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Sport: Auf Abstand

Werder Bremen hat Hertha inzwischen überholt – nicht nur auf kurze Sicht

Berlin - In diesem Sommer hat Dieter Hoeneß mit Hertha BSC seinen letzten kleinen Erfolg gegen den SV Werder Bremen feiern können. Beide Vereine buhlten vor der Saison um den Leverkusener Mittelfeldspieler Yildiray Bastürk, und obwohl die Bremer als Deutscher Meister und Teilnehmer an der Champions League die besseren Argumente zu haben schienen, entschied sich der türkische Nationalspieler für den Berliner Fußball-Bundesligisten. Herthas Manager Dieter Hoeneß hat im Sommer seine Genugtuung kundgetan, dass ein ambitionierter Spieler wie Bastürk sich nicht nur vom kurzfristigen Erfolg der Bremer habe blenden lassen.

Langfristig sieht Hoeneß seine Hertha nämlich immer noch in der besseren Position als Werder. Der Beginn dieser Saison aber hat gezeigt, dass die Bremer den Berlinern nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig inzwischen voraus sind. In der Champions League steht der SV Werder nach dem 5:1-Sieg gegen Anderlecht vor dem Einzug in die nächste Runde, und in der Bundesliga gehört der Meister auch in dieser Saison wieder zur Spitzengruppe. Davon kann Hertha (Platz neun mit sechs Punkten Abstand auf einen Uefa-Cup- Platz) im Moment nur träumen.

Dabei ist es erst 18 Monate her, dass Hertha sogar noch einen knappen Vorsprung vor den Bremern hatte. Am letzten Spieltag der Saison 2002/03 zogen die Berliner an Werder vorbei auf einen Uefa-Cup-Platz. Seitdem aber bewegt sich Hertha zwischen Abstiegszone und Mittelmaß. Die letzten drei Spiele gegen Bremen haben die Berliner 0:3, 1:6 (im Pokal) und 0:4 verloren. Trotzdem sagt Yildiray Bastürk: „Ich bin immer noch davon überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“ Hertha sei ein Verein, in dem langfristig gearbeitet werde.

Allerdings kann man auch den Bremern nur schwer vorwerfen, dass sie allein auf den kurzfristigen Erfolg schielten. In der Zeit, in der Hertha sechs Trainer (Jürgen Röber, Falko Götz, Huub Stevens, Andreas Thom, Hans Meyer und jetzt wieder Götz) beschäftigt hat, war es bei Werder nur einer: Thomas Schaaf. Mit dem früheren Profi haben die Bremer auf der Trainerposition eine personelle Konstanz erreicht, die inzwischen in der Bundesliga ungewöhnlich ist. Von den 18 Erstligatrainern ist nur Volker Finke (SC Freiburg) länger im Amt.

Die gewachsene Bedeutung des SV Werder im deutschen Fußball lässt sich auch daran ermessen, dass immer mehr Bremer Spieler angeblich für Hertha interessant sind. Mit Tim Borowski hat Dieter Hoeneß bereits vor drei Jahren einmal verhandelt; jetzt sind in den Medien auch die Namen Christian Schulz, Fabian Ernst und Angelos Charisteas genannt worden. „Unser Part an dieser Geschichte geht gegen null“, sagt Herthas Manager.

Im Gegenzug hat das Fachmagazin „Kicker“ in seiner aktuellen Ausgabe vom Interesse der Bremer an Herthas Kapitän Arne Friedrich berichtet, dessen Vertrag am Ende dieser Saison ausläuft. Hoeneß macht sich deswegen keine allzu großen Sorgen. Er glaubt, „dass ein Journalist da ein bisschen überaktiv war“. Klaus Allofs, der Manager der Bremer, wird mit den Worten zitiert: „Für einen Nationalspieler, der sich sportlich verbessern und in Deutschland bleiben will, gibt’s ja nicht viele Möglichkeiten.“ Werder Bremen ist inzwischen eine davon.

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