© dpa

3:2 gegen Rot-Weiß Oberhausen: Hertha auf Aufstiegsplatz

Der Auftakt für Hertha BSC in der zweiten Liga ist geglückt, die Berliner taten sich dabei aber schwerer als erwartet. Oberhausen ging früh in Führung, am Ende wurde ein 17-jähriger Joker zum Matchwinner für die Hertha.

Es klang wie Erste Liga, es schmeckte wie Erste Liga, es fühlte sich an wie Erste Liga. Die Sonne schien bei 25 Grad wie zu besten Bundesligazeiten, die Currywurst, von einigen als beste Stadionwurst der Republik erachtet, schmeckte wie früher gegen Bayern, und die Ostkurve war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit insgesamt 48 385 Zuschauern war zum Zweitligastart gar mehr Publikum vor Ort als vor einem Jahr und zwölf Tagen beim Bundesligabeginn gegen Hannover, dem bislang letzten Ligasieg im Olympiastadion – bis zum 3:2 (1:1) gegen Rot-Weiß Oberhausen am Freitagabend. Dank zweier Treffer des erst 17-jährigen Marco Djuricin und eines weiteren von Waleri Domowtschiski gelang der erste Teilabschnitt des 34-teiligen Unternehmens Wiederaufstieg bei dem Verein, der sich noch nicht so recht an die Zweitklassigkeit gewöhnen kann.

Das wurde schon klar, als vor dem Spiel Andreas „Zecke“ Neuendorf, ein Relikt aus Berliner Bundesligazeiten und nun bei Herthas U23, vor der Kurve stand und rief: „13.000 verkaufte Dauerkarten - wenn die Mannschaft nur halb so viel Gas gibt wie ihr, dann steigen wir auf!“ Selbst Trainer Markus Babbel hatte seinen Trainingsanzug aus der Vorbereitung gegen Abendgerade eingetauscht, wie einst auf der Stuttgarter Bundesligabank, diesmal nur mit blau-weißer statt rot-schwarzer Krawatte.

Und das Spiel begann auch wie Erste Liga. Gerade noch hatten die Zuschauer lauthals die Vereinshymne gesungen und Banner mit der Aufschrift „Der Aufstieg ist unser Ziel“ ausgerollt, da bot der neue Stürmer Rob Friend eine Kostprobe höherklassigen Fußballs: Nach zwei Minuten pfefferte er einen Fallrückzieher Richtung Tor. Doch dass dies vielleicht doch eine Liga zu hoch angesiedelt war, musste er merken, als er dabei böse auf den Kopf stürzte und sofort wieder umfiel, als er aufstehen wollte. Auch die Mannschaft wurde  von der harten Realität der Zweiten Liga überrascht: Nach sechs Minuten segelte eine Oberhausener Ecke über alle Berliner Köpfe hinweg und Torwart Maikel Aerts sah von seiner Linie mit an, wie der Ball Moses Lamidi vor die Füße fiel. Der 22-Jährige Deutsch-Nigerianer, der im Sommer fast beim 1. FC Union gelandet wäre, schob dankbar zum 1:0 für die Gäste ein.

Die Reaktion der Fans war erstligareif: Trotz des Rückstands sangen die Zuschauer „Zweite Liga, scheißegal“ und feuerten den Aufstiegsfavoriten gegen den Abstiegskandidaten weiter an. Doch eine Kopfballkombination über Waleri Domowtschiski und Nikita Rukavytsya klatschte nur auf die Latte. Dann musste der immer noch schwindelnde Friend wegen einer Gehirnerschütterung aufgeben, für ihn kam Marco Djuricin. Der 17-jährige Österreicher mit serbischen Wurzeln war mit sieben Treffern überraschend bester Torschütze der Vorbereitung und sollte das Spielniveau gleich in erstliganahe Regionen heben. Bei Djuricins erstem guten Zuspiel stand Domowtschiski im Abseits, doch beim zweiten schlich sich Adrian Ramos an seinem Gegenspieler vorbei und legte in die Mitte ab auf Domowtschiski. Der Statthalter des verletzten Raffael traf aus fünf Metern zum 1:1.

Die Fans unterdessen bewiesen, dass sie einen Teil der neuen Zweitligarealitäten und –rivalitäten bereits angenommen haben. Als der Führungstreffer des 1. FC Union im Parallelspiel auf der Anzeigetafel erschien, wurde gepfiffen, beim Ausgleich Aachens gejubelt.

Djuricin hingegen verblüffte weiter: Vier Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Oberhausens Torwart Sören Pirson einen Schuss Rukavytsyas nicht festhalten konnte und der lauernde Djuricin zum 2:1 traf. Danach behielt Hertha das Spiel unter Kontrolle, als plötzlich ein langer Ball zwölf Minuten vor Schluss Lamidi erreichte, der das 2:2 erzielte. Doch wieder war es Djuricin, der eine Antwort fand: Das weite Zuspiel des eingewechselten Ronny schob er überlegt zum 3:2-Siegtreffer ein. Und so fühlte sich der Abend am Ende gar nicht mehr wie Erste Liga an – denn ein Heimspiel war gewonnen.

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