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Sogar die Wände sind orange gestrichen. Arjen Robben, mit vollem Haupthaar in seiner Heimat Bedum bei Groningen.

© privat

Auf Heimatbesuch: Willkommen in Robbenland

In der Heimat des holländischen Nationalspielers und Bayern-Stürmers Arjen Robben wird zur EM sogar ein Lokal für ihn umgebaut. Aber die Begeisterung war schon mal größer.

In Bedum, einem holländischen Ort bei Groningen, hat Wim Heemstra viele junge Leute kommen und gehen sehen. Heemstra ist seit 40 Jahren Lehrer in Bedum. Wegen eines ehemaligen Schülers wird er häufig um Auskunft gebeten: Arjen Robben. Die Familie des holländischen Nationalspielers wohnt immer noch dort. Bedum ist – mehr noch als der Rest der Niederlande – „Robbenland“. Die Frage liegt da auf der Hand: Bedum vor dem alles entscheidenden Spiel heute, wie muss man sich das vorstellen?

„Die Stimmung ist noch sehr gut. Wir haben Hoffnung, dass die Deutschen gegen Dänemark und wir gegen Portugal gewinnen“, erzählt Heemstra, der auch dem Vorstand der Voetbalvereniging Bedum angehört. Dann, aber nur dann hätten die Niederländer, die bei der Europameisterschaft bisher zweimal und zuletzt gegen Deutschland verloren haben, noch eine Chance auf das Weiterkommen ins Viertelfinale. Im Groninger Land, wo man laut Heemstra generell „etwas skeptischer“, allgemein „nüchterner“ ist als im Rest der Niederlande, habe das die Euphorie bereits merklich gedämpft. „Ach wissen Sie, wir sind nicht so oranje wie 2010“, gewährt Heemstra einen Einblick in die Bedumer Seele. Das Erreichen des Endspiels bei der Weltmeisterschaft 2010 sei eine Überraschung gewesen, die alle ergriffen habe. Heute ist man abgeklärter, allen voran Wim Heemstra, der die Ausgangslage vor dem letzten EM-Gruppenspiel messerscharf analysiert: „Die Jungs haben alle individuelle Qualitäten, aber das Spiel ist nicht mehr so spritzig.“

Das ändert freilich nichts an der unverbrüchlichen Treue zum großen Sohn und vielleicht größten Individualisten der holländischen Mannschaft: „Natürlich stehen wir alle hinter Arjen, unserem alten Platzkameraden.“ Natürlich scheint eh recht viel in diesem laut Heemstra verhältnismäßig verhaltenen Bedum: Natürlich habe er mit seiner Klasse 6a das ganze Klassenzimmer mit Flaggen und Postern geschmückt. Gemeinsam tippten sie immer, wie das Spiel ausgeht. „Ein schöner Wettstreit“, findet Heemstra. Natürlich.

Wie sollten sie hier aber auch nicht oranjebegeistert und Robben-Fans sein? Heemstra kennt Robben seit dessen sechstem Lebensjahr, die Voetbalvereniging Bedum war Robbens erster Verein. „Wir bleiben in Bedum Fans von Robben, auch wenn er zurzeit nicht die gewohnte Form hat.“ Selbst, wenn die Fußballeuphorie nicht das Ausmaß hat wie noch vor zwei Jahren – Bedum und seinen berühmtesten Sohn verbindet ein Urvertrauen. Zu dem gehört natürlich auch ein Verständnis für Schwächephasen: „Hohe Bäume fangen viel Wind, sagen wir hier im Norden“, sagt Wim Heemstra. „Aber Arjen hat die letzten Wochen zu viele Enttäuschungen erlebt, gegen Dortmund, gegen Chelsea. Er ist momentan nicht so stark.“

Am Sonntag geht Wim Heemstra nicht in das Grand Café Koning, das seit Jahren zur WM und EM zum Robben-Café wird, in dem man auf fünf Bildschirmen den Spielen der Elftal zuschauen kann. „Ich schaue mir das Spiel zu Hause an, dort kann ich besser mit meinen Emotionen umgehen“, sagt Heemstra. Sein Tipp? „Ich bleibe optimistisch, Deutschland schlägt Dänemark 2:0 und wir besiegen die Portugiesen 3:1!“ Dann würde Bedum auch wieder „ein bisschen mehr oranje“ sein.

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