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Auf gute Zusammenarbeit. Kay Bernstein, Joshua Wander und Tom Herrich (von links) wollen Hertha BSC nach vorne bringen.

© imago/Nordphoto

Der neue Investor von Hertha BSC stellt sich vor: Der Big City Club ist jetzt Geschichte

Zwei Tage nach seinem Einstieg bei Hertha BSC präsentiert sich Joshua Wander der Öffentlichkeit. Nach der gescheiterten Zusammenarbeit mit Lars Windhorst soll jetzt alles besser werden.

Joshua Wander breitete die Arme aus. Eine Hand legte er Kay Bernstein, dem Präsidenten von Hertha BSC, auf die Schulter, die andere Tom Herrich, dem Finanzgeschäftsführer. „These guys are the right guys to lead the club“, sagte Wander. Diese beiden sind die richtigen, um den Verein zu führen.

Es ist der Verein, der nun zu großen Teilen Josh Wander beziehungsweise seinem Unternehmen 777 Partners gehört. Am Samstag hat der Berliner Fußball-Bundesligist den Einstieg des US-amerikanischen Private-Equity-Unternehmens bekanntgegeben. Zwei Tage später sitzt Wander, Geschäftsführer und Gründer des Unternehmens aus Miami, in Herthas Medienraum, um sich und sein Investment zu erklären.

Schon das ist ein Zeichen. Bei Wanders Vorgänger Lars Windhorst, dessen Anteile (64,7 Prozent an der Kommanditgesellschaft auf Aktien, KGaA) 777 Partners übernommen hat, dauerte es nach seinem Einstieg bei Hertha ein Dreivierteljahr, ehe er sich erstmals gemeinsam mit Vertretern des Vereins der Öffentlichkeit stellte – und das auch nur, weil sein Adlatus Jürgen Klinsmann auf spektakuläre Weise („Ha ho he, Euer Jürgen“) seinen Job als Trainer niedergelegt hatte.

Mit Windhorst war es eher ein Gegeneinander

Wenn man es positiv ausdrücken will, war die Zusammenarbeit zwischen Hertha und Windhorsts Tennor-Gruppe über weite Strecken ein Nebeneinander. Am Ende war es dann vor allem ein Gegeneinander. Das soll diesmal anders sein. Man wolle partnerschaftlich zusammenarbeiten, sagt Wander. Finanzgeschäftsführer Herrich spricht von einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“.

Partnerschaft auf Augenhöhe. Zwischen Hertha und dem neuen Investor Josh Wander (Mitte) soll es besser laufen als mit Lars Windhorst.
Partnerschaft auf Augenhöhe. Zwischen Hertha und dem neuen Investor Josh Wander (Mitte) soll es besser laufen als mit Lars Windhorst.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Doch der Einstieg der US-Amerikaner bei Hertha soll nicht nur der Anfang von etwas Neuem sein. Er ist auch das Ende von etwas Altem. „Es ist ein sehr guter Tag für Hertha BSC“, sagt Präsident Bernstein. „Es ist aber auch ein sehr guter Tag, um das Label Big City Club ein für alle Mal zu beerdigen.“ Der Klub nimmt nach Aussage seines Präsidenten Abschied vom Größenwahn, von überzogenen Erwartungen, für die vor allem Windhorst verantwortlich gemacht wurde.

Träume, in den europäischen Fußballadel aufzusteigen, kann sich Hertha schon lange nicht mehr leisten. „Wir werden keine Luftschlösser bauen und keine Wunderkerzen abbrennen“, kündigt Herrich an. Bei Verbindlichkeiten von rund 90 Millionen Euro heißt die Realität für Hertha eher, das wirtschaftliche Überleben zu sichern.

Wenn wir der Meinung sind, es ist sinnvoll, mehr zu investieren, dann werden wir mehr investieren.

