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Sport: Als Torhüter der Capitals in Berlin das Glück finden

"Ich wäre ja gern in Nürnberg geblieben", sagt Andrej Mezin, "aber irgendwie wurde ich da nicht glücklich." Keine neue Situation für den 25-Jährigen, denn in den letzten fünf Jahren hat der neue Torhüter der Capitals in nicht weniger als acht Teams gespielt.

"Ich wäre ja gern in Nürnberg geblieben", sagt Andrej Mezin, "aber irgendwie wurde ich da nicht glücklich." Keine neue Situation für den 25-Jährigen, denn in den letzten fünf Jahren hat der neue Torhüter der Capitals in nicht weniger als acht Teams gespielt. "Glücklich" ist Mezin nirgendwo geworden. Erst recht nicht in Nordamerika, wohin es ihn schon mit 19 Jahren verschlug. Die Liste der persönlichen Negativerlebnisse in Übersee ist lang. "Mein größter Fehler war, bei den Detroit Vipers zu unterschreiben", sagt Mezin. "Man hat mir in der NHL einfach keine Chance gegeben."

Erst seit der Rückkehr nach Europa vor einem Jahr ist es mit Mezins Karriere steil nach oben gegangen: Vizemeister in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit Nürnberg, dazu 26 Länderspiele für Weißrussland. Die letzte Saison war seine beste, und dafür hat Andrej Mezin eine einfache Erklärung: "Man kann nur dann etwas erreichen, wenn auch die Einstellung stimmt."

Groß angestrengt hat sich Mezin in jungen Jahren nicht. Die Motivation dafür war auch eher gering. Denn das Klischee vom armen Eishockeyspieler aus Osteuropa, der im Westen sein Glück versucht, trifft auf ihn nicht zu. Seine Mutter ist in Tscheljabinsk eine erfolgreiche Modedesignern, hat mehrere Firmen, beschäftigt über 150 Angestellte. Auch Mezin stammt aus der russischen Industriestadt, trotzdem ist er weissrussischer Staatsbürger. "Ich habe ich damals meinen Militärdienst in Weißrussland absolviert, und dann bot sich dort die Gelegenheit, in der Junioren-Nationalmannschaft zu spielen. Da habe ich mir eben einen anderen Pass besorgt." Wieder einmal war Mezin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. "In Russland gibt es doch so viele gute Torhüter, da ist es viel schwerer, sich durchzusetzen."

Seit letzter Saison ist freilich alles anders. In Nürnberg hatte er den Franzosen Michel Valliere bald aus dem Kasten verdrängt. Trotz einer sensationellen Saison im Tor der Ice Tigers waren nur zwei Teams daran interessiert, ihn zu verpflichten. "Angebote hatte ich nur von den Revier Löwen und den Capitals. Alles andere, was so in den Zeitungen stand, stimmt nicht." Den Berlinern gab er schließlich den Zuschlag. "Ich wollte eben in einer guten Mannschaft spielen, und das sind die Capitals nun mal." Eine gewagte These von einem, der vom Vizemeister zum Tabellendreizehnten der Vorsaison gewechselt ist. Oder? "Nein", sagt Mezin, "die Mannschaft der Capitals ist doch ganz neu. Ich kenne fast alle Spieler aus dem letzten Jahr und bin mir zum Beispiel sicher, dass wir am Ende vor Nürnberg landen."

Ein ehrgeiziges Ziel, und Andrej Mezin wird einiges dazu betragen müssen, wenn es denn erreicht werden soll. Im Trainingslager brachte der Torhüter zumindest seine neuen Mannschaftskollegen mit seinen Reflexen schon mal zur Verzweiflung. An einem Tage dauerte es stolze 20 Minuten, bis sie Mezin bei einer Übung überwunden hatten. Als dann endlich ein Treffer gefallen war, wurde frenetisch gejubelt. "Er scheint alles das zu erfüllen, was ich mir von ihm erwarte", sagt Trainer Dale McCourt. Er habe selten einen Keeper gesehen, der sich im Training so ins Zeug lege. "Wir hatten im Trainingslager drei Torhüter dabei, und Andrej hat mich sofort gefragt, ob er Doppelschichten fahren darf."

Ein guter erster Eindruck, doch wer gibt die Garantie, dass er bei seiner neunten Station im sechsten Profijahr "glücklich" wird? "Schwer zu sagen", sagt Andrej Mezin, "vielleicht Berlin?" Die Stadt gefalle ihm nämlich sehr gut. "Und außerdem, so schwierig, wie alle sagen, bin ich nun auch wieder nicht."

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