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Ball drin, kein Tor. Die dramatische Fehlentscheidung bei der WM 2010, als ein eindeutiger Treffer des Engländers Frank Lampard gegen den deutschen Torhüter Manuel Neuer keine Anerkennung fand, forcierte die Diskussion um den Einsatz der Torlinien-Technologie. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Sport: Adlerauge wacht

Die Fifa beschließt für die WM 2014 den Einsatz der Torlinien-Technologie.

Berlin - Schnell schnappte sich Manuel Neuer den Ball. Der Torwart der deutschen Nationalmannschaft warf ihn sofort wieder zurück ins Feld, beim WM-Achtelfinale gegen England wollte Neuer zügig eine neue Spielsituation entstehen lassen. Den Engländern blieb so kaum Zeit, um ausgiebig zu protestieren, auch Schieds- und Linienrichter mussten sich sofort wieder dem aktuellen Geschehen zuwenden.

Der Schuss von Frank Lampard hatte die Torlinie deutlich überschritten, Schiedsrichter Jorge Larrionda es aber nicht gesehen und auf Weiterspielen entschieden. Lampards Treffer wäre der Ausgleich zum 2:2 gewesen. So aber gewann Deutschland 4:1.

Szenen dieser Art sollen sich in einem Jahr in Brasilien nicht wiederholen. Der Fußball-Weltverband Fifa wird erstmals bei einer WM die Torlinien-Technologie einsetzen. Nach dem erfolgreichen Test bei der Vereins-WM im Dezember 2012 wird die neue Technik auch beim Confed-Cup in diesem Sommer einem weltweiten Publikum vorgestellt. Das teilte die Fifa am Dienstag mit und bestätigte damit die bereits im Juli vergangenen Jahres getroffene Entscheidung.

Vier Anbieter streiten sich derzeit um den Zuschlag, darunter zwei deutsche Firmen . Eine Entscheidung, welche Technik bei der WM zum Einsatz kommt, soll Anfang April fallen. Das bereits beim Tennis erprobte Hawk-Eye zur Überwachung der Torlinie (Torkamera) und das GoalRef-System (Chip im Ball) sind bereits lizenziert.

Die Torlinien-Technik funktioniert so: Sollte der Ball die Linie vollständig überqueren, wird dem Schiedsrichter binnen einer Sekunde die entsprechende Information auf seine Uhr übermittelt. Dort kann er ablesen, ob ein Tor erzielt wurde. Der Schiedsrichter ist allerdings nicht dazu verpflichtet, das Hilfsmittel zu benutzen. Gemeinsam mit seinem Team kann er die Technik vor dem Spiel durch spezifische Tests prüfen, ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, kann er auf ihren Einsatz verzichten. Auch während des Spiels kann der Schiedsrichter die Signale der Technik ignorieren, wenn er nicht vollständig von ihrer Richtigkeit überzeugt ist.

Ein zeitnaher Einsatz der technischen Hilfsmittel in der Champions- oder Europa League scheint derzeit ausgeschlossen. Uefa-Präsident Michel Platini hat sich bisher immer als Gegner der Technik gezeigt. Dabei gab es jüngst beim größten von der Uefa durchgeführten Turnier eine Entscheidung, die mit Hilfe der Torlinien- Technologie anders ausgefallen wäre. Im Gruppenspiel gegen England erzielte die Ukraine gut 30 Minuten vor Schluss ein reguläres Tor, doch der vermeintliche Ausgleich zum 1:1 wurde nicht gegeben. England erreichte durch das 1:0 das Viertelfinale, die Ukraine hätte gewinnen müssen, um in die K.o.-Runde einzuziehen.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff begrüßt den Einsatz der Torlinien-Technologie. „Gegen ein funktionierendes System ist überhaupt nichts zu sagen. Das wird man als Sportler der Fairness wegen akzeptieren“, sagte Bierhoff. „Die Liga hatte sich ja immer rausgehalten. In anderen Sportarten wie Tennis gibt es ja solche Technologien schon.“

Bereits am 5. Juli 2012 hatte das Fifa-Regelkomitee einstimmig die Einführung technischer Systeme befürwortet, vor sieben Monaten war auch der weitere Einsatz von Torrichtern genehmigt worden. Seit Beginn der Jahrtausends war die Hilfe durch die Technik immer wieder debattiert worden. Aber erst nach den Fehlentscheidungen bei der WM 2010 und der EM 2012 hatte sich Fifa-Präsident Joseph Blatter aufgeschlossen gegenüber Technologien gezeigt. Ihre Notwendigkeit konnte er da ja auch nicht mehr leugnen. (mit dpa) Sebastian Stier

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