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Sport: 90 MINUTEN MIT Oliver Neuville

Wie der Leverkusener den Sieg über 1860 erlebte

Er hat alles gegeben. Deswegen bekommt Oliver Neuville (Foto: Reuters), als er in der 70. Minute vom Platz schleicht, anerkennenden Beifall. Das Spiel steht 3:0, Leverkusen wird den Abstiegsplatz verlassen. So ausgepumpt der 40-malige Nationalspieler nun ist, er sieht zufrieden aus. Ein kurzer Gruß ins Publikum noch, das war’s.

Bei der Beschreibung des Elends in Leverkusen sagen viele: Schau auf den Neuville. Weil er den diesjährigen Niedergang unter dem Bayer-Kreuz verkörpert. Neuville war ewig außer Form nach der Weltmeisterschaft. Er war wirklich nur wie ein Schatten seiner selbst. Es folgte ein schleichender Absturz; Neuville gewann immer weniger Zweikämpfe, er verzichtete auf seine einst gefährlichen Weitschüsse, und seine ehemals exzellenten Vorlagen landeten nun oft genug beim Gegner. Es war traurig.

Aber Neuville ist auch ein Kämpfer, einer dieser zähen Typen, die sich mit einer Krise nicht einfach abfinden. So etwas schätzen Leverkusens Zuschauer. Neuville schoss gegen 1860 München zwar nicht ein einziges Mal aufs Tor, aber er war viel unterwegs, rochierte nach links, nach rechts und versuchte so, die gegnerische Viererkette auseinander zu ziehen.

Und fast hätte dieser Oliver Neuville allen Frust abgeschüttelt. Wäre ihm nur in der 8. Minute das Tor zum 1:0 gelungen. Doch er stocherte am Ball vorbei. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Da vollendete die Aktion eben Bierofka.

Insgesamt fiel Oliver Neuville kaum sonderlich auf – trotz seines Fleißes, und obwohl er an Stelle des gesperrten Bernd Schneider fast alle Freistöße und Ecken treten durfte. Den größten Applaus bekam Neuville noch für eine raumgreifende, 50 Meter fressende Flanke auf den lossprintenden Bierofka. Das hatte dann sogar schon einen Hauch von Netzer.

Wenn Trainer Klaus Augenthaler den nur 1,71 m großen Stürmer gestern als zweite Spitze neben Berbatow aufstellte, dann zeugte das nicht nur von einer offensiven Aufstellung, sondern auch vom Vertrauen in einen Spieler, der erprobt ist im Abstiegskampf. Auch Augenthaler wird die Bilder vom 34. Spieltag der Saison 1998/99 noch vor sich sehen, als Neuville sich mit Hansa Rostock mit einem 3:2-Sieg in Bochum gegen den Abstieg stemmte. Da trug der so zerbrechlich wirkende Stürmer nach einem Zusammenstoß mit dem Kopf eines Gegners einen Turban, der dem von Dieter Hoeneß anno 1982 allemal zur Ehre gereichte. Neuville zeigte schon damals Einsatz, gab keinen Meter preis. Solche Leute braucht Bayer – gerade jetzt.

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