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Sport: Anzeige, verzweifelt gesucht

Der DFB bezweifelt, dass der Wettanbieter Oddset im Fall Hoyzer die Kriminalpolizei eingeschaltet hat

Berlin - Gestern herrschte am Karolinenplatz 4 in München ganz besondere Hektik. Hier sitzt die Staatliche Lotterieverwaltung Bayern und damit auch der staatliche Wettanbieter Oddset. Und Oddset steht nun beim Wettskandal massiv unter Druck. Denn Gerhard Mayer-Vorfelder, einer der beiden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ging zum Gegenangriff über. „Mir kommen Zweifel, ob Oddset überhaupt die Kriminalpolizei eingeschaltet hat. Uns ist bis heute kein Aktenzeichen bekannt“, sagte der DFB-Chef dem „Kicker“. Damit stellte er die Glaubwürdigkeit von Erwin Horak, dem Präsidenten der Staatlichen Lotterieverwaltung Bayern, in Frage. Horak hatte am 23. Januar öffentlich erklärt: „Wir haben damals beim Spiel Paderborn gegen Hamburg erhöhte Wetteinsätze vor allem in Berlin registriert.“ Der DFB sei informiert worden. Und: „Außerdem wurde die Polizei in Berlin eingeschaltet.“ Ab jetzt wird’s interessant. Denn was bedeutet eingeschaltet? Anzeige gegen Unbekannt erstattet, wegen des Verdachts des Wettbetrugs? Sollte das gemeint sein, dann log Horak offenbar. Denn Michael Grunwald, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, erklärte gestern: „Eine solche Anzeige ist uns nicht bekannt.“ Nach Tagesspiegel-Informationen hat die Staatsanwaltschaft in Berlin umfangreich im eigenen Haus recherchiert. Sogar an das Landeskriminalamt ging eine Anfrage. Aber auch von dort gab es nur die Auskunft: nichts gefunden. Auch von der Klassenlotterie Berlin, die mit Oddset arbeitet, ging nach derzeitigen Erkenntnissen keine Anzeige ein.

Nach stundenlangem Schweigen reagierte Oddset gestern spät nachmittag mit einer Erklärung, die nichts erhellt. Der entscheidende Satz lautet: „Zudem ist über die in Berlin zuständige Lotteriegesellschaft die Kriminalpolizei in Berlin eingeschaltet worden.“ Wie, in welcher Form, mündlich, schriftlich, per Anzeige, per Hinweis? Dazu sagt Oddset nichts. Die Staatlichen Klassenlotterie in Berlin sagte gestern überhaupt nichts. Aber DFB-Pressesprecher Harald Stenger redete gestern: „Sollte sich das Ganze bewahrheiten, dann hat Oddset den DFB in Misskredit gebracht.“

Unbestritten ist, dass Oddset am 23. August den DFB über die ungewöhnlich hohen Wetteinsätze informiert hat und dabei mitteilte, dass die Kripo eingeschaltet worden sei. Einen Monat später, sagt Stenger, habe Oddset auf Nachfrage des DFB erklärt, dass keine zusätzlichen Verdachtsmomente aufgetaucht seien. Das bestätigte Oddset gestern.

Allerdings hatte Oddset Ende Januar auch jenen Brief an den DFB veröffentlicht hatte, in dem auf die erhöhten Spieleinsätze hingewiesen wurde. Seither wird dem DFB vorgeworfen, er habe zu spät auf den mutmaßlichen Betrug reagiert. Doch DFB-Chef Mayer-Vorfelder erklärte jetzt, Oddset habe das „entscheidende Verdachtsmoment wieder zerstreut“. Übrig geblieben seien nur „Fehlentscheidungen des Herrn Hoyzer, die dem DFB natürlich schon aufgefallen waren. Von Manipulationen war damals nicht die Rede.“

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