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Thomas DiBenedetto.

© dpa

AS Rom: Der Hürdenlauf nach dem Marathon

Ein neuer Eigentümer will dem AS Rom zu neuem Glanz verhelfen, stößt aber auf viele Widerstände. Der künftige starke Mann des Vereins ist vor allem im US-Sportgeschäft erfahren.

Als Thomas DiBenedetto die römische Anwaltskanzlei Grimaldi verließ, in der er eine weitere Etappe des Verhandlungsmarathons zum Verkauf des AS Roms erlebt hatte, streckte er einen Daumen in die Höhe. Der amerikanische Geschäftsmann darf optimistisch sein, im Laufe eines Monats zum Präsidenten des Klubs zu werden. Seit letztem Herbst bemüht er sich schon darum, die Roma zu übernehmen. „Wir haben vor, diesen prestigeträchtigen Verein zu einer der ersten Adressen des Fußballs zu machen“, kündigte er an. Der Nachkomme italienischer Einwanderer will die Mannschaft auf sechs bis acht Positionen verändern, ein neues Stadion bauen und den Marketingauftritt verbessern.

Die von ihm angeführte Investorengruppe wird laut Information der italienischen Börse 60 Prozent des Vereins erwerben. 40 Prozent verbleiben bei der Großbank Unicredit. Sie war als Gläubiger der mit mehr als 300 Millionen Euro verschuldeten Eignerfamilie Sensi in den Besitz des AS Rom gekommen. Die Bank hatte lange Zeit wenig Einfluss auf das operative Geschäft genommen, will nun aber offensichtlich bares Geld. „Die Bank könnte ihren Minderheitsanteil später an italienische Investoren weitergeben“, spekulierte die „Gazzetta dello Sport“.

Der künftige starke Mann beim AS Rom ist vor allem im US-Sportgeschäft erfahren. DiBenedetto ist Partner der New England Sports Ventures (NESV), denen bereits der Baseballklub Boston Red Sox inklusive Stadion, 80 Prozent des Fernsehsenders New England Sports Network und die Hälfte des Nascar-Teams Roush Fenway Racing gehören. Im vergangenen Herbst erwarb NESV, zu dessen Teilhabern auch die „New York Times“ gehört, 100 Prozent der Anteile des PremierLeague-Vereins FC Liverpool.

Dieser Besitz könnte sich als Problem für den AS Rom herausstellen. „Die Regularien der Uefa für die Teilnahme an Champions League und Europa League verbieten eine Doppelbesitzerschaft“, erklärte eine Uefa-Sprecherin auf Nachfrage des Tagesspiegels. Sie verwies auf Paragraf drei der aktuellen Regeln. Danach sind Klubs, die Anteile an anderen Vereinen halten oder in deren Management involviert sind, von einer Teilnahme an den Uefa-Wettbewerben ausgeschlossen. Der Ausschluss betrifft denjenigen der beiden Vereine, der sich sportlich für den geringer eingestuften Wettbewerb qualifiziert hat oder – bei gleichem Wettbewerb – auf der Rangliste der Klubs weiter hinten rangiert. Weil Liverpool wie Rom auf die Europa League zusteuert, beträfe der Ausschluss den italienischen Verein. Der Londoner „Guardian“ hatte bereits auf diesen Interessenkonflikt hingewiesen.

Die Doppelbesitzerschaft war nicht das einzige Problem von DiBenedetti in dieser Woche. Seine abschätzigen Bemerkungen über das römische Olympiastadion, in dem der AS Rom seine Heimspiele austrägt, verletzten den Stolz italienischer Sportfunktionäre. Der Amerikaner hatte bemerkt, die Laufbahn im Olympiastadion sei der Stimmung bei Fußballspielen abträglich. „Sein erster Schritt war ein Fehlschritt“, sagte der Präsident des Olympischen Komitees Italiens, Gianni Petrucci. Demonstrativ wies Petrucci auf die Verdienste der alten Klubbesitzer hin.

Trotz des zunehmenden Widerstands der römischen Sportaristokratie kann DiBenedetti sich weiterhin auf die Unterstützung der verkaufswilligen Bank aus Mailand verlassen. „In 20 Tagen setzen wir die Unterschrift unter den Vertrag“, erklärte ein Sprecher von Unicredit. Mit dem Geschäftsmann aus Übersee dürfte eine neue Zeitrechnung in dem von einheimischen Unternehmern noch ziemlich antiquiert betriebenen Business der Serie A anbrechen. Ob das eine Verbesserung darstellt oder nur einen Ausverkauf einläutet, wird die Zukunft zeigen.

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