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Mühevoll durchs Viertelfinale.

© dpa

Sport: Afrika schaut nur noch zu

Ghana verliert 3:5 nach Elfmeterschießen gegen Uruguay – und scheidet damit aus

Die Entscheidung im WM-Viertelfinale in Johannesburg schien schon gefallen, im Elfmeterschießen vor dem Elfmeterschießen: In letzter Minute der Verlängerung wehrte Uruguays Stürmer Luis Suarez einen Torschuss auf der eigenen Torlinie mit der Hand ab. Schiedsrichter Olegario Benquerenca aus Portugal gab Elfmeter. Ghana schien schon im Halbfinale, als erste afrikanische Mannschaft überhaupt. Doch Asamoah Gyan traf nur die Latte.

So kam es doch noch zum dramatischen Elfmeterschießen, wo Ghanas Kapitän John Mensah und Dominic Adiyiah mit ihren Strafstößen scheiterten und Uruguay nach dem 5:3 (1:1, 1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen zum ersten Mal seit 40 Jahren im WM-Halbfinale steht, am Dienstag in Kapstadt gegen Holland.

Der Druck, der an diesem Freitagabend auf den Afrikanern lastete, war auch enorm, das spürten die 84 017 Zuschauer schnell in Soccer City. Algerien, Elfenbeinküste, Südafrika, Kamerun – kurzum: alle anderen Afrikaner waren in der WM-Vorrunde gescheitert, die Fußballer aus Ghana mussten als stellvertretende Helden des Kontinents herhalten. In Anlehnung an „Bafana, Bafana“, wie „die Jungs“ der südafrikanischen WM-Mannschaft genannt werden, hieß das Team „Baghana, Baghana“. Doch die Adoptivsöhne hatten weiche Knie, vor allem Isaac Vorsah, 22. Nach neun Minuten bekam der schlaksige Hoffenheimer die Beine nicht schnell genug zusammen, wurde (wie so oft an diesem Abend) von Luis Suarez gefoppt – doch den Schuss des Stürmers aus Amsterdam konnte Richard Kingson halten. Sieben Minuten später prüfte Ghanas Kapitän John Mensah die Reflexe seines Torhüters: Er fälschte einen Kopfball ab, wieder riss Kingson die Handschuhe hoch. Weiter 0:0.

Doch an der Hitparade der Fehlpässe wollte nun auch Ghana teilnehmen. So entstand ein Eckball, der fast zum 1:0 für Ghana geführt hatte – doch der Kopfball von Vorsah rauschte am Pfosten vorbei. Das war das Signal für Ghana: Nur Mut, bitte. Und nur eine Minute später war es ein konsequent vorangetrieben Konter von Kevin-Prince Boateng, der einen Südamerikaner überrannte und auf Asamoah Gyan querlegte – diesmal flog der Ball am rechten Pfosten vorbei. Die Zuschauer jubelten, Ghana war im Spiel – zumal Uruguays blonder Kapitän Diego Lugano verletzt vom Platz musste.

Die schlechte Laune von Trainer Oscar Tabarerez war verständlich, war doch schon Diego Godin, zweikampfstärkster Abwehrspieler, vor Anpfiff ausgefallen. Nur Sekunden später schien sich auch noch der dritte Stammverteidiger Jorge Fucile verletzt zu haben. Er stürzte unglücklich kopfüber auf den Rasen und blieb regungslos liegen. Still war es im Stadion. Doch als ihn die Ärzte zur Seitenlinie schleppten, sprang er plötzlich von der Trage – das Publikum war empört und pfiff.

Die Strafe folgte prompt: Sully Muntari von Inter Mailand kam in der Nachspielzeit der ersten Hälfte kurz hinter der Mittellinie an den Ball, lief ein paar Meter und da er nicht gestört wurde und Uruguay auch keine Anstalten machte, dies zeitnah zu ändern, schoss er den Ball einfach aus 30 Metern in die rechte Ecke zum 1:0. Muntari übrigens hatte Trainer Milovan Rajevac nach einer Beleidigung nach Hause schicken wollen – doch die Mannschaft setzte sich für ihn ein.

In der Kabine muss Uruguay wieder die Ordnung gefunden haben. Denn die Mannschaft wirkte weniger fahrig, auch wenn das Tor zum 1:1 so nicht hätte fallen dürfen: Einen strammen, aber doch unplatzierten Freistoß von Diego Forlan ließ Torhüter Kingson in der Mitte über sich hinwegpfeifen. Beide Teams kamen noch zu Chancen, doch es blieb beim 1:1: Verlängerung.

Mit letzter Kraft rannten die Männer über den Rasen, Asamoah Gyan hätte nach 110 Minuten fast noch das 2:1 für Ghana geköpft, doch die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen. Wegen Gyans tragischem Fehlschuss in der allerletzten Spielminute.

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