Josh Wander, CEO und Gründer von 777 Partners

Bis Mittwoch muss Herrich bei der Deutschen Fußball-Liga die Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen. Die Mittel, die 777 Partner Hertha kurzfristig zur Verfügung stellt, dem Vernehmen nach 35 Millionen Euro, seien dafür „ein zentraler Baustein“, sagt Herrich. „Das Investment von 777 hilft uns extrem.“

Denn zuzüglich zu dem, was 777 Partners an Tennor gezahlt hat, investiert das Unternehmen noch einmal 100 Millionen Euro in Hertha BSC. Diese Summe betätigte Wander auf Nachfrage. Angeblich erhält er dafür weitere rund zehn Prozent der Anteile an der KGaA.

100 Millionen
Euro investiert 777 Partners in neue Anteile an Hertha BSC

Das Investment sei langfristig angelegt, erklärt Wander, und ja, er könne sich vorstellen, es sogar noch aufzustocken. „Wenn wir der Meinung sind, es ist sinnvoll, mehr zu investieren, dann werden wir mehr investieren“, sagt er.

Wander hat es nach eigener Aussage nicht auf die schnelle Rendite abgesehen, sondern auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Aber wenn Fußballvereine wie Unternehmen geführt werden würden, dann könne eine solche Investition sich durchaus bezahlt machen. Sicher sein könne man sich natürlich nicht, sagt Wander, aber er sehe bei Hertha großes Potenzial für ein erfolgreiches Investment – trotz der Einschränkungen durch die in Deutschland geltende 50+1-Regelung.

Deshalb muss die Deutsche Fußball-Liga dem Vertragswerk noch zustimmen, das dem Investor offenbar deutlich mehr Einflussmöglichkeiten zusichert, als Lars Windhorst sie hatte. Man sei mit der DFL im Austausch, sagt Herrich. In den nächsten Tagen werde man mit ihr die Vereinbarung im Detail besprechen.

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Hertha ist nach CFC Genua, Standard Lüttich, Red Star Paris und dem FC Sevilla der fünfte Fußballklub in Europa, an dem 777 Partners beteiligt ist. Eine Hierarchie unter den Vereinen gebe es nicht, sagt Wander, nachdem in der Vergangenheit schon davon die Rede war, dass Hertha im 777-Portfolio zur neuen Nummer eins aufsteigen könne. Jeder Klub solle die Mittel erhalten, damit er der Beste sein könne, sagt Herthas neuer Anteilseigner.

Bei den Berlinern hoffen sie, auf die Expertise und das Netzwerk des Unternehmens zurückgreifen zu können, das unter anderem mit Johannes Spors einen eigenen Sportdirektor besitzt. Dank solcher Synergien könne man Kosten reduzieren, sagt Wander.

Für Hertha wird das weiterhin ein wichtiges Thema bleiben. Der wirtschaftliche Konsolidierungskurs werde beibehalten, kündigt Herrich an. „Vor allem müssen wir an die Personalkosten ran.“ Im vergangenen halben Jahr lagen sie bei rekordverdächtigen 51,3 Millionen Euro.

Auf die Frage, was ihn zuversichtlich stimme, dass die Zusammenarbeit mit 777 Partners besser funktioniere als mit Lars Windhorst, antwortet Präsident Bernstein kurz und knapp: „Andere handelnde Personen.“

777 Partners ist nach dem Finanzinvestor KKR und Windhorsts Tennor-Gruppe Herthas dritter Anteilseigner. „Wir haben mit KKR unter Beweis gestellt, dass wir mit Investoren umgehen können“, sagt Bernstein. „Wir haben mit Lars Windhorst unter Beweis gestellt, dass wir es nicht so gut händeln können.“ Aber das Gelingen einer solchen Kombination habe auch viel mit Erwartungsmanagement zu tun und mit der Kommunikation untereinander. Oder, wie es Kay Bernstein ausdrückt: „Wir haben doch auch ein bisschen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.“

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