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© nordphoto

Aaron Hunt: Ende der Eskapaden

Aaron Hunt begeistert bei Werder Bremen nach Jahren der Stagnation und nach zahlreichen Ausfällen endlich. Bald könnte er in der deutschen Nationalmannschaft debütieren.

Sie hatte ja auch etwas Gutes, die Zeit, in der Aaron Hunt noch ein sogenannter Ergänzungsspieler bei Werder Bremen war. Da konnte er nach den Spielen an Kameras und Mikrofonen vorbeischleichen, niemand wollte wirklich etwas von ihm wissen. Hunt gefiel das eigentlich ganz gut. Er mag keine Interviews, spielt definitiv lieber Fußball, als dass er öffentlich darüber redet. Doch die Zeiten sind vorbei. Beim 3:0-Erfolg im Pokal-Achtelfinale gegen Kaiserslautern zählte der 23-Jährige erneut zu den Besten und war ein gefragter Gesprächspartner.

Leise nuschelt er dann etwas in sein Bärtchen, zupft nervös an der Nase, dann wieder am Bündchen des Trikots. „Es läuft ganz gut bei mir, es macht unheimlich viel Spaß, mit Mesut Özil und Marko Marin zusammenzuspielen“, sagte er am Mittwoch. Gestern dann hat Hunt, Sohn eines Deutschen und einer Engländerin, erfahren, dass Joachim Löw erwägt, ihn in den Kader für das Länderspiel am 14. November gegen Chile zu berufen. „Das freut mich natürlich“, sagte Hunt. Nervös sei er deshalb nicht. „Wenn es da noch nicht klappt, dann vielleicht ja beim nächsten Mal.“ Auch die WM in Südafrika hat er noch nicht gänzlich abgeschrieben: „Das ist doch ein Traum für jeden Fußballer.“

Dass sich Mesut Özil aufschwingen würde, in die scheinbar übergroßen Fußstapfen eines Diego zu treten, war abzusehen. Dass Claudio Pizarro in schöner Regelmäßigkeit trifft, ebenfalls. Auch, dass Marko Marin sich bei Werder weiterentwickelt. Dass jedoch Aaron Hunt jenen Özil in kongenialer Art und Weise als Spielmacher unterstützen würde, gilt als Überraschung. Nicht so für Trainer Thomas Schaaf: „Wir haben oft gesagt, dass wir Aaron so in den Köpfen drin haben, wie er jetzt spielt.“ Und Schaaf ist überzeugt, dass Hunt sich noch steigern kann.

Dass Hunt bei Werder spielt, ist eher einem Zufall zu verdanken. Als er, 14-jährig, bei den Bayern vorspielte, waren diese durchaus angetan, hatten aber keinen Platz im Internat. Er ging nach Bremen, wo sein Vertrag im Sommer ausläuft. Seine Argumente im Vertragspoker sind derzeit nicht die schlechtesten.

Hunt verfügt über einen präzisen Schuss, er ist schnell, trickreich und kann freche Pässe spielen. Seinen Torriecher hat er behalten, obwohl er vom Stürmer zum Mittelfeldspieler umfunktioniert wurde. Sein außergewöhnliches Talent hat er in der Vergangenheit nur selten abgerufen. Die Probleme des ehemaligen U-21-Nationalspielers, so munkelt man, lagen nicht auf dem rechten oder linken Spann, sondern an der mangelnden Einstellung zu seinem Beruf.

Man machte das an einer gewissen Schludrigkeit auf dem Platz fest. Und daran, dass Hunt sich gern danebenbenahm, auch außerhalb des Platzes: Er war in Schlägereien in Diskotheken verwickelt, soll einen Gegenspieler mit rassistischen Äußerungen beleidigt haben. Aus dem Wunderkind wurde ein Sorgenkind. Beide Seiten dachten über eine Ausleihe nach, Hunt entschied sich dagegen.

Vor allem aber stagnierte die Karriere, weil Hunt in den vergangenen Jahren häufig verletzt war. Jetzt ist er fit - und könnte bald sein Debüt in Löws Team geben. Dass er als A-Nationalspieler noch mehr Interviews geben müsste, würde er dann wohl auch verkraften.

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