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AHORNBlätter (6): Zum Röntgen bitte!

Heute hat Benedikt Voigt beim täglichen Sicherheitslotto verloren und muss sich durchsuchen lassen. Dass so locker zu nehmen, wie es die Kanadier tun, fällt ihm gar nicht so leicht.

Beim ersten Mal wirkte es wie ein Affront. Der Olympiakorrespondent ging mit einem Kollegen durch die Sicherheitsschleuse im Whistler Olympic Park, er hatte es eilig, das Skispringen fing in wenigen Minuten an. Ein freiwilliger Helfer scannte die Akkreditierung ein, blickte auf seinen Computerbildschirm, und deutete zum Gepäck-Röntgengerät hinter ihm. „Zur Kontrolle bitte“, sagte er. Während sich der Olympiakorrespondent in die Warteschlange einreihte, scannte der Kontrolleur auch die Akkreditierung des Kollegen, ließ ihn passieren und sagte: „Schönen Tag noch.“

Ohne dass man es ihm gesagt hat, nimmt der Olympiakorrespondent täglich an einem olympischen Sicherheitslotto teil. Per Zufallsgenerator werden diejenigen unter den akkreditierten Besuchern ausgewählt, die ihre Taschen durchleuchten lassen müssen und wie am Flughafen durch einen Metalldetektor gehen müssen. Das hat den Vorteil, dass sich nicht wie bei vorangegangenen Olympischen Spielen an den Eingängen lange Warteschlangen bilden. Ein Zufallsgenerator bittet nur jeden zehnten Besucher zur Kontrolle. Es hat aber auch einen Nachteil: Man beginnt jede Durchsuchung persönlich zu nehmen.

Vor dem Medienzentrum in Whistler hat das kanadische Roulette eine Person gleich dreimal hintereinander zur Kontrolle ausgelost. „Der war richtig sauer“, berichtet ein freiwilliger Helfer. Andere gehen bereits seit vielen Tagen durch die Schleusen und sind noch nie behelligt worden. Den Olympiakorrespondenten hat es bisher zweimal erwischt. Er hat die ganz spezielle kanadische Botschaft verstanden, die von dieser Art der Sicherheitskontrolle ausgeht: Wir sind lockerer als die anderen – und passen trotzdem auf.

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