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Sport: Alba - Panathinaikos: Wie in alten Zeiten

Der blaue Behälter mit den Basketbällen fürs Aufwärmen konnte eigentlich nichts dafür. Er befand sich nur zur falschen Zeit am falschen Ort.

Der blaue Behälter mit den Basketbällen fürs Aufwärmen konnte eigentlich nichts dafür. Er befand sich nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Als Teoman Öztürk nach der Schlusssirene wütend aus der Halle stürmte, stand plötzlich der blaue Kasten vor ihm. Sekunden später purzelten die Bälle hinter dem Anschreibetisch durcheinander. Öztürk hatte den Ballkorb zornentbrannt umgestoßen. "Der stand halt im Weg."

Eine Stunde später im Vip-Raum der Max-Schmeling-Halle hatte sich der Centerspieler von Alba Berlin noch immer nicht ganz beruhigt. "Ich bin jetzt 33 Jahre alt", sagt Öztürk enttäuscht, "ich habe nicht mehr so viele Möglichkeiten ins Final Four zu kommen." Das 69:71 (39:47) gegen Panathinaikos Athen hatte für sein Team das Aus im Viertelfinale der Suproleague bedeutet. Die letzten sechs Sekunden hatten Öztürk so in Rage gebracht, denn Derrick Phelps hatte ihn beim letzten Angriff ebenso wie den freistehenden Marko Pesic übersehen und einen Notwurf abgegeben, der weit den Ring verfehlte. "Das war schon ein unglücklicher Wurf", ärgerte sich Öztürk, "ich hatte mich frei gefühlt." Doch Phelps hatte sein Team auch mit 13 Punken und sieben Rebounds in einem dramatischen vierten Viertel wieder herangeführt. Trainer Emir Mutapcic entschuldigt die schwache Schlussminute seines Aufbauspielers. "Das war die gute Verteidigung von Panathinaikos."

Der Schmerz über das Ausscheiden währte bei ihm nur kurz. "Ich bin stolz auf dieses Team", sagte der Trainer. Auch die Benachteiligung durch die Schiedsrichter hatten man bald vergessen. "Das ist der Bonus, den Panathinaikos bei den Schiedsrichtern hat", sagte Dejan Koturovic. In der Schlussphase hätte man dem jugoslawischen Centerspieler Zeljko Rebraca mehrmals ein fünftes Foul pfeifen können. Öztürk beschwert sich: "Der hätte bis morgen mit vier Fouls weiterspielen können."

Doch das Resümee fällt positiv aus. Mit einer sehr starken Verteidigung und viel Einsatz hatte Alba in der zweiten Halbzeit dem griechischen Starensemble nur 26 Punkte ermöglicht. Panathinaikos war in Berlin nur einen erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf von einer Niederlage entfernt. Der Titelverteidiger und Favorit auf den Suproleague-Titel besitzt mit rund 30 Millionen Mark den dreifachen Etat der Berliner. "Doch sie sind nicht dreimal besser als wir", freute sich Dieter Hauert. Der Vereinspräsident war zufrieden. 8500 Zuschauer feierten in der erstmals ausverkauften Max-Schmeling-Halle ein Basketball-Fest. 340 000 Zuschauer sahen das Spiel live im DSF. "Das war wie in alten Zeiten", sagte einer, der es wissen muss. Der ehemalige Alba-Trainer und aktuelle jugoslawische Nationaltrainer Svetislav Pesic hatte seinem Klub auf der Tribüne die Daumen gedrückt. Er hatte nur Lob für seinen alten Klub parat: "Alba zählt zu den besten zehn Mannschaften in Europa."

Sein Nachfolger Emir Mutapcic führt inzwischen das Werk fort, das Pesic begonnen hatte. Dieser hatte 1997/98 ebenfalls das Viertelfinale erreicht. "Wir sind stolz auf Mutapcic", sagte Präsident Hauert, "eine tolle Leistung in seinem ersten Jahr." Ein wichtiger Unterschied im Duell gegen Panathinaikos war die starke Bank der Griechen. "Wie sollen wir sowas bezahlen?" entgegnet Hauert, "so etwas können wir uns in Deutschland, wo Basketball nicht so einen hohen Stellenwert hat, nicht leisten." Alba macht aus der Not eine Tugend und versucht billige Nachwuchskräfte an das europäische Niveau heranzuführen.

Nun geht es für Alba darum, den fünften Deutschen Meistertitel in Folge zu holen. Am 28. April beschließt der Titelverteidiger die Punkterunde mit dem Spiel gegen Braunschweig. Roland Geggus, der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes beschreibt die Rolle von Alba in Deutschland: "Das ist wie das Verhältnis von Panathinaikos zu Alba." Das ist ein großes Lob.

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