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© Ulf Hanke/Neue Westfälische

Ärger in der Fan-Diaspora: Wenn Hertha dem Nachbarn stinkt

Seit Jahrzehnten hält Rainer Herting seinem Lieblingsverein Hertha BSC die Treue. Dabei wohnt der gebürtige Berliner schon lange in Ostwestfalen. Jetzt musste er feststellen, dass dort nicht alle Hertha gern haben.

Auf Rainer Hertings Fiat steht es weiß auf blau: "Herth stinkt". Unbekannte hatten die Zeile in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober mit nur schwer zu entfernendem weißen Graffitilack aufgesprüht - und der 46-Jährige ist sauer. Zum einen, weil sein erst vier Monate altes Familienauto nun für fast 2000 Euro neu lackiert werden muss und außerdem, weil - Schreibfehler hin oder her - die Beleidigung im Schriftzug offensichtlich ist. Denn der sollte wohl heißen "Hertha stinkt", Hertha BSC. 

Seit über zwanzig Jahren schon lebt der gebürtige Berliner im ostwestfälischen Ort Löhne in der Nähe von Bielefeld. Seinem Lieblingsverein Hertha BSC hat er immer die Treue gehalten. Für die Nachbarschaft ist das nur allzu offensichtlich: Hertings ganzes Haus ist in den Farben des Vereins gestaltet. Fensterrahmen und Balkon sind im Herthablau gestrichen, auch die Wände sind blau und weiß. Unter dem Giebel prangt ein großes Vereinswappen. Wenn es Nacht wird in Löhne, dann wird das Emblem extra angestrahlt; gewinnt Hertha ein Spiel, ertönt am Hause Herting die Vereinshymne. Wenn möglich, dann besucht Herting Herthas Auswärtsspiele. Nach Berlin fährt er allerdings nur noch ganz selten. Dabei stürmte er damals selbst für eine Hertha-Mannschaft. Wenn auch nicht für die große, so doch für die kleine Hertha, Hertha Zehlendorf.

Das Auto ist eigentlich in Schalkeblau lackiert

Über die Schmiererei an seinem Auto ärgert sich Herting umso mehr, als in den Jahren zuvor nie irgendjemand an seinem eigenwillig gestalteten Haus Anstoß genommen oder es gar beschädigt habe. "Wir haben eine sehr nette Nachbarschaft", sagt Herting. "Hier leben auch Fans von Schalke und Arminia Bielefeld friedlich zusammen." Sein blaues Auto parkt Herting nur am Wochenende vor dem eigenen Haus. Da er als Fernfahrer arbeitet, steht es während der Woche auf dem Parkplatz der Spedition. Im Gegensatz zu seinem Haus verrät der Fiat seinen Fahrer nicht als Hertha-Fan. "Darin liegt kein Schal, gar nichts", erzählt Herting. Und außerdem, sagt er, sei das Auto in Königsblau lackiert, nicht Herthablau, Farbton RAL 5002. Dass die beiden Blaus sich unterscheiden, weiß Herting ohne Zweifel, denn seine Frau ist Schalkefan. Dass der Täter sich also womöglich auch mit seinem Zielobjekt vertan hat, findet Herting lustig.

Auch über den kleinen Schreibfehler des Sprühers kann der Familienvater inzwischen lachen. Und als echter Sportsmann erweist sich Herting sowieso. Den Täter möchte er gerne zu einem Fußballspiel einladen, wenn - ein bisschen Strafe muss dann doch sein - Hertha BSC spielt.

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