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Mit dem neuen Trainer Pellegrino Matarazzo (r.) und Winterzugang John Anthony Brooks hat sich die Situation der TSG Hoffenheim in den vergangenen Wochen weiter verschlechtert.

© IMAGO/MIS

Abstiegskampf mit Hoffenheim: John Anthony Brooks und die unerfüllten Hoffnungen

Im Winter hat die TSG Hoffenheim John Anthony Brooks als Stabilisator verpflichtet. Doch auch mit ihm bleibt das Gebilde arg wackelig. Jetzt geht es gegen den Ex-Klub Hertha BSC.

Von Jörg Runde

John Anthony Brooks konnte es einfach nicht fassen, was in dieser fünften Minute in Freiburg passiert war. Der Innenverteidiger der TSG Hoffenheim hatte gerade angesetzt, um eine Flanke von Vincenzo Grifo mit dem Kopf zu klären, als ihn sein eigener Torwart Oliver Baumann von hinten derart anrempelte, dass seine Aktion völlig daneben ging. Sein Klärungsversuch landete direkt vor den Füßen von Maximilian Eggestein, der locker zum 1:0 für die Freiburger traf.

Rund 90 Minuten später trottete Brooks gemeinsam mit seinen Kollegen vom Platz. Auf den hängenden Schultern lastete die siebte Hoffenheimer Niederlage in der Fußball-Bundesliga in Folge und der Absturz auf Platz 18. Sein Teamkollege Baumann sprach nach dem 1:2 in Freiburg von „fehlendem Spielglück“, neutrale Beobachter hatten eher individuelle Fehler ausgemacht.

Irgendwie immer mit dabei in den entscheidenden Szenen: John Antony Brooks. Zwar nur in einer Nebenrolle, denn dem in Berlin geborenen US-Amerikaner konnte man für keines der Gegentore eine direkte Schuld ankreiden. Aber richtig gut sah der Innenverteidiger in seinen bisherigen Partien im Hoffenheimer Trikot eben auch nicht aus.

In Freiburg segelte die Flanke vor dem entscheidenden Treffer an Brooks Kopf vorbei, bei den Niederlagen gegen Leverkusen (1:3) in Bochum (2:5) und gegen Gladbach (1:4) wirbelten die schnellen Offensivspieler die behäbige TSG-Defensive so durcheinander, dass sich Brooks vermutlich mehrfach selbst gefragt hat, wo er eigentlich gelandet ist.

Dabei sprühte Brooks bei seinem Dienstantritt im Kraichgau Ende Januar für seine Verhältnisse geradezu vor Euphorie. „Ich bin hoch motiviert sofort loszulegen“ sagte er. „Ich will meinen Teil dazu beizutragen, dass wir kurzfristig wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.“

Wo diese hinführen sollte wurde in der Winterpause von den Verantwortlichen klar kommuniziert: in den Bereich der Europapokal-Plätze. Brooks werde „mit seiner Erfahrung, seiner Übersicht und seiner Präsenz dazu beitragen, mehr Stabilität in unsere Defensive zu bringen“, freute sich Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen. Mit Brooks habe man einen „gestandenen, zweikampf- und kopfballstarken Verteidiger“ verpflichtet, der seine Qualitäten in mehr als 200 Bundesliga-Spielen eindrucksvoll nachgewiesen habe.

John Anthony Brooks (links) hat schon in der Jugend für Hertha BSC gespielt. Zwischen 2012 und 2017 kam er in 130 Pflichtspiele für die Profis der Berliner zum Einsatz.

© imago/Camera 4

Das Problem: Zwischen Brooks letztem Bundesligaspiel im Mai für den VfL Wolfsburg und seinem Debüt in Hoffenheim lag eine Halbserie mit gerade einmal fünf Einsätzen und rund 200 Einsatzminuten für Benfica Lissabon. Im extremen Pressing- und Tempofußball von Trainer Roger Schmidt fand sich für den eher langsamen 30-Jährigen einfach kein Platz.

Der unzufriedene Brooks forcierte einen Wechsel und hatte bereits einen unterschriftsreifen Vertrag vom AEK Athen vorliegen. Ehe die TSG Hoffenheim mit einem Last-Minute-Transfer dazwischen grätschte.

Ein weiterer Unsicherheitsherd

Beide Parteien verfügen über großes Potenzial und hohe Ansprüche, sind aber auch beide inzwischen knallhart auf dem Boden der Tatsache gelandet. Anstelle des von Mäzen Dietmar Hopp erwarteten Offensivspektakels im Rennen um Europa findet sich Hoffenheim in der größten sportlichen Krise der Klubgeschichte wieder. Die Realität heißt Abstiegskampf.

Und Brooks, der an diesem Samstag mit der TSG auf seinen früheren Klub Hertha BSC trifft (15.30 Uhr, live bei Sky)? Der ist nicht der erhoffte Stabilisator für die Abwehr, sondern hat sich bisher eher als weiterer Unsicherheitsherd erwiesen.

Doch es gibt Hoffnung. Für Hoffenheim und für Brooks. Denn unter dem neuen Trainer Pellegrino Matarazzo stimmen zwar die Ergebnisse noch nicht, das Formbarometer zeigt aber vor allem in der Defensive deutlich nach oben.

„Wir stehen hinten stabiler als noch vor einigen Wochen“, sagt der Hoffenheimer Trainer und bezieht dabei auch Brooks mit ein. Der wirkt mittlerweile tatsächlich präsenter und dynamischer als während seiner ersten Einsätze. Für das Duell gegen Hertha ist Brooks jedenfalls fest eingeplant.

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