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© dpa

Aberkanntes Tor: Simunics vermeintlicher Treffer gegen Bayern löst Debatte aus

Nach Josip Simunics nicht gegebenen Tor beim Spiel gegen den FC Bayern fordern die Beteiligten technische Hilfsmittel.

Über Michael Rensing redet bei der ganzen Geschichte keiner mehr. Das ist ein bisschen unfair. Denn es gäbe endlich einmal etwas Positives zu berichten über den Torwart des FC Bayern: Es war wirklich bemerkenswert, wie schnell er am Samstag in der zehnten Spielminute seine linke Hand nach hinten hochriss und den Ball, der wie eine Flipperkugel vom Innenpfosten auf ihn zusprang, nach vorne schaufelte. Endlich – könnte man sagen – hat er mal einen Unhaltbaren gehalten. Nur einen kleinen, irgendwie rensinghaften Schönheitsfehler hatte die Geschichte: Der tolle Reflex trug sich gut einen halben Meter hinter der Torlinie zu.

Doch dieses entscheidende Detail übersahen die Unparteiischen und versagten deshalb der TSG Hoffenheim die nach dem Kopfball von Josip Simunic wohlverdiente Führung. Ohne Rensings Parade wäre dieser Fehler nicht passiert, das Spiel vielleicht nicht 1:1 ausgegangen – und eine muntere Grundsatzdiskussion gleich am ersten Bundesliga-Spieltag gar nicht erst aufgekommen.

Es war eine Debatte, die nach dem Abpfiff in seltener Einmütigkeit geführt wurde. Der Trainer der geschädigten Partei vertrat die gleiche Position wie der Kollege von der Seite der Profiteure. Und auch der zerknirschte Schiedsrichter schloss sich an. „In einem solchen Fall sind wir Schiedsrichter dafür, dass zumindest die Hintertorkamera eingeführt wird“, sagte Babak Rafati. Eine andere Möglichkeit wäre der Nachweis eines Tores per Chip im Ball. Zumindest der Videobeweis sei in solchen Szenen „völlig unkompliziert anwendbar“, fand Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. „Ich bin überzeugt, dass er irgendwann kommt – nur, ob wir zwei das noch im Amt erleben, weiß ich nicht.“

Der damit angesprochene Louis van Gaal bereicherte die Diskussion um eine zusätzliche historische Dimension. „Ich war früher Präsident der Vereinscoaches in den Niederlanden“, sagte der Bayerntrainer, „da habe ich 1988 einen Test gemacht mit moderner Technik. Aber das wurde von der Fifa und der Uefa gleich verboten. Das sagt genug.“ Die Restriktionen der internationalen Verbände seien „lächerlich in dieser modernen Zeit. Wenn wir 0:1 hinten gelegen hätten, wäre das ein ganz anderes Spiel geworden.“ So aber gingen die Bayern durch Ivica Olic in Führung. Immerhin schaffte Chinedu Obasi kurz vor der Pause noch den letztlich versöhnlichen Ausgleich.

Am Sonntag meldeten sich weitere Würdenträger zu Wort. Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, erklärte im DSF, der Einsatz technischer Hilfsmittel sei kein Problem: „Die Kameras sind nur noch so groß wie ein Fingernagel. Wir könnten es bis nächste Woche umsetzen. Aber die Fifa ist dagegen. Sie will einheitlich von der Kreisliga A bis zur Bundesliga spielen lassen.“ Auch die Uefa beschäftigt sich mit dem Thema, allerdings unter einer Prämisse, wie ihr Präsident Michel Platini erklärt: „Der Fußball soll menschlich bleiben.“ Deshalb startet der Verband in der Gruppenphase der Europa League, dem Nachfolgewettbewerb des Uefa-Pokals, einen Test mit einem fünften und sechsten Offiziellen in Tornähe.

Mit einer solchen Besetzung hätten die Referees möglicherweise auch die andere strittige Szene der Partie in Sinsheim gesehen und geahndet: Bayerns Kapitän Mark van Bommel hatte im Strafraum Isaac Vorsah vorsätzlich mit der Schulter umgerammt – eine Szene, die mindestens mit Elfmeter und Gelber Karte hätte gewürdigt werden sollen, auch ein Platzverweis wäre vertretbar gewesen. Doch die Szene spielte sich im Getümmel ab und war auf Anhieb nur schwer zu entschlüsseln. In den nächsten Spielen des FC Bayern werden die Schiedsrichter van Bommel aber nicht besonders im Auge behalten müssen: Der Niederländer erlitt am Samstag einen Bruch des rechten großen Zehs sowie einen Sehnenriss. Er soll bereits heute operiert werden und wird seinem Klub voraussichtlich drei bis vier Wochen fehlen.

